(Motorsport-Total.com) – Mittlerweile liegt es mehr als ein Jahr zurück, dass eine Honda ein MotoGP-Rennen gewonnen hat.
Es war beim Grand Prix von Amerika 2023 in Austin, als der damalige LCR-Honda-Pilot Alex Rins als Erster ins Ziel kam. Der bislang letzte Sieg für das Honda-Werksteam liegt sogar noch deutlich weiter zurück.
Es war beim Grand Prix der Emilia-Romagna 2021 in Misano, als Marc Marquez den letzten seiner 59 Siege in Honda-Diensten einfuhr. Das ist mehr als zweieinhalb Jahre her.
Aktuell befindet sich Honda in der tiefsten Formkrise, die der größte Motorradhersteller der Welt jemals in der Motorrad-Weltmeisterschaft durchmachen musste. Der Blick auf die MotoGP-Herstellerwertung – sowohl für die aktuelle Saison 2024 als auch für die vergangenen beiden Saisons – spricht Bände, wird Honda doch in allen drei Fällen auf dem letzten Platz ausgewiesen.
Während es für Yamaha nur unwesentlich besser läuft, haben die europäischen Hersteller Ducati, KTM und Aprilia seit geraumer Zeit einen beträchtlichen Vorsprung auf die japanischen. Für Santi Hernandez, der als Crewchief im Honda-Werksteam elf Jahre lang mit Marc Marquez zusammenarbeitete und seit Jahresbeginn 2024 mit Joan Mir arbeitet, ist das kein Zufall.
„Es ist offensichtlich, dass die europäischen Fabrikate von der COVID-Zeit weniger stark getroffen wurden als die japanischen“, wird Hernandez von Relevo zitiert. „Wir sehen es ja an Yamaha, wo man seither ebenfalls Schwierigkeiten hat. Vor COVID waren sie immer vorne.“
„So, wie die Pandemie im Land [Japan] gehandhabt wurde, hat sich das einfach ausgewirkt und die Europäer haben profitiert“, stellt Hernandez fest. Allerdings will er das nicht als einzigen Grund für die aktuelle Formkrise bei Honda verstanden wissen: „Ich könnte jetzt jede Menge Details aufzählen, was die einen und was die anderen tun. Fakt ist, dass wir uns fokussieren müssen auf das, was zu tun ist und versuchen müssen, voranzukommen.“
Die Anstrengungen, die bei der Honda Racing Corporation (HRC) in Japan unternommen werden, seien laut Hernandez „natürlich bemerkbar, denn Honda ist eine Marke, der die Position nicht gefällt, in der sie sich aktuell befindet. Es wird hart gearbeitet, keine Frage“.
Allerdings würde der langjährige Crewchief nicht so weit gehen, zu sagen, dass bei Honda in der laufenden Saison 2024, die besonders schlecht läuft, so hart wie nie zuvor gearbeitet wird. „Wenn ich sagen würde, dass sie härter arbeiten als jemals zuvor, dann würde das ja bedeuten, dass sie im vergangenen Jahr weniger hart gearbeitet hätten“, bemerkt Hernandez.
Und so bittet der Techniker mit Blick auf die Zukunft noch um einiges an Geduld. „Man muss verstehen, dass Veränderungen in einem Projekt, wie es das MotoGP-Bike eines ist, nicht über Nacht greifen. Wenn es nicht gerade Dinge sind, auf die man urplötzlich stößt, dann braucht man mindestens sechs bis sieben Monate“, sagt Hernandez.
Die 2024er-Spezifikation der Honda RC213V ist seit gut zwei Monaten im Renneinsatz. Aus den Reihen der Fahrer, insbesondere von Joan Mir, war zu hören, dass nicht das Chassis, sondern der Motor die Achillesferse ist.
Text von Mario Fritzsche
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