(Motorsport-Total.com) – Nach seinem vorzeitigen Aus im MotoGP-Sprint von Le Mans hatte Francesco Bagnaia angekündigt, am Sonntag im langen Rennen um den Sieg kämpfen zu wollen und war angesichts seiner Pace an den Tagen zuvor zuversichtlich.
Und tatsächlich sah es im Verlauf der 27 Rennrunden so aus, als könnte Bagnaia einen Start-Ziel-Sieg feiern. Gleich zu Beginn schnappte er sich die Führung von Polesetter Jorge Martin und gab diese 20 Runden lang nicht ab. Zwischenzeitlich konnte er Martin sogar um gut sechs Zehntelsekunden distanzieren.
Doch in der entscheidenden Schlussphase musste sich Bagnaia nicht nur ihm, sondern auch Marc Marquez geschlagen geben, der ihm Platz zwei in der letzten Runde noch streitig machte. So kamen beide Ducati-Markenkollegen knapp vor ihm ins Ziel.
„Ich habe versucht, das Maximum herauszuholen“, sagt Bagnaia. „Aber heute waren diese beiden einfach schneller. Ich habe alles gegeben, hatte aber Probleme, in den letzten fünf Runden noch etwas mehr zu finden – anders als in Jerez.“ Dort hatte sich Bagnaia vor Marquez behauptet, während Martin gestürzt ausschied.
Bagnaia zieht dennoch positives Fazit von Le Mans
Diesmal musste er sich mit Platz drei begnügen. Und auch wenn sich der Weltmeister mehr erhofft hatte, zieht er nach dem Wochenende in Le Mans ein insgesamt positives Fazit.
„Unser Freitag war perfekt. Dann hatten wir ein Problem im Sprint, das uns nicht erlaubt hat, das Rennen zu beenden. Aber heute sind wir besser gestartet und ich war in der Lage zu kämpfen“, betont Bagnaia, der jetzt auch mit Le Mans Frieden schließt.
„Wir haben uns auf dieser Strecke steigern können. Im vergangenen Jahr bin ich gestürzt, vor zwei Jahren bin ich gestürzt. Es war also wichtig, das Rennen zu beenden und schnell zu sein. Damit bin ich glücklich, aber mit dem dritten Platz kann ich natürlich nicht vollends zufrieden sein“, gibt der Ducati-Pilot zu.
Auf die Frage, warum es am Ende nicht für mehr reichte, erklärt er: „Sektor drei war mein Schwachpunkt. Gestern war es ein guter Punkt, aber heute war ich in Kurve 9 nicht stark und habe zu viel Zeit verloren. Die ersten beiden Sektoren gehörten mir, aber der Rückstand im dritten Sektor war einfach zu groß.“
„Vor allem am Bremspunkt in Kurve 9 verlor ich viel“, konkretisiert Bagnaia. „Als ich hinter Jorge war, sah ich, dass er dort eine Lücke aufmachen konnte. Das war seltsam. Mir fehlte das Gefühl, um in dieser Kurve härter zu bremsen. Auch Marc hat mich dort überholt. Letzten Endes waren sich einfach schneller als ich.“
Attacke auf Martin geplant, doch dann kam Marquez
Einfach aufstecken wollte Bagnaia aber nicht, nachdem Martin ihn überholt hatte. „Ich habe versucht, so nah wie möglich dranzubleiben, als Jorge in Kurve 3 einen Fehler machte, aber mir ist es nicht gelungen, davon zu profitieren“, sagt er.
Für die Schlussrunde hatte der Weltmeister noch eine Attacke geplant: „Ich wollte es in Kurve 13 versuchen, weil ich wusste, dass ich dort stärker bin als Jorge. Meine Strategie war, dort zu attackieren, aber dann wurde ich in Kurve 9 von Marc angegriffen. Es war ein sehr gutes Überholmanöver von ihm.“
Zu einer Gegenattacke seitens Bagnaia kam es nicht mehr. „Es war mir unmöglich, einen Gegenangriff zu starten, denn auch er war in der vorletzten Kurve (13) sehr stark.“
Mit Blick auf die Gesamtwertung ist der Italiener zwar wieder auf Platz zwei vorgerückt. Sein Rückstand auf Martin an der Spitze ist jedoch auf 38 Punkte angewachsen, und Marquez ist ihm dicht auf den Fersen. Ihm fehlen 40 Zähler gegenüber Martin.
„Aus meiner Sicht sind wir drei im Moment die komplettesten Fahrer in dieser Meisterschaft“, hält Bagnaia, angesprochen auf den Titelkampf, fest. „Andere Fahrer sind auch schnell genug, um eine gute Performance abzuliefern und Rennen zu gewinnen. Aber in puncto Speed und Konstanz sind wir die komplettesten Fahrer.“
„Wäre Jorge in Jerez nicht gestürzt, hätten wir drei sicherlich auch dort um den Sieg gekämpft. Ich denke also, dass es auch in der WM mehr oder weniger so aussehen wird.“
Text von Juliane Ziegengeist
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