(Motorsport-Total.com) – Es steht außer Frage, dass Yamaha die Entwicklung der MotoGP-Maschine beschleunigen muss, um den Anschluss an die Spitze wiederherzustellen.
Im Laufe der MotoGP-Saison 2023 brachte Yamaha aber nicht allzu viele neue Teile, um die Performance der M1 zu verbessern.
Die wohl auffälligste Änderung war ein neuer Auspuff, der von den Werkspiloten Fabio Quartararo und Franco Morbidelli nicht verwendet wird. Obwohl die Performance damit besser ist, verzichten die Yamaha-Piloten darauf.
Das Problem: Durch den neuen seitlichen Auspuff ist die Yamaha M1 deutlich leiser als mit dem bisherigen Auspuff. Yamaha-Testpilot Cal Crutchlow erklärt: „Bei den Tests habe ich den Auspuff sehr intensiv verwendet. Das Problem ist aber, dass ich nichts höre. Es ist, als ob man ein Elektro-Motorrad fährt. Das ist mein größtes Problem bei diesem Auspuff.“
Warum der Sound für die MotoGP-Piloten so wichtig ist
„Fabio probierte ihn und ließ ihn nach drei Runden wieder abbauen, weil er nichts hören konnte“, erinnert sich Crutchlow an den MotoGP-Test in Jerez im Frühling. Doch warum ist es so wichtig, dass das Motorrad akustisch heraussticht?
„Der Fahrer verlässt sich so stark auf das Geräusch“, schildert Crutchlow. „Man denkt vielleicht, dass wir die Gänge wechseln, wenn die Lichter aufblinken. Doch wenn man nichts hört, dann wird es für uns ziemlich schwierig.“
„Ich musste auf das Display schauen, ob ich im richtigen Gang fahre. Das ist nicht gut, wie man sich vorstellen kann. Die Leistungsentfaltung ist (mit dem neuen Auspuff) sanfter. Das ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Aber es ist nicht der große Schritt, der nötig ist. Den großen Schritt müssen wir mit dem Motor machen“, ist der Yamaha-Testpilot überzeugt.
Cal Crutchlow sammelt Daten mit dem neuen Auspuff
Bei seinem Einsatz in Motegi verwendete Crutchlow widerwillig den neuen Auspuff. „Sie wollten, dass ich mit dem Auspuff fahre, um Daten zu sammeln. Das Problem ist, dass ich ihn nicht höre. Es ist, als ob ich rumfahre, ohne das Gas zu öffnen. Man muss sich dann voll auf die Anzeigen verlassen. Wenn man das tut, dann weiß man aber nie, ob man gut aus der Kurve herausgekommen ist“, kritisiert er.
„Zudem landet man dann öfter im Drehzahlbegrenzer, weil man den Motor nicht hört. Bei den finalen 2.000 Umdrehungen pro Minute dreht der Motor sehr schnell hoch. Dann ist man plötzlich am Ende und das Motorrad landet im Drehzahlbegrenzer, was Zeit kostet“, erklärt Crutchlow.
Warum KTM mit einem ähnlichen Auspuff-Layout besser zurechtkommt
Optisch erinnert der neue Yamaha-Auspuff an die Lösung, die von KTM seit einer Weile verwendet wird. „KTM hat die gleiche Art von Auspuff“, bestätigt Crutchlow. „Brad (Binder) und Jack (Miller) meinen, dass man sich daran gewöhnt. Das Problem ist, dass deren Motorrad schon von Haus aus deutlich lauter ist als die Yamaha. Sie können den Auspuff also noch hören, wir nicht. Unser Motorrad war bereits sehr leise.“
Und nicht nur akustisch ist der neue Yamaha-Auspuff gewöhnungsbedürftig. „Die Vibrationen sind eine weitere Sache“, so Crutchlow. „Die Yamaha hat den Auspuff an der Seite. Man fühlt die Vibrationen mit dem Fuß. Diese Vibrationen spürt man nicht mehr mit dem neuen Auspuff. Man kann sich also auch nicht mehr darauf verlassen.“
In seiner typischen Art und Weise lieferte Crutchlow den Yamaha-Ingenieuren noch einen Vorschlag, um das Problem zu lösen: „Ich bat sie, ein Loch in die Unterseite zu machen“, scherzt der ehemalige MotoGP-Stammpilot.
Text von Sebastian Fränzschky
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