(Motorsport-Total.com) – Honda rangiert nach sechs Rennen der laufenden MotoGP-Saison 2022 auf dem sechsten Platz der Konstrukteurs-WM und ist damit aktuell das Schlusslicht in Reihen der sechs Hersteller.
Seitdem Pol Espargaro mit einem dritten Platz beim Auftaktrennen in Katar in die Saison gestartet ist, hat die Honda-Truppe noch keinen weiteren Podestplatz bejubeln dürfen.
Marc Marquez hatte zuletzt beim Grand Prix von Spanien in Jerez zwar Chancen auf das Podest, hat es mit P4 aber letztlich knapp verpasst. Das Problem: Die Fahrer verstehen die für 2022 komplett neu konzipierte Honda RC213V noch nicht genug, um das Potenzial voll ausschöpfen zu können. Das betrifft sowohl die Honda-Werkspiloten als auch die LCR-Honda-Piloten.
Darüber, wer im Honda-Lager die Entwicklungsrichtung vorgibt, gibt es keinen Zweifel. Es ist der sechsmalige MotoGP-Champion Marc Marquez. „Er ist einer der besten Fahrer im Feld. Er kennt Honda sehr gut. Seine Aussagen als Werkspilot sind sehr wichtig, auch für uns“, sagt Takaaki Nakagami, weist aber sofort darauf hin: „Weil das diesjährige Motorrad auf einem völlig neuen Konzept basiert, müssen wir das alle erst noch verstehen.“
„Das fehlende Gefühl für das Vorderrad ist die Schwachstelle“, betont Nakagami ganz klar. Honda-Speerspitze Marquez hatte dies am Jerez-Wochenende bestätigt und zugegeben, dass er im Sattel der diesjährigen RC213V das Limit noch nicht versteht.
Aber: „Alles hängt von Marcs Aussagen ab“, stellt Nakagami klar und gibt ein Beispiel: „Wenn er Nein zu etwas sagt, dann heißt das Nein für alle [Honda-]Fahrer. Wenn jemand Ja sagt, aber Marc sagt Nein, dann bedeutet das trotzdem Nein.“
„Im Werksteam hast du vielleicht die Möglichkeit, trotzdem mal einen komplett anderen Weg einzuschlagen“, denkt Nakagami an Pol Espargaro und spannt den Bogen zu LCR-Honda: „In seinem Satellitenteam ist das aber nicht möglich. Das ist manchmal schon schwierig und manchmal auch schwer zu akzeptieren. Aber wir müssen uns darauf einstellen und das Beste draus machen.“
Nakagamis LCR-Teamkollege Alex Marquez hatte kürzlich von zwei Entwicklungsrichtungen bei Honda gesprochen, nämlich einer Richtung für ihn und seinen Bruder, und einer zweiten Richtung für Espargaro und Nakagami. Weil diese Aussage bei den Honda-Bossen nicht gut ankam, präzisiert der junge Marquez auf Nachfrage unserer spanischen Kollegen von ‚Motorsport.com‘, was er genau meinte.
„Ich glaube, ich wurde missverstanden“, sagt Alex Marquez. „Wir arbeiten nicht in zwei Richtungen. Wir arbeiten alle in die gleiche Richtung. Und die Entwicklungsteile sind für alle, nicht nur für einen Fahrer. Wir alle versuchen gemeinsam das Problem im Bereich des Vorderrads zu lösen.“
„Was ich gesagt habe war, dass Marc und ich aufgrund unserer Fahrstile vielleicht etwas mehr unter dem Problem leiden. Wenn es aber Verbesserungen gibt und es uns gelingt, mit dem Motorrad einfacher einzulenken, dann werden auch Nakagami und Pol einen großen Schritt vorankommen. Auch sie werden dann die Stärke dieses Bikes, nämlich den Grip am Hinterrad, besser nutzen können.“
Der von Alex Marquez angesprochene Grip am Hinterrad schien vor allem zu Beginn der Saison tatsächlich die große Stärke der neuen Honda zu sein. Espargaro hatte sich am Katar-Wochenende regelrecht begeistert geäußert. In den fünf Rennen seither aber hat er es nicht einmal mehr in die Top 8 geschafft. Die bisher besten Ergebnisse 2022 von Nakagami und Alex Marquez sind jeweils ein siebter Platz.
Alex Marquez sagt: „Es ist offensichtlich, dass wir hin und wieder Schwierigkeiten mit mangelndem Grip haben. Das liegt aber nicht am Hinterrad. Es ist einfach so, dass wir den Grip nicht nutzen können. Denn so, wie wir auf diesem Motorrad sitzen, können wir es am Kurvenausgang nicht richtig aufrichten und sind daher nicht in der Lage, die volle Leistung des Motors zu nutzen.“
Text von Mario Fritzsche, Co-Autor: German Garcia Casanova
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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