Motorradmagazin » Racing » Vizeweltmeister Bagnaia: „Habe komplett dominiert, aber das war nicht genug“
(Motorsport-Total.com) – 18 Siege im Verlauf der MotoGP-Saison 2024, elf davon in Grands Prix an den Sonntagen und sieben in Sprints an den Samstagen: Und dennoch hat Francesco Bagnaia das Duell um den WM-Titel gegen Jorge Martin in diesem Jahr verloren.
Dass es Jorge Martin ist, der ihn selber als MotoGP-Weltmeister ablöst, damit kann „Pecco“ Bagnaia sehr gut leben. Schließlich kennen sich die beiden seit vielen Jahren. In der Moto3-WM waren sie einst Teamkollegen und haben auch abseits der Strecke viel Zeit miteinander verbracht. Der gegenseitige Respekt ist bis heute geblieben.
„Ich freue mich, dass es Jorge ist, der diesen Titel errungen hat“, sagt Bagnaia und führt an: „Er ist ein großartiger Kerl mit einer großartigen Familie. Wir kennen uns sehr gut. Sie verdienen diesen Titel. Jorge hat eine ganz fantastische Saison hingelegt, in der er extrem konstant war. Er hat die Situation hier und da besser verstanden als ich. Ich habe den größten Respekt. Es war eine fairer Kampf, der einfach Spaß gemacht hat.“
Während Ducati-Werkspilot Bagnaia an den 20 Rennwochenenden der Saison 2024 wie erwähnt 18 Mal gewonnen hat, ist Pramac-Ducati-Pilot Martin nicht weniger als 16 Mal Zweiter geworden. Hinzu kamen für Martin zehn Siege, drei davon in Grands Prix, sieben in Sprints. Der Punkteunterschied zwischen den beiden in der abschließenden MotoGP-Gesamtwertung 2024 beträgt zehn Zähler.
„Jorge hat in diesem Jahr verstanden, dass es manchmal besser ist, einen zweiten Platz mitzunehmen. Er hat einen fantastischen Job gemacht und verdient den Titel“, unterstreicht Bagnaia und stellt heraus: „Jorge war der konstantere, ich war der stärkere. Ich habe es komplett dominiert, aber das war nicht genug.“
Seine eigene Dominanz in dieser Saison untermauert Bagnaia mit Zahlen: „Obwohl ich in dieser Saison acht Nuller geschrieben habe, habe ich mehr WM-Punkte gesammelt als im vergangenen Jahr ohne acht Nuller. Die Rennen fast komplett zu dominieren, das war nicht genug. Für nächstes Jahr werde ich aus einigen Situationen dieser Saison lernen müssen und versuchen, es besser zu machen.“
Dass es für ihn nach den errungenen WM-Titeln in den MotoGP-Saisons 2022 (gegen Fabio Quartararo) und 2023 (gegen Jorge Martin) nun, in der Saison 2024, „nur“ zum Vizetitel gereicht hat, dafür erkennt Bagnaia unmittelbar nach dem Saisonfinale in Barcelona einen Schlüsselmoment und einige weitere, die dazu beigetragen haben.
„Nach dem Sturz in Malaysia [im Sprint] war mir klar, dass es kompliziert wird. 29 Punkte waren eine Menge Holz. Alle Rennen seither gewonnen zu haben, das war das Maximum, was ich tun konnte. Aber Jorge hat es hinsichtlich der Konstanz einfach besser gemacht“, betont der Ducati-Werkspilot abermals.
Was Bagnaia betrifft, so waren in Reihen seiner acht Nullnummern in dieser Saison „drei auf seltsame Situationen zurückzuführen“, wie er sagt und aufzählt: „Die erste war die Situation mit Marc Marquez in Portimao, die zweite war die mit Brad Binder in Jerez und die dritte war die mit Alex Marquez in Aragon.“
„Ja, in allen drei Fällen wurde ich von anderen Fahrern aus dem Rennen gerissen. Aber alle drei waren Situationen, die ich selber hätte vermeiden können“, meint Bagnaia und erinnert sich an alle drei Zwischenfälle im Detail, angefangen mit dem Sturz mit Marc Marquez im Portugal-Grand-Prix im März.
„Im Duell mit Marc hätte ich vielleicht ein bisschen warten können. Das sagt sich jetzt natürlich leicht. Wenn ich Rennen fahre, dann will ich natürlich so weit wie möglich nach vorne. Aber vielleicht sollte ich für nächstes Jahr versuchen, das zu optimieren.“
„In der Situation mit Alex Marquez“, denkt Bagnaia an den Aragon-Grand-Prix Anfang September, „war ich vier Zehntelsekunden schneller. Ich habe aber nicht gewartet. Als er von der Linie abkam, da dachte ich, das wäre mein Moment. Aber er hat mich berührt und zu Sturz gebracht.“
„Und mit Brad war es genauso“, erinnert sich Bagnaia an die Kollision mit Brad Binder im Sprint des Spanien-Wochenendes im April in Jerez. Doch die drei aufgezählten Kollisionen mit anderen Fahrern waren nicht Bagnaias einzige Nullnummern in dieser Saison.
„Die anderen waren schwieriger zu verstehen und zu analysieren“, spricht er allen voran auf seine individuellen Stürze im Barcelona-Sprint im Mai, im Emilia-Romagna-Grand-Prix im September in Misano und nicht zuletzt im Sepang-Sprint vor zwei Wochen an. „In diesen drei Fällen bin ich immer gestürzt, weil ich langsamer gefahren bin“, rätselt Bagnaia noch immer.
Text von Mario Fritzsche
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