Scott Redding - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Scott Redding reist mit 59 Punkten Rückstand auf Jonathan Rea nach Estoril

(Motorsport-Total.com) – Nach den Siegen in Lauf eins am Samstag und im Superpole-Rennen am Sonntag deutete alles darauf hin, dass Jonathan Rea den Sack im zweiten Hauptrennen von Magny-Cours zumacht und sich wie in den vergangenen Jahren vorzeitig als alter und neuer Weltmeister feiern lassen kann. Doch daraus wurde nichts.

WM-Herausforderer Scott Redding (Ducati) stürmte im zweiten Rennen zum Sieg (zum Rennbericht). Loris Baz (Ten-Kate-Yamaha) wurde Zweiter. Platz drei hätte Jonathan Rea gereicht, doch ausgerechnet Chaz Davies (Ducati) verhinderte die WM-Feierlichkeiten des Titelverteidigers.

Sieg sorgt für Erleichterung und schenkt Hoffnung
Redding jubelte über den Sieg und wirkte sichtlich erleichtert. „Es ist gut, das Wochenende so zu beenden“, freut sich der Superbike-WM-Rookie. „Die Leute haben gemeint, dass ich nicht gut im Regen bin. Ich wollte beweisen, dass das Unsinn ist.“

In der Meisterschaft liegt Redding vor dem finalen Wochenende 59 Punkte zurück. Bei maximal 62 zu holenden Punkten ist der Titel theoretisch möglich, doch bei einem Sieg in Lauf eins würde Jonathan Rea ein 13. Platz ausreichen, um die Meisterschaft sicherzustellen. „Der Rückstand ist groß, doch alles ist möglich bei den letzten Rennen der Saison“, bemerkt Redding kampfstark.

Wertvolle Erfahrungen für die Zukunft
Die Erfahrungen aus Magny-Cours werden Redding auch mit Blick auf 2021 helfen, denn jetzt weiß der Brite, dass er mit der Ducati Panigale V4R auch im Nassen gewinnen kann. „Das Kennenlernen der Strecke war hier nicht das Problem. Es ging eher darum, ein Gefühl für den Reifen aufzubauen“, bestätigt er.

„Es geht darum, möglichst viel zu lernen. Ich bin wie ein Schwamm und lerne, wie es bei Regen ist, wie es bei Mischbedingungen ist, wie ich mit der Elektronik umgehen muss und solche Dinge. Wir haben das gesamte Wochenende dafür benötigt. Jetzt im finalen Rennen des Wochenendes funktionierte es gut. Zuvor hatte ich immer mit irgendetwas zu kämpfen“, berichtet Redding.

„Jetzt haben wir das alles erledigt. Jonathan fährt seit fünf Jahren mit dem gleichen Motorrad. Er fuhr vermutlich öfter bei solchen Bedingungen als ich überhaupt mit einem Superbike. Sie haben das Wissen“, vergleicht Redding. „Wir müssen die Wochenenden so gut es geht nutzen, um möglichst viele Informationen für mich zu sammeln. Zudem ist es nach wie vor ein neues Motorrad.“

Scott Redding lernt, wie sich die Pirelli-Regenreifen verhalten
Im zweiten Lauf wirkte Redding sehr entschlossen. „Bei den beiden ersten Runden erkannte ich, dass Jonathan nicht davonziehen kann. Ich sorgte mich um die Temperatur der Reifen. Ich wusste nicht, wie lange die Reifen halten, wenn der Kurs abtrocknet, ob das fünf oder 50 Runden sind“, bemerkt er.

„Ich pushte und schonte die Reifen gleichzeitig. Ich fuhr so gut es geht über die nassen Stellen. Ich erkannte, dass ich den Fahrern hinter mir davonfahren konnte. Einerseits freute ich mich darüber, doch andererseits hatte ich Angst, dass der Reifen gleich verschlissen ist“, schildert der WSBK-Rookie.

Am Samstag hatte Redding noch einige Probleme zu Rennbeginn, war gegen Rennende aber schnell unterwegs. „Zu Beginn des ersten Rennens fühlte ich mich nicht wohl. Ich hatte kein Vertrauen, das Motorrad in die Kurven zu lehnen. Doch das Vertrauen wuchs im Laufe des Rennens und ich wurde schneller“, kommentiert er das Samstags-Rennen.

„Beim Beschleunigen verlor ich Zeit. Beim Bremsen und in den Kurven war ich am Ende stark. Ich musste beim Bremsen viel riskieren, um die Probleme beim Beschleunigen zu kompensieren“, nennt er die Probleme des ersten Rennens am Samstag.

Ist Estoril eine Ducati-Strecke?
In diesem Jahr findet das WSBK-Saisonfinale auf der ehemaligen GP-Piste in Estoril statt. Scott Redding kennt den Kurs. Kommt das Layout der Ducati entgegen? „Schwer zu sagen. Dort war zuletzt kaum jemand unterwegs. Ich fuhr dort vor vielen Jahren. Gut ist, dass noch niemand mit den aktuellen Motorrädern dort fahren konnte. Es wird ein interessantes Wochenende“, erwartet Redding.

„Wir müssen alles geben und alles versuchen. Warten wir es ab. Dann werden wir sehen, ob die lange Gerade uns hilft. Es gibt aber auch winklige Passagen, die anderen Motorrädern liegen könnten“, grübelt der Brite. „Wichtig ist, dass wir am ersten Tag ein gutes Gefühl aufbauen können.“

Text von Sebastian Fränzschky

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