(Motorsport-Total.com) – Andrea Dovizioso, ehemaliger MotoGP-Fahrer und mehrfacher Vizeweltmeister, weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, sich in einem Titelkampf gegen Marc Marquez behaupten zu müssen.
Der Italiener kämpfte jahrelang im Ducati-Werksteam gegen den damals mit Honda dominierenden Spanier.
Seit dieser MotoGP-Saison fährt Marquez selbst eine Ducati – noch im Gresini-Team, ab 2025 dann im Ducati-Werksteam. Dort wird er neuer Teamkollege von Francesco Bagnaia werden, der in dieser Saison gegen Jorge Martin um den Titel kämpft.
„Dieses Jahr hat sich Marc sehr gut geschlagen“, bewertet Dovizioso die erste Ducati-Saison seines einstigen Rivalen bei GPOne.com. „Einige Fehler hat er gemacht, aber das waren alles Fehler, um sich auf das nächste Jahr vorzubereiten. Er brauchte Zeit, um sich an neue Situationen und das Motorrad zu gewöhnen.“
„Meiner Meinung nach hat er gut gearbeitet und sich bis zum Ende der Saison in vielen Dingen verbessert. Jetzt hat er eine konstante Leistung, die sehr gut für Ducati ist, aber er muss noch weitere kleine Schritte nach vorne machen.“
Damit würde Bagnaia alle Zweifel ausräumen
Mit dem Wechsel ins Ducati-Werksteam hat Marquez nicht nur Martin ausgestochen, der lange als Favorit für den Aufstieg galt, sondern sich in eine Position für weitere Titel gebracht, weiß Dovizioso: „Marc hat sich genau die Situation geschaffen, die er wollte, die ihm den Weg zu weiteren Weltmeisterschaften öffnet.“
Für Bagnaia, der bereits zwei Titel mit Ducati gewonnen hat, sieht er Marquez‘ Ankunft als Test. „Bagnaia würde alle Zweifel um ihn herum ausräumen, wenn er Marquez schlägt, obwohl er bereits ein Spitzenfahrer ist“, analysiert der Italiener.
Er zieht auch einen Vergleich zwischen der künftigen Teamdynamik von Bagnaia und Marquez und seiner damaligen Situation mit Jorge Lorenzo 2017. Als Ducati in der Saison Lorenzo ins Team holte, war dies laut Dovizioso ein Zeichen dafür, dass es intern Zweifel an der aktuellen Fahreraufstellung gab.
„Die Situation mag jetzt ähnlich erscheinen, ist aber anders. Lorenzo wurde geholt, weil es bei Ducati Leute gab, die nicht an die Fahrer glaubten, auf die sie ursprünglich gesetzt hatten“, blickt er zurück. Bei Marquez hingegen handele es sich um „eine einfache Präferenz“, da mit Bagnaia bereits ein Champion an Bord ist.
Auf die Frage, was er Bagnaia mit Blick auf die Saison 2025 empfiehlt, rät Dovizioso, sich durch Marquez‘ Präsenz nicht zu sehr verunsichern zu lassen. „Pecco muss das tun, was er dieses Jahr gemacht hat, nämlich sich auf sich selbst, seine eigenen Stärken und sein Potenzial zu konzentrieren“, sagt „Dovi“.
Dovizioso: Habe von Lorenzo auch profitiert
Da er selbst an der Konkurrenz mit Lorenzo „gewachsen“ sei, ist er überzeugt, dass der Kampf mit einem starken Teamkollegen eine Chance zur Weiterentwicklung sein kann, jedoch nur, wenn Bagnaia darauf achte, nicht zu sehr auf Marquez zu schauen.
„Es ist nützlich, eine solche Referenz zu haben, um sich zu verbessern. Ein wichtiger Aspekt ist jedoch, dass man sich immer auf sich selbst konzentriert, denn wenn man zu sehr auf den anderen schaut, besteht die Gefahr, dass man außen vor bleibt.“
Abseits dieser Diskussionen blickt Dovizioso auch auf den laufenden Titelkampf 2024 zwischen Martin und Bagnaia. „Man könnte sagen, dass die Situation jetzt relativ klar ist. Aber im Motorradsport gilt: Sag niemals nie“, betont er vor dem Saisonfinale in Barcelona, das die Titelentscheidung bringen wird.
Faktoren wie die Reifenwahl von Michelin und das Wetter in Barcelona könnten das Blatt noch einmal wenden. Dovizioso sieht dennoch Martin leicht im Vorteil: „In meinen Augen hat Martin die Lage unter Kontrolle und kann sie managen.“
Text von Juliane Ziegengeist
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