(Motorsport-Total.com) – Der Unfall zwischen Francesco Bagnaia und Alex Marquez im Duell um den dritten Platz beim Grand Prix im MotorLand Aragon hat viel Staub aufgewirbelt.
Über die Schuldfrage wurde leidenschaftlich diskutiert. Für die Rennkommissare war es ein Rennunfall, bei dem keiner der beiden überwiegend die Schuld hatte.
Nach dem Rennen in Aragon hatte Bagnaia in seinen ersten Reaktionen angeklagt. Er war überzeugt, dass Alex Marquez nach dem Fehler am Eingang der Schikane den Unfall absichtlich provoziert hat. Die Worte des Weltmeisters waren am vergangenen Sonntag eindeutig.
„Sobald ich in die Kurve fuhr, hörte ich seinen Motor und wie er das Gas aufdrehte“, so Bagnaia damals. „Es ist wirklich gefährlich, gegen so jemanden zu fahren. Normalerweise versucht man, den Kontakt zu vermeiden. Aber die Daten zeigen, dass das nicht der Fall war.“
Alex Marquez hielt nach dem Rennen in seiner Medienrunde fest, dass er Bagnaia nicht gesehen hatte. Am Montag veröffentlichte der Spanier dann eine Stellungnahme zu Bagnaias Vorwürfen auf Instagram.
„Ich würde nie absichtlich einen Unfall verursachen“, schrieb Alex Marquez da. „Ich werde auch nie akzeptieren, dass mir so etwas vorgeworfen wird. Das entspricht nicht meiner DNA und auch nicht der DNA dieses Sports.“
„Wichtig ist das Gespräch, dass ich gestern (Sonntag nach dem Rennen; Anm. d. Red.) mit ‚Pecco‘ hatte. Von meiner Seite ist das erledigt“, so Alex Marquez. Damit spricht er ein Treffen an, das es am späten Sonntagnachmittag in Aragon hinter den Trucks des Ducati-Teams gegeben hat.
Warum sich Bagnaia für seine Worte entschuldigt
Vier Tage später traf das MotoGP-Paddock in Misano wieder zusammen. In der Pressekonferenz am Donnerstag gab es eine Entschuldigung von Bagnaia: „Ich möchte mich bei Alex für meine starken Worte entschuldigen, die ich in den Interviews nach dem Rennen gesagt habe.“
„Ich war sehr verärgert darüber, was passiert ist. Als ich mir die Telemetrie angesehen habe, war es aus meiner Sicht noch schlimmer. Aber egal, meine Worte waren zu stark gewählt. Ich wollte nicht sagen, dass er mich absichtlich zu Sturz bringen wollte“, betont Bagnaia.
„Die Sache war, dass seine Verteidigung etwas aggressiv ist. Das ist normal, wenn man um das Podium kämpft. Ich sehe den Unfall immer noch gleich, aber meine Worte waren etwas zu viel. Deshalb möchte ich mich bei Alex entschuldigen.“
„Manchmal sorgt der Ärger dafür, dass man etwas sagt, das man nicht denkt. Er ist in unser Büro gekommen und hat sich entschuldigt. Wir sind zwei Fahrer mit zwei unterschiedlichen Meinungen. Respekt ist wichtig. Es war die gleiche Ambition im falschen Moment.“
Wann hat sich Bagnaia für eine Entschuldigung entschieden? „Noch am gleichen Abend, als ich mich beruhigt hatte. Ich habe darüber nachgedacht, was ich gesagt habe. Er hat es nicht absichtlich getan. Wie gesagt, ich entschuldige mich für meine Worte, weil sie sehr stark waren.“
Marquez nimmt Entschuldigung an, aber „Schaden schon angerichtet“
Am Donnerstag in Misano war Alex Marquez eine halbe Stunde später in der zweiten Pressekonferenz. „Dass er sich entschuldigt hat, gefällt mir“, nimmt er die Worte von Bagnaia wohlwollend an. „Danke für seine Worte.“
„Aber der Schaden für meine Person, für mein Team und meine Reputation war schon angerichtet. Ich möchte dieses Kapitel abschließen und nicht mehr darüber sprechen.“ Denn der Unfall wurde in den vergangenen Tagen heiß diskutiert.
Damit meint Alex Marquez vor allem Kommentare im Internet, dass er den Unfall absichtlich herbeigeführt hat, damit sein Bruder Marc in der WM näher herankommen könnte. Kommentare wie diese sind in Zeiten von Social Media zu einem Problem geworden.
„Das ist die Welt“, seufzt Aleix Espargaro, „in der wir leben. Glücklicherweise ist es noch nicht so wie im Fußball, aber manchmal leider schon. Für die Athleten ist es am schlimmsten. Man kann heute nicht einfach verschwinden und Social Media vergessen. So ist es leider nicht.“
„Man muss mit den sozialen Medien, mit dem Druck und der Kritik umgehen können. Es ist Teil unseres Jobs“, meint der Routinier, hält aber fest: „Es ist nicht der schönste Aspekt unseres Sports, aber man muss verstehen, dass es das gibt.“
Bagnaia nicht komplett fit: Großer Druck beim Heimrennen?
Alex Marquez und Bagnaia sind bei dem wilden Sturz ins Kiesbett unverletzt geblieben. Da Bagnaia für Momente unter einem Motorrad begraben war und er auch heftig durchs Kiesbett geschleudert worden ist, ist er nicht ganz fit zu seinem ersten Heimrennen in Misano gekommen.
„In der Schulter, beim Schlüsselbein und im Nacken habe ich Schmerzen. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich meinen Körper normal bewegen kann“, schildert der Italiener. „Der Aufprall war extrem. Auf meiner Schulter lasteten 170 Kilogramm.“
„Zum Glück sind keine Knochen gebrochen. Aber die Muskeln und die Bänder haben gelitten.“ Körperlich ist Bagnaia nicht richtig fit und in der WM ist durch das komplett verkorkste Aragon-Wochenende sein Rückstand auf Jorge Martin auf 23 Punkte angewachsen.
Steht er unter besonderem Druck? „Es ist mein Heimrennen und es ist immer fantastisch, vor diesem Publikum zu fahren. Ich fahre jedes Jahr hier Millionen von Kilometern. Deshalb werde ich bereit sein. Jedes Wochenende ist für die WM wichtig.“
„Aragon war ein großer Verlust. Deshalb wird es wichtig, hier gut zu arbeiten. Ich werde mein Bestes geben. Wenn es möglich ist, einige WM-Punkte aufzuholen, werde ich alles geben. Sollte ich Punkte verlieren, dann werde ich alles geben, damit es so wenige wie möglich sind. Es ist wie immer ein super wichtiges Wochenende.“
Text von Gerald Dirnbeck
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