(Motorsport-Total.com) – Das WSBK-Wochenende im tschechischen Most war für Kawasaki-Werkspilot Jonathan Rea das bisher erfolgreichste Event der laufenden Saison.
Durch den Sieg im Samstags-Rennen, den zweiten Platz im Sprint und Platz drei im Sonntags-Rennen sammelte Rea 50 Zähler. Kein anderer Fahrer kassierte beim achten Rennwochenende der Saison mehr Punkte.
Doch richtig zufrieden wirkte Rea nicht. Nachdem am Donnerstag die Transfergerüchte das bestimmende Thema waren, verlagerten sich die Spekulationen eher in Richtung vorzeitiger Rücktritt. Theoretisch steht Rea noch bis Ende 2024 bei Kawasaki unter Vertrag. Es scheint aber immer unwahrscheinlicher zu werden, dass er diesen Vertrag erfüllt.
„Ehrlich gesagt bin ich mit meiner Situation nicht zu 100 Prozent zufrieden“, gesteht Rea nach den drei Rennen in Most. „In den kommenden Tagen und Wochen will ich nicht zu sehr darüber nachdenken und die Zeit genießen. Ich habe noch viel Zeit, um die Situation richtig zu verstehen. Das ist wichtig. Ich muss die Entscheidung mit vollem Herzen treffen.“
„Es gibt keinen Druck, es jetzt zu entscheiden. Es gibt keine Panik. Es ist wichtig, eine gute Entscheidung zu treffen, die gut für mich ist. Ich werde mir meine Zeit nehmen“, kündigt Rea an.
Auf dem Fahrermarkt ist Rea derjenige, auf den alle warten. Der Platz von Toprak Razgatlioglu ist nach wie vor unbesetzt. Yamaha will abwarten, wie sich Rea entscheidet. Aber auch bei Kawasaki gibt es noch keinen potenziellen Nachfolger für den Rekord-Champion.
Erster Most-Sieg nicht auf technische Fortschritte zurückzuführen
Sportlich gesehen lief es für Rea in Most sehr zufriedenstellend. „Es war ein gutes Wochenende für uns“, bilanziert er. Aber warum lief es so gut? In den zurückliegenden Jahren konnte Rea nie in Most gewinnen. Diesen Makel hat er am Samstag aus der Welt geschafft.
„Ich bin mir nicht sicher“, grübelt er. „Wenn ich mir das Wochenende anschaue, dann stelle ich fest, dass wir als Team gut gearbeitet haben. Wir haben es geschafft, nicht zu emotional zu werden. Am Freitag lag Toprak so weit vorn.“
„Es sah so aus, als ob er alle klar besiegt. Wir haben uns weiter auf die Arbeit konzentriert und im Superpole-Rennen überraschte ich mich selbst. Das ermöglichte mir einen guten Startplatz für das zweite Rennen. So konnte ich das Chaos im Feld umgehen. Von da an fuhr ich mein Rennen. Es reichte aber nicht für Toprak und Bautista“, berichtet Rea.
Technisch gab es erneut keine Verbesserungen am Paket. „Mit dem Motorrad haben wir keinen Schritt gemacht. Wir fuhren mit dem Motorrad, das wir bereits kennen. Wenn man mit seinem Paket das Limit erreicht, dann schaut man sich immer wieder andere Bereiche an, um sich doch noch irgendwie zu verbessern. Doch am Ende kehren wir immer wieder zu der Abstimmung zurück, die wir kennen“, verrät der Kawasaki-Pilot.
Für Podestplätze muss Rea aktuell hart kämpfen. „Die Satelliten-Ducatis sind jetzt richtig schnell. Petrucci und Bassani fahren richtig gut. Toprak und Bautista sind die beiden Spitzenfahrer. Der finale Platz auf dem Podium ist hart umkämpft“, bestätigt der Brite.
Spannendes Duell mit Danilo Petrucci im finalen Rennen
Im zweiten Rennen befand sich Rea bis zur letzten Runde auf Kurs zu P2. Doch Danilo Petrucci startete in den beiden finalen Kurven ein Manöver. „Ich sah, dass Danilo näher kam. Ich verteidigte mich bis in die vorletzte Kurve, dann spürte ich, dass er neben mir ist, ich sah ihn aber nicht“, schildert Rea.
„Er fuhr außen und ging mehr Risiko ein. Mir war klar, dass ich auch stürzen kann, wenn ich ihn berühre. Deshalb gab ich ihm etwas Platz. Etwas mehr Aggressivität von meiner Seite und wir hätten uns berührt“, bemerkt der sechsmalige Weltmeister, der den Kürzeren zog. „Leider wurde er Zweiter. Doch ich kann mich nicht beschweren. Ich hätte mir vor dem Wochenende eine Hand abgehackt für diese Ergebnisse.“
In der Meisterschaft schob sich Rea in Most auf die dritte Position. Nach der Sommerpause will er P3 in der Fahrerwertung halten. „Im finalen Teil der Saison kommen Strecken, die mir liegen: Magny-Cours, Aragon und Portimao. Dann werde ich meine Zukunft bekanntgeben“, so der 36-Jährige.
Text von Sebastian Fränzschky
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