Aerodynamik MotoGP - © Dorna Sports

© Dorna Sports – Die Aerodynamik der Motorräder wird immer ausgefeilter

(Motorsport-Total.com) – Die Aerodynamik ist in der MotoGP ein bestimmender Performance-Faktor geworden.

Sie hat auch Einfluss auf die Rennen. Kritiker dieser Entwicklung sehen im Vergleich zur Vergangenheit statische Rennen und immer weniger Überholmanöver.

„Ich denke nicht, dass die Aerodynamik das Hauptproblem ist“, findet Ducatis General Manager Gigi Dall’Igna. Ducati hat die Aerodynamik in der MotoGP stärker in den Fokus gerückt und dieses Feld aufgemacht.

„Es sind viele Dinge, aber im Endeffekt liefern wir eine gute Show“, findet der Italiener. „Ich habe die Rennen in diesem Jahr genossen. Ich habe viele Überholmanöver gesehen. Ehrlich gesagt, ich sehe kein wirkliches Problem.“

Allerdings kam es in der abgelaufenen Saison mehrfach am Ende von langen Geraden zu engen Situationen. Oft berichteten Fahrer davon, dass sie im Windschatten in der Bremsphase stark vom Vordermann angesaugt wurden. Hinter zwei Fahrern verstärkt sich dieser Effekt.

Mehrmals konnte der Hintermann nur knapp einen Unfall verhindern, indem er im letzten Moment ausweichen konnte. Kritiker im Fahrerlager befürchten, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis es aufgrund dieses Effekts zu einem großen Unfall kommen könnte.

„Jeder Fahrer weiß, dass dieses Problem passieren kann“, meint Dall’Igna. „Sie müssen das verhindern. Wenn man das Limit erreicht, dann bekommt man Probleme. Das ist normal.“ Die Fahrer müssen sich auf die Windschatten-Effekte der neuen Aerodynamik einstellen.

„Wenn man hinter jemandem ist, dann spürt man, dass im Windschatten keine Luft auf die großen Flügel kommt“, berichtet Luca Marini aus Fahrersicht. „Das ist ein großes Problem, wenn man das Motorrad verzögern muss. Man muss sich dessen bewusst sein.“

„Es können natürlich Fehler passieren. Wenn man hinter einem anderen Fahrer ist, muss man 20 Meter früher bremsen, weil man nicht den Anpressdruck der Flügel hat. Es geht nicht nur um den Grip am Vorderrad, sondern um den Druck auf die Flügel, die das Motorrad verzögern.“

Vor allem im Mittelfeld und weiter hinten wirken sich die Luftwirbel aus. Regelmäßig berichten Fahrer, dass sie sich speziell in den ersten Runden darauf einstellen und in einer großen Gruppe ganz anders fahren müssen als alleine.

Jorge Lorenzo sorgt sich um Show und Sicherheit
Kein Fan dieser Entwicklungen ist Jorge Lorenzo. „Dieser Bereich entwickelt sich zu einer mini Formel 1“, wird der Ex-Weltmeister von der AS zitiert. „Alle Fahrer beklagen sich, dass die Aerodynamik für viele Turbulenzen sorgt.“

„Das macht es oft unmöglich, dem Vordermann nahe zu sein und ein Überholmanöver zu versuchen. Das trägt nichts zum Spektakel bei. Den Leuten ist es egal, ob man eine Sekunde schneller oder langsamer fährt, aber Überholen wird viel schwieriger.“

„Ich würde diese Aerodynamik eliminieren. Sie könnte nur für Straßenmotorräder mehr Sicherheit bringen, damit das Vorderrad nicht so schnell in die Höhe steigt. Das könnte Unfälle verhindern. Aber für das Spektakel ist sie ein Handicap. Ich bin nicht glücklich, in dieser Ära zu leben.“

Lorenzo sieht auch für die MotoGP ein Sicherheitsproblem: „Beunruhigend ist, dass sie in den Kurven aufgrund der Bodeneffekt-Verkleidungen immer schneller werden. Visuell sieht man ein Motorrad, das wie eine mini Formel 1 aussieht.“

„Das macht mir mehr Sorgen, weil es in den Kurven Unfälle gibt. Es stimmt, dass sich die Schutzausrüstung etwas verbessert hat. Die Helme und die Lederkombis sind viel besser geworden, aber im Endeffekt ist es nur etwas Leder, abgesehen von Protektoren bei Schultern und Knien.“

„Der Rest sind nur wenige Millimeter Leder. Wenn man bei niedrigen Geschwindigkeiten auf den Boden prallt, dann ist es anders als bei den Geschwindigkeiten, die wir jetzt sehen“, spricht Lorenzo aus Erfahrung.

Beschneidungen beim Aerodynamik-Reglement gibt es für 2024 nicht. Im Gegenteil sorgt das neue Concession-System für beschleunigte Entwicklung. Die Hersteller in Gruppe D (Honda und Yamaha) dürfen im Laufe der Saison eine zweite Verkleidung homologieren, wobei dann eine ältere Variante verworfen werden muss.

Text von Gerald Dirnbeck

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