Bei seinen 105 Starts in der 500er-Klasse brachte es Kevin Schwantz auf 25 Siege und nicht weniger als 51 Podestplätze.
Im Jahr 1993 setzte sich der US-Amerikaner die WM-Krone auf, nachdem Landsmann und Dauerrivale Wayne Rainey auf dem Weg zum möglichen vierten Titel in Folge in Misano schwer zu Fall kam und seitdem an den Rollstuhl gefesselt ist. Eineinhalb Jahre nach Raineys Sturz zog sich Schwantz von der Grand-Prix-Bühne zurück.
Vor wenigen Wochen aber setzte sich der mittlerweile 49-jährige Texaner wieder auf eine Rennmaschine und fuhr beim 8-Stunden-Rennen von Suzuka gemeinsam mit Noriyuki Haga und Yukio Kagayama prompt auf Platz drei. Wenn er gerade nicht selbst im Sattel sitzt, verfolgt Schwantz das aktuelle MotoGP-Geschehen mit großem Interesse. So ist Ben Spies seit seiner Suzuki-Zeit in der US-Superbike-Meisterschaft (AMA) ein guter Kumpel von Schwantz, der in seiner gesamten Grand-Prix-Karriere für keinen anderen Hersteller als Suzuki fuhr.
Während Spies nach langer Verletzungspause am kommenden Wochenende in Indianapolis sein Comeback auf der Pramac-Ducati gibt, geht der Kampf um den MotoGP-Titel langsam aber sicher in die heiße Phase. Nach neun von 18 Saisonrennen liegt Rookie Marc Marquez vor seinem Honda-Teamkollegen Dani Pedrosa und Titelverteidiger Jorge Lorenzo (Yamaha) an der Spitze der Gesamtwertung.
Doch während sich Marquez bisher nur in Mugello eine Blöße gab und 20 schon sicher geglaubte WM-Punkte ins Kiesbett der Savelli-Kurve warf, legten sich Lorenzo und Pedrosa in den vergangenen Wochen deutlich übler hin. Die beiden Routiniers bezahlten mit körperlichen Blessuren und hatten so unfreiwillig großen Anteil daran, dass Youngster Marquez als WM-Spitzenreiter in die zweite Saisonhälfte geht.
Sowohl Lorenzos Sturz auf feuchter Piste in Assen als auch Pedrosas Highsider auf dem Sachsenring wären laut Schwantz vermeidbar gewesen. „Wenn ich in Lorenzos Box sitzen würde, dann würde ich ihm schon die Frage stellen ‚Warum musstest du im verregneten Freien Training in Assen so viel riskieren? Diese Pfütze war bekannt und angesichts der Schräglage, in der du ankamst, hättest du wissen müssen, was passiert'“, so Schwantz gegenüber ‚Racer.com‘
Im Falle von Pedrosa ortet der US-Amerikaner eine folgenschwere Veränderung der Herangehensweise nachdem bekannt war, dass Lorenzo in Folge seines zweiten Highsiders innerhalb von sieben Tagen am Sachsenring-Sonntag fehlen würde. Doch nach seinem eigenen Highsider im dritten Freien Training musste auch Pedrosa den Großen Preis von Deutschland vor dem Fernseher verfolgen. „Dani dachte sich wohl, er müsste sich nach Lorenzos Verletzung nur noch um seinen eigenen Teamkollegen Sorgen machen. Womöglich war er deshalb etwas entspannter und beging einen Fehler“, mutmaßt Schwantz.
Aus seiner Erfahrung heraus appelliert der langjährige Suzuki-Pilot, dass man im Titelkampf stets auf der Hut sein müsse und eine Veränderung der Herangehensweise niemals zulassen dürfe. „Egal ob MotoGP, AMA, Superbike-WM oder was auch immer. Man darf niemals glauben, dass man es in der Tasche hat. Man muss sich in jeder einzelnen Session voll konzentrieren und darf sich keine dummen Fehler erlauben. Schließlich bedeutet ein Fehler bei diesen Geschwindigkeiten, dass man stürzt und sich weh tut“, so Schwantz‘ Appell an die MotoGP-Titeljäger 2013. Den Vorwurf, Marquez‘ WM-Führung sei nur auf Glück zurückzuführen, lässt der 500er-Weltmeister von 1993 jedenfalls nicht gelten…
Text von Mario Fritzsche
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