(Motorsport-Total.com) – Wenn am kommenden Wochenende die Saison 2023 der Superbike-WM in Australien beginnt, zählt Titelverteidiger Alvaro Bautista zum engen Kreis der Favoriten – wenn nicht gar zum Topfavorit.
Anfang der Woche beeindruckte der Ducati-Fahrer beim Test auf Phillip Island mit starken Rundenzeiten.
Wiederholt sich 2019, als Bautista die beiden Hauptrennen mit jeweils mehr als zehn Sekunden Vorsprung gewonnen hat? „Tests sind eine Sache, Rennen eine andere“, lacht Bautista bei ‚WorldSBK.com‘.
„Ich bin mit dem Gefühl für das Motorrad sehr zufrieden, aber ich denke nicht, dass ich der Favorit bin. Es gibt viele schnelle Fahrer, vor allem mit Blick auf den WM-Titel.“ Erstmals in seiner Karriere wird Bautista mit der Startnummer 1 fahren.
Als der Spanier im Jahr 2006 den Weltmeistertitel der 125er-Klasse gewonnen hat, wechselte er in der Saison darauf in die 250er-Klasse. Somit durfte er damals nicht die Nummer 1 tragen. Erstmals wird Bautista versuchen, einen WM-Titel zu verteidigen.
Die Startnummer 1 sieht er als „persönliche Motivation“: „Jetzt bin ich der Fahrer, den es zu schlagen gilt. Deshalb denke ich, dass das schwieriger ist, sich gegen alle Fahrer zu verteidigen statt nur einen Fahrer zu attackieren.“
Im vergangenen Jahr merkte Toprak Razgatlioglu (Yamaha) an, dass die Nummer 1 einen immensen Druck bedeutete. Er würde in Zukunft im Falle eines weiteren WM-Titels bei seiner Startnummer 54 bleiben.
Jonathan Rea fuhr als Weltmeister immer mit der Nummer 1. Von 2016 bis Ende 2021 trug seine Kawasaki durchgehend die 1. „Ich weiß aus Erfahrung, wie schwer die Startnummer 1 wiegt“, merkt Rea bei ‚WorldSBK.com‘ an. „2015 hatte ich eine tolle Saison, aber 2016 war ein Desaster.“
„Ich habe Fehler gemacht. Man ist nicht mehr der Underdog. Man hat das Gefühl, dass man vorne bleiben muss. Als Weltmeister ist man an der Spitze. Der einzige Weg führt nach unten. Der Druck ist hart. Man bekommt die Angst, den Weltmeistertitel wieder zu verlieren.“
„Manchmal hilft einem das, manchmal nicht.“ Aber Rea glaubt, dass Bautista mit 38 Jahren mit dem Druck umgehen wird können: „Alvaro ist jetzt älter als ich, als ich das erste Mal Weltmeister war. Er hat ein tolles Paket und es sollte okay sein.“
Ducati hat die Panigale V4R in Details weiterentwickelt, die auch optisch erkennbar sind. „Es sind viele neue Dinge. Der Auspuff führt nun nach hinten oben. Auch die Aerodynamik ist etwas anders“, zählt Bautista auf. „Der Motorcharakter ist etwas anders.“
„Die Unterschiede sind nicht so groß, aber man kann sie optisch sehen. Beim Fahren fühlt es sich nicht so anders an. Die Aerodynamik wurde etwas angepasst, damit wir auf der Geraden weniger Luftwiderstand haben, aber gleichzeitig den gleichen Anpressdruck auf den Vorderreifen haben.“
„Der neue Auspuff ist mehr ästhetischer Natur als für die Performance. Bei der neuen Motorcharakteristik spüre ich, dass ich sanfter aus den Kurven herauskomme.“ Mit den Änderungen will Ducati das schon schlagkräftige Paket noch besser machen.
Jonathan Rea sieht Fortschritte bei Kawasaki
Aber auch Kawasaki hat viel an der Ninja ZX-10RR gearbeitet. „Mit dem 2023er-Motorrad fühle ich mich stark und habe Vertrauen“, nickt Rea. „In der Winterpause haben wir an verschiedenen Dingen gearbeitet und das Paket zusammengestellt.“
„Ich bin ungefähr dort, wo ich sein sollte. Ich bin nicht vorne, aber auch nicht hinten. Wir haben viele Teile getestet. Ich würde sagen, dass das Gesamtpaket besser als im Vorjahr ist. Aber es ist schwierig genau zu sagen, in welchem Bereich wir uns verbessert haben.“
Als im vergangenen November das Saisonfinale in Phillip Island ausgetragen wurde, spielte auch das Wetter mit teilweise Regen eine große Rolle. Rea gewann das erste Rennen und stand auch im Superpole-Rennen und in Lauf 2 auf dem Podest.
Jetzt im Februar sollte es deutlich wärmer sein. Kawasaki hat das als eine Schwäche ausgemacht. Deshalb gibt es Fragezeichen. „Den ganzen Winter haben wir nicht bei Temperaturen von 40 Grad getestet“, merkt Rea an. „Die Reifentemperaturen werden noch höher sein. Wir müssen abwarten. Mein Ziel lautet, um das Podium mitzukämpfen.“
Text von Gerald Dirnbeck
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