Markus Reiterberger demonstrierte, dass er das Zeug hat, um WSBK-Stammfahrer zu sein

(Motorsport-Total.com) – Zwei Mal in den Top 15, obwohl die Voraussetzungen durch die Strafversetzung und die doppelte Long-Lap-Penalty äußert schwierig waren: Das WSBK-Comeback von Markus Reiterberger verlief sehr erfolgreich.

Als einziger der drei deutschen Starter fuhr Reiterberger in den beiden Hauptrennen der Superbike-WM in Cremona (Italien) in die Punkte. Der 30-Jährige erwies sich zudem als starker Teamplayer, indem er die Rückkehr von Toprak Razgatlioglu bestmöglich vorbereitete.

„Zusammengefasst war es ein sehr schönes Wochenende“, kommentiert „Reiti“ beim Treffen mit Motorsport-Total.com in Cremona. „Ich hatte einen wirklich guten Start ins Wochenende. Ich kam besser zurecht, als ich erwartet habe. Die Abstände waren wirklich gering.“

Markus Reiterberger stellt sich sehr schnell auf das WSBK-Bike ein
Auf Grund der schwierigen Wetterverhältnisse am Freitag hatte Reiterberger praktisch nur ein Training, um sich an die WSBK-Version der BMW M1000RR, die für ihn ungewohnten Pirelli-Reifen, das neue Team und die Strecke zu gewöhnen.

Doch Reiterberger stellte sich sehr schnell auf das neue Umfeld ein und behauptete sich in einigen Sessions zwischenzeitlich in den Top 10. Richtig beeindruckend war die Vorstellung des Deutschen in der Superpole. Mit der siebtschnellsten Zeit sorgte Reiterberger für eine kleine Sensation. Da er seine persönlich beste Runde unter Gelb fuhr, rückte er im Grid auf P14.

Oder besser gesagt hätte er auf Startplatz 14 gestanden. Doch BMW nutzte den Einsatz des Deutschen, um einen zusätzlichen Motor in das Aufgebot von Toprak Razgatlioglu zu nehmen (Hintergründe zum BMW-Kniff). Dafür kassierte Reiterberger die Strafe. Er rückte ans Ende der Startaufstellung und musste in beiden Hauptrennen zwei Long-Lap-Penaltys absolvieren.

Gelbe Flaggen verhindern Superpole-Sensation
Mit seiner Performance machte Reiterberger aber klar, dass er nach wie vor das Zeug hat, um in der Superbike-WM als Stammfahrer anzutreten. „Der Samstag war mein bester Tag. Ich behauptete mich immer in den Top 10 und Top 15. Der Tag war bis auf die gelben Flaggen in der Superpole richtig gut. Im Rennen hatte ich durch die Startposition und die Long-Lap-Penaltys leider etwas das Nachsehen. Doch meine Rundenzeiten im Rennen waren gut“, erklärt der Bayer in seiner gewohnten Bescheidenheit.

Auch das Team war beeindruckt von Reiterbergers Vorstellung. Der Deutsche wurde unter dem Jubel seiner Crew empfangen und erhielt viel Anerkennung. Am Sonntag fiel es Reiterberger etwas schwieriger, die Performance vom Samstag zu wiederholen. Er kämpfte mit der Haftung.

„Wir haben etwas am Motorrad umgestellt, das mir eigentlich helfen sollte. Vielleicht lag es auch an den Bedingungen. Leider war ich nicht ganz so schnell wie am Samstag“, grübelt Reiterberger, der das Sonntags-Rennen auf P15 beendete.

Was Toprak Razgatlioglus Datenaufzeichnungen aufdecken
Im Vergleich zu seinen Markenkollegen musste sich Reiterberger aber nicht verstecken. Ohne die Strafe wäre der Deutsche vermutlich sogar vor BMW-Stammpilot Scott Redding gelandet. Bei der Analyse der Datenaufzeichnungen orientierte sich Reiterbergers Crew aber an der absoluten BMW-Speerspitze.

„Wir haben die Daten hauptsächlich mit denen von Toprak verglichen, weil der einfach der Beste ist. Er nutzt die gegebenen Voraussetzungen am besten. Manchmal haben wir aber auch die Daten von ‚Mickey‘ (Michael van der Mark; Anm. d. Red.) zum Vergleich herangezogen“, schildert Reiterberger.

„Tendenziell bin ich auf der Bremse gar nicht so schlecht. Da fehlt nicht viel“, verrät der deutsche BMW-Pilot. „Aber das in die Kurven hinein rollen lassen und das Turning, das ist die Kunst von Toprak. Die anderen BMW-Fahrer versuchen, das zu übernehmen.“

Markus Reiterberger leistet Entwicklungsarbeit für BMW
Reiterbergers Einsatz war für BMW nicht nur auf Grund der Nominierung eines zusätzlichen Triebwerks von Vorteil. Obwohl die Streckenzeit sehr begrenzt war, agierte Reiterberger auch als Entwicklungsfahrer.

„Wir haben ein paar Sachen getestet. Es waren verschiedene Dinge, wie Elektroniksachen und andere Details“, berichtet Reiterberger. „Es ging darum, Daten zu sammeln. Es ist gut, wenn man einen Testfahrer hat, der nicht viel langsamer ist. Es war eine wirklich gute Gelegenheit für mich, mit Phil Marron, Chris Schwarz und der ganzen Truppe zu arbeiten. Es war ein schönes Miteinander. Ein Dank geht aber auch an Chris Gonschor, der diesen Einsatz ermöglicht hat.“

Komplett andere Stimmung als in der WSBK 2019
Fast fünf Jahre liegt Reiterbergers bisher letzter Einsatz in der Superbike-WM zurück. Im Vergleich zur WSBK-Saison 2019, BMWs erstem Jahr nach der werksseitigen Rückkehr, hat sich das Projekt aber stark verändert. „Komplett!“, bestätigt Reiterberger. „Es war so, wie es sein soll. Die Stimmung im Team war super. Alle sind freundlich miteinander umgegangen, keiner war angespannt.“

„Von den Ergebnissen war das Wochenende nicht ganz so gut, doch das Erlebnis mit dem Team hat mir wirklich gefallen“, freut sich Reiterberger nach seinem Einsatz in Cremona. „Ich freue mich wirklich, dass ich diese Chance bekam.“

Warum Markus Reiterberger keine Rückkehr in die Superbike-WM anstrebt
„Allerdings bin ich mir bewusst, dass sich meine Aufgaben mittlerweile verschoben haben. Ich bin in der Langstrecken-WM einer der Spitzenfahrer. Das ist jetzt meine Aufgabe“, bremst Reiterberger die Hoffnungen auf eine dauerhafte Rückkehr in die Superbike-WM.

Sein Hunger für Sprintrennen ist vorerst gestillt. „Aber es ist natürlich immer etwas Geiles und etwas Besonderes“, macht er unmissverständlich klar. „Aber man muss sich ganz anders darauf vorbereiteten. Ich kann nicht nach einem 24-Stunden-Rennen hierhin kommen und erwarten, dass ich hier Bäume ausreiße. Hier fahren keine Amateure sondern die besten Fahrer der Welt. Man muss permanent daran arbeiten“, erkennt Reiterberger.

Im kommenden Jahr wird Reiterberger erneut für BMW in der Langstrecken-WM um den Titel kämpfen. Gerüchten zufolge wechselt das BMW-Werksteam in der EWC den Reifenhersteller und dürfte damit deutlich bessere Voraussetzungen haben, um mit den Spitzenteams von Yamaha, Suzuki und Honda zu kämpfen.

Neben den EWC-Einsätzen wird Reiterberger voraussichtlich weiter bei der Entwicklungsarbeit helfen. Er freut sich aber auch auf weitere Einsätze im WSBK-Testteam. „Ich freue mich, wenn ich meinen Beitrag leisten kann“, kommentiert der Deutsche abschließend.

Nach wie vor unklar ist, ob BMW-Speerspitze Toprak Razgatlioglu beim kommenden WSBK-Event in Aragon wieder antreten kann. Der WM-Vorsprung des Türken schrumpfte beim Rennwochenende in Cremona auf 13 Zähler.

Text von Sebastian Fränzschky

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