(Motorsport-Total.com) – Aprilia hat sein MotoGP-Bike, die RS-GP, in Vorbereitung auf die Saison 2024 in mehreren Bereichen weiterentwickelt.
Von außen am auffälligsten sind die aerodynamischen Veränderungen. Die ziehen sich mit neu gestalteten Flügeln und Winglets an der Front über eine breitere Stufe an der Verkleidung (die von einigen Beobachtern schon als Seitenkasten bezeichnet wurde) bis hin zu neuen Luftleitelementen am Heck.
Aufgrund der nun noch wuchtiger ausfallenden Aerodynamik ist die 2024er-Aprilia RS-GP laut Aussagen der Piloten anstrengender zu fahren. Ob sie im Vergleich mit Ducati, KTM und Co. auch konkurrenzfähiger ist, darauf werden wohl erst die frühen Rennwochenenden der MotoGP-Saison 2024 eine Antwort geben.
Beim dreitägigen Malaysia-Test in Sepang in dieser Woche war Aprilia rein bezogen auf die Rundenzeiten zweite Kraft hinter Ducati. Es wurden aber wie üblich noch nicht alle Karten aufgedeckt.
Und: Einzig Aleix Espargaro kam mit der neuen Aprilia einigermaßen zurecht. Teamkollege Maverick Vinales klagt und Miguel Oliveira, der für im Trackhouse-Team ebenfalls eine 2024er-Aprilia pilotiert, hat derzeit noch andere Sorgen.
Aleix Espargaro: 2024er-Aprilia „anstrengender, aber okay“
Aleix Espargaro war auf P5 der kombinierten Zeitenliste der drei Testtage auf dem Sepang International Circuit der schnellste Aprilia-Pilot. Auf die Spitze fehlten ihm 0,4 Sekunden. Wie ist der Eindruck des Spaniers nach drei intensiven Tagen?
„Unser Motorrad liegt jetzt stabiler auf der Strecke. Dadurch ist es anstrengender zu fahren. Die erhöhte Stabilität sorgt aber auch dafür, dass wir jetzt konkurrenzfähiger sein können. Deshalb nehme ich die zusätzlichen Anstrengungen beim Fahren in Kauf. Es ist okay“, meint Espargaro, gibt aber offen zu: „Das Motorrad ist wirklich sehr schwer.“
Zum Gesamtpaket lautet Espargaros Urteil: „Unser 2024er-Motorrad ist deutlich besser als das 2023er. Das steht für mich außer Frage. Unsere große Schwäche ist und bleibt aber der Motor. Wenn wir es ernsthaft mit den Großen aufnehmen wollen, dann brauchen wir mehr Motorleistung.“
Maverick Vinales vermisst auf 2024er-Aprilia gutes Gefühl von 2023
Maverick Vinales, der im Endergebnis des Sepang-Tests gut vier Zehntelsekunden langsamer war als Teamkollege Espargaro, kam nicht ganz problemfrei über die drei Tage. Am Mittwoch hatte Vinales einen Sturz zu beklagen. Am Donnerstag blieb er mit einem technischen Problem stehen.
„Das Gefühl, das ich in Valencia noch hatte, das habe ich hier noch nicht wiedergefunden. Jetzt hoffe ich, dass wir beim Katar-Test noch etwas finden werden“, blickt Vinales auf den letzten MotoGP-Wintertest voraus, der übernächste Woche (19./20. Februar) auf dem Plan steht.
„Ich weiß genau, welches Gefühl ich brauche, nämlich das aus Valencia. Dieses Gefühl hatte ich hier [in Sepang] nur auf den ersten Runden, als ich noch mit dem alten Motorrad gefahren bin“, sagt Vinales und unterstreicht damit, dass sich die 2024er-Aprilia noch nicht nach seinem Geschmack verhält.
Wo muss die RS-GP, Jahrgang 2024, nach Ansicht von Vinales noch besser werden? „Die Balance am Kurveneingang ist nicht gerade hervorragend“, sagt er. Interessant: Während Teamkollege Espargaro im Vergleich zur 2023er-Aprilia von mehr Stabilität spricht, sagt Vinales: „Ich finde das Motorrad sehr instabil.“
„Speziell am Kurveneingang kann ich mit diesem Motorrad nicht fahren. De facto ist es so, dass das Motorrad mit mir fährt, nicht umgekehrt“, erklärt Vinales und sagt ganz klar: „Das ist kein gutes Gefühl.“ Espargaro drückt sich diplomatischer aus und sagt: „Ich mag dieses Motorrad wirklich sehr, aber wie es sich im direkten Vergleich [mit der Konkurrenz] verhält, das kann ich nicht sagen, weil es noch nicht weiß.“
Miguel Oliveira kämpft noch mit der Fitness
Aleix Espargaro und Maverick Vinales sind nicht die einzigen Fahrer, die eine 2024er-Aprilia pilotieren. Auch Miguel Oliveira aus dem neuen zweiten Aprilia-Team Trackhouse Racing hat die neueste Spezifikation der RS-GP zur Verfügung. Beim Sepang-Test in dieser Woche sammelte der Portugiese, der beim Valencia-Test im November noch verletzt war, erste Erfahrungen. Im Vordergrund stand für ihn aber etwas anderes.
„Körperlich fiel es mir schwer, die drei Tage durchzustehen“, bekennt Oliveira. Die Verletzung, die er sich im November 2023 im Sprint des Katar-Wochenendes zugezogen hatte, war ein gebrochenes Schulterblatt. Der Dienstag dieser Woche in Sepang war Oliveiras erster Tag zurück auf einem MotoGP-Bike seit dem 18. November.
Über die 2024er-Aprilia, mit der er eine Spezifikation komplett überspringt, weil er 2023 im damaligen RNF-Team eine 2022er-Aprilia fuhr, sagt Oliveira: „Ich muss mich einfach an dieses Motorrad gewöhnen. Wir haben von Ausfahrt zu Ausfahrt jedes Mal eine ganze Menge verändert. Leider haben wir heute das richtige Temperaturfenster für eine gute Rundenzeit komplett verfehlt.“
In der Zeitenliste des Sepang-Tests war Oliveira auf P18 knapp fünf Zehntelsekunden langsamer als Vinales, der sich auf P12 einreihte. Der Trackhouse-Pilot sagt aber: „Unsere ideale Rundenzeit (Addition der persönlich besten Sektoren; Anm. d. Red.) sieht etwas besser aus. Deshalb mache ich mir im Moment noch keine Sorgen. Klar ist aber auch, dass wir in Katar noch einiges an Arbeit vor uns haben.“
Am übernächsten Montag (19. Februar) kehrt Oliveira anlässlich des Katar-Tests auf jene Strecke zurück, auf der er sich drei Monate zuvor den Bruch seines rechten Schulterblatts zugezogen hatte.
Text von Mario Fritzsche, Co-Autor: Oriol Puigdemont
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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