Jorge Martin absolvierte am Dienstag seinen ersten Arbeitstag für Aprilia

(Motorsport-Total.com) – Zwei Tage nach dem MotoGP-Saisonfinale in Barcelona begann für Aprilias MotoGP-Projekt ein neues Kapitel.

Der italienische Hersteller geht in der MotoGP 2025 mit Weltmeister Jorge Martin und Laufsieger Marco Bezzecchi an den Start und nahm beim Nachsaisontest die Arbeit auf. Neben den neuen Fahrern gibt es auch in der Struktur eine wichtige Änderung. Fabiano Sterlacchini ersetzt Romano Albesiano als Technikdirektor.

Das Ziel ist klar: Aprilia will Ducatis Dominanz beenden. „Es ist realistisch, dass wir die Lücke schließen“, hält Rennleiter Massimo Rivola gegenüber MotoGP.com fest. „Natürlich ist die Erwartungshaltung bei Jorge, dem Weltmeister, sehr hoch. Doch wir wollen jetzt keinen Druck ausüben.“

Rivola freut sich über die positive Atmosphäre in der Box und die strahlenden Gesichter der Beteiligten. „Es ist eine sehr schöne Herausforderung“, freut sich der Italiener auf das neue Kapitel. „Wir sind weit von irgendeiner Perfektion entfernt, doch mit unserem Fahreraufgebot können wir sicher gute Ergebnisse erzielen.“

Am Dienstag erhielten Martin und Bezzecchi zum ersten Mal die Chance, die Aprilia RS-GP zu testen. Sie konnten die 2024er-Version und den Prototyp für 2025 fahren. „Beide Fahrer berichteten, dass das Motorrad beim Bremsen und am Kurveneingang sehr schön zu fahren ist. Zudem verfügt das Motorrad über ein gutes Turning“, teilt Rivola die ersten Eindrücke der Neuzugänge.

Doch die Aprilia RS-GP hat nicht nur Stärken. „Unterm Strich ist es mit dem Motorrad schwieriger, die Rundenzeiten zu wiederholen. Daran müssen wir arbeiten“, erklärt Rivola. In der wenig aussagekräftigen Tageswertung landete Weltmeister Martin auf P11 und Teamkollege Bezzecchi auf P13.

Offen ist, ob Martin in der neuen Saison die Startnummer 1 verwendet oder ob er bei der 89 bleibt. „Es ist seine Entscheidung“, kommentiert Rennleiter Rivola „Jorge kann diese Entscheidung frei treffen. Wir üben keinen Druck aus. Für uns ist es bereits eine große Motivation, den Weltmeister im Team zu haben.“

Technikdirektor Fabiano Sterlacchini erkennt positive Signale
Auch für Fabiano Sterlacchini als neuen Technischen Direktor begann am Dienstag ein neues Kapitel. Vor einigen Wochen wurde der ehemalige KTM-Mitarbeiter als Nachfolger von Romano Albesiano bestätigt. Sterlacchini soll Aprilia in der MotoGP zum Erfolg führen. Der Auftakt verlief vielversprechend, auch wenn Weltmeister Martin am Dienstag einen Sturz in Kurve 5 verdauen musste.

„Es war ein guter Start“, bilanziert Sterlacchini. „Jorge und Marco geben die gleichen Kommentare ab. Sie haben ein gutes Gefühl“, freut sich der Aprilia-Ingenieur. „Es sieht gut aus, die Fahrer können das Motorrad auf natürliche Weise fahren und alles läuft nach Plan.“

Da Martin und Bezzecchi von Ducati kommen, hörte Aprilia sehr genau auf die Feedbacks der Neuzugänge. „Die größte Überraschung ist, wie einfach sich das Motorrad in den Kurven zum Scheitel steuern lässt. Das ist eine wichtige Eigenschaft des Motorrads. Wir freuen uns also sehr über diese Kommentare“, bemerkt Sterlacchini.

Jorge Martin kratzte bereits nach wenigen Runden mit dem Oberarm in Kurve 5 auf dem Asphalt – ein deutliches Signal für großes Selbstvertrauen auf dem für ihn ungewohnten Motorrad. „Wenn man ein gutes Gefühl hat, dann erlaubt einem das Motorrad derartige Dinge“, kommentiert Sterlacchini.

Um die Euphorie etwas zu begrenzen, tritt Sterlacchini bewusst auf die Bremse. „Wir müssen die Füße auf dem Boden halten, arbeiten und die Dinge verbessern, bei denen es Raum für Fortschritte gibt“, nennt der neue Aprilia-Technikdirektor den Plan für die kommenden Wochen und Monate.

Aprilia sieht Jorge Martin eher als Chance und nicht als Verantwortung
Es lässt sich nicht abstreiten, dass sich Aprilia mit der Verpflichtung von Weltmeister Martin selbst unter Druck gesetzt hat. Sterlacchini sieht das anders: „Ich habe sehr oft die Worte Druck und Verantwortung gehört. Doch ich sehe es eher als Chance an. Wir haben jetzt einen Fahrer, der vom Referenz-Motorrad kommt und der Referenz-Fahrer ist. Wir wissen, wo wir hin müssen.“

Erstmals in der Geschichte des MotoGP-Projekts brachte Aprilia den Prototyp für die kommende Saison zum Nachsaisontest. Sterlacchini stellt jedoch klar, dass Aprilia kein komplett neues Motorrad gebaut hat.

„Es handelt sich nicht um eine Revolution, aber eine wichtige Evolution. Es gab einige Bereiche, an denen wir arbeiten mussten. Da die Regeln in den vergangenen zwölf Jahren stabil waren, erreicht man eine Art Plateau hinsichtlich der Entwicklung. Deshalb gibt es keine Revolution. Die Revolution werden wir 2027 sehen“, kündigt Sterlacchini an.

In diesem Jahr startete Aprilia mit drei aktuellen Motorrädern in die Saison und ermöglichte Raul Fernandez im Laufe der Saison den Wechsel zur 2024er-Version. Massimo Rivola bestätigte im Rahmen des Barcelona-Tests, dass Aprilia vier 2025er-Bikes einsetzt. Somit kommen auch die beiden Trackhouse-Piloten – Raul Fernandez und Rookie Ai Ogura – in den Genuss der aktuellsten Version.

Warum Raul Fernandez für Aprilia besonders wichtig ist
Die Schonfrist von Raul Fernandez dürfte 2025 vorbei sein. Der Spanier blieb seit seinem Wechsel von der Moto2 in die MotoGP einiges schuldig. „Wir erwarten sehr viel von Raul“, betont Rivola. „Unsere Erwartungen waren bereits für 2024 sehr hoch. Doch dann wechselte er im Laufe der Saison das Motorrad und baute für dieses Motorrad kein besonders gutes Gefühl auf. Wir sollten zudem nicht vergessen, dass er den Sepang-Test zu Saisonbeginn verpasste.“

Raul Fernandez wechselte beim Test zwischen der 2023er-Version und dem 2024er-Bike, um „einige Dinge besser zu verstehen“. Der Spanier hatte noch keine Chance, die 2025er-Aprilia zu testen, machte laut eigenen Aussagen einige Fortschritte bei der Elektronik, die jetzt besser zu seinem Fahrstil passt. Fernandez bezeichnet den Dienstag als „sehr wichtigen Tag“.

In der Wertung landete Fernandez auf der fünften Position und war damit der bestplatzierte Aprilia-Pilot. Im Fahreraufgebot von Aprilia ist Fernandez der einzige Fahrer, der vom 2024er-Kader noch übrig ist. Aleix Espargaro zog es zu Honda, Maverick Vinales zu Tech-3-KTM und Miguel Oliveira zu Pramac-Yamaha.

Mit Ai Ogura hat Aprilia einen von drei MotoGP-Rookies im Aufgebot. Der Moto2-Weltmeister sammelte am Dienstag seine ersten Erfahrungen auf der MotoGP-Aprilia und reihte sich auf P21 ein. Auf die Bestzeit fehlten dem Japaner gut 2,1 Sekunden.

Text von Sebastian Fränzschky

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