Aprilia in Silverstone: Im Training schnell, im Grand Prix chancenlos gegen Ducati

(Motorsport-Total.com) – „Nach dem Qualifying sah es so aus, als würde Aleix den Sprint und das Rennen gewinnen.

Und man sieht ja, was am Ende herausgekommen ist“, lautete das Silverstone-Fazit von Maverick Vinales. Aprilia hatte sich in Großbritannien mehr erhofft.

Von der Poleposition konnte Aleix Espargaro im Sprint noch Platz drei erobern. Aber im Grand Prix war man einmal mehr gegen die Ducati-Übermacht chancenlos. Espargaro kam mit zehn Sekunden Rückstand als Sechster ins Ziel. Vinales wurde 13.

Deshalb findet Aprilia-Motorsportchef Massimo Rivola angesichts der aktuellen Situation deutliche Worte. „Seit wir nach Europa zurückgekehrt sind, ist Aprilia oft in der ersten Startreihe. Im Sprint sind wir ganz gut dabei, aber im langen Rennen sind wir nicht konkurrenzfähig genug.“

„Es gibt ein Problem mit dem Performance-Management des Reifenverschleißes“, glaubt Rivola im Interview mit Sky Italien. „Wir müssen uns darauf konzentrieren. Vielleicht geht es auch um die Planung des Wochenendes, selbst wenn wir das Risiko von Q1 auf uns nehmen.“

„Wir brauchen vermutlich schon am Freitag mehr Informationen. Wir sind sofort schnell, aber dann scheinen wir vor allem mit dem Reifenproblem zu stagnieren. Ich denke, es geht mehr um das Set-up – mechanisch und elektronisch.“

„Aber auch um das Format, wie wir das Wochenende managen. Vielleicht sollten wir die Reifen mehr nutzen und diese Dinge suchen, die den Unterschied machen.“ Denn seit sieben Rennen hintereinander standen am Sonntag nur Ducati-Fahrer auf dem Podest.

Nach Silverstone sprachen auch Espargaro und Vinales die Reifenthematik an. Sie sind auch der Ansicht, dass Aprilia seit Jerez nicht den Fortschritt gemacht hat, der Ducati gelungen ist – vor allem beim Verständnis des neuen Hinterreifens von Michelin.

Trotzdem will Rivola die Situation nicht komplett negativ sehen. „Wir sind um 40 Sekunden schneller gefahren als im Vorjahr“, verweist er auf Espargaros Rennzeit in Silverstone. „Aber es fehlen zehn Sekunden auf den Sieger.“

„Es stimmt auch, dass nur zweieinhalb Sekunden auf Bagnaia gefehlt haben, aber das ist eine Strecke, auf der die Aprilia immer schnell war. Aber wir zeigen das nur bei der prinzipiellen Performance.“

„Irgendetwas machen wir falsch, oder Ducati macht etwas besonders gut, vor allem seit wir zurück in Europa sind“, so Rivola. „Ich weiß, dass sie einen Test in Barcelona hatten, wo der Grip immer niedrig ist. Dort haben sie einen Fortschritt gemacht. Sie machen es gut.“

In der Herstellerwertung ist Aprilia bei Saisonhalbzeit auf dem zweiten Platz. Die italienische Marke hat 14 Punkte Vorsprung auf KTM. Ducati ist für beide realistisch gesehen nicht mehr in Reichweite. Der Vorsprung auf die beiden japanischen Marken ist groß genug.

Wäre es aktuell mit Jorge Martin anders?
Im nächsten Jahr ändert sich bei Aprilia viel. Aleix Espargaro sieht seinen Job „als erledigt“ an und wechselt zu Honda als Testfahrer. Maverick Vinales geht zu Tech3-KTM. Ihre Plätze übernehmen Jorge Martin und Marco Bezzecchi.

„Wäre es heute mit Martin eine andere Geschichte?“, stellt Rivola eine hypothetische Frage. „Es ist klar, dass wir auf ihn zählen, weil er in den vergangenen Jahren zeigt, wie stark er ist. Aber Aleix ist sehr gut gefahren und es war auch immer eine gute Strecke für Maverick.“

„Aber es ist eine Tatsache, dass wir nicht alle Puzzleteile zusammengefügt haben, um die erwartete Performance und die erwarteten Ergebnisse zu erzielen. Wir müssen verstehen, wie wir uns verbessern können.“

„Es ist richtig, dass die Reifen in diesem Jahr viel schneller sind. Wir sind auch schneller. Diese Reifen haben die Dynamik des Motorrads stark verändert.“ Ein Rätsel, das bisher nur Ducati komplett gelöst zu haben scheint.

Mit Martin und Bezzecchi stoßen im nächsten Jahr zwei Ducati-Fahrer zu Aprilia, die auch wichtige Informationen mitbringen werden. Martin wird auch von seinem derzeitigen Crewchief Daniele Romagnoli begleitet, der die Desmosedici ebenfalls in- und auswendig kennt.

„Das stimmt, aber es gibt auch immer die andere Seite der Medaille“, meint Rivola. „Denn wir verlieren auch sichere Performance. Aleix ist in Silverstone sehr stark und hat [im Qualifying] einen tollen Rundenrekord aufgestellt.“

„Wir hatten Hoffnungen auf das Podium, aber schon am Freitag wurde uns klar, dass im besten Fall Platz vier möglich ist. Der Rückstand passt nicht, er ist zu groß. Wir müssen uns verbessern.“ Die neue Aerodynamik wurde in Silverstone von den Fahrern als guter Fortschritt bezeichnet.

Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Lorenza D’Adderio

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