Toprak Razgatlioglu - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Toprak Razgatlioglu fährt bis mindestens Ende 2025 in der Superbike-WM

(Motorsport-Total.com) – Spätestens als Toprak Razgatlioglu im Mai bei BMW einen Zweijahres-Vertrag für die Superbike-WM unterschrieb, war klar, dass der Türke in der Saison 2024 nicht in die MotoGP aufsteigt.

Yamaha ermöglichte Razgatlioglu zwei Tests mit der MotoGP-Maschine, doch der ehemalige Superbike-Champion konnte kein richtiges Vertrauen für die M1 aufbauen und fuhr keine guten Rundenzeiten.

Ben Spies, der nach seinem WSBK-Titel in der Saison 2009 direkt in die MotoGP wechselte und von 2010 bis 2013 in der Königsklasse fuhr, unterhielt sich mit Toprak Razgatlioglu über einen möglichen Aufstieg ins Grand-Prix-Fahrerlager und empfahl dem Türken, diesen Schritt nicht zu gehen.

„Toprak ist extrem talentiert“, stellt Spies im Podcast Off Track der MotoAmerica klar. „Doch Toprak fuhr in seiner Karriere nur Supersport-Motorräder, Superstock-Motorräder und Superbikes. Wir haben uns eine Weile lang unterhalten, als er die MotoGP-Tests absolvierte. Ich war ein bisschen besorgt, dass er einige seiner größten Stärken beim Fahren anpassen muss.“

Warum der Wechsel vom Superbike in die MotoGP so schwierig ist
„Die Motorräder unterscheiden sich ziemlich stark. Sie sind viel steifer und ermöglichen höhere Kurvengeschwindigkeiten“, stellt Spies fest. „Mit einem MotoGP-Bike würde man einen Highsider haben, wenn man so wie Toprak in die Kurven einbiegt, weil die Motorräder so steif sind.“

„Man kann diese Motorräder nicht so weit über dem Limit bewegen“, weiß der MotoGP-Laufsieger. „Ich teilte ihm mit, dass es besser ist, mehrere Superbike-Titel einzufahren und eine Karriere aufzubauen, wie Johnny Rea sie hatte. Denn wenn man nicht von Beginn an diesen Fahrstil gelernt hat, dann ist es schwierig, sich umzustellen.“

Spies ist überzeugt, dass es extrem schwierig ist, über die seriennahen Meisterschaften ins MotoGP-Paddock zu wechseln. Der US-Amerikaner ist überzeugt, dass die Moto3 und Moto2 eine bessere Schule für junge Talente ist, um sich an die hohen Kurvengeschwindigkeiten zu gewöhnen.

„Man lernt im sehr jungen Alter, extrem hohe Kurvengeschwindigkeiten zu fahren. Doch es ist komplett anders, wenn man über die Supersport-Klasse in den Grand-Prix-Sport wechselt. Das ist eine vollkommen andere Welt. Ähnlich verhält es sich, wenn man von der Superbike-WM in die MotoGP wechselt“, erklärt Spies.

Ben Spies fühlte sich auf dem MotoGP-Bike nie richtig wohl
„Ich lernte damals, wie ich richtig mit dem Superbike umgehen muss. Als ich in die MotoGP kam, spürte ich sehr schnell, dass ich das Motorrad ganz anders fahren muss, damit es funktioniert“, erinnert sich der ehemalige Yamaha-Pilot und gesteht: „Es bereitete mir wirklich einige Schwierigkeiten.“

„Ich will nicht nach Ausreden suchen, doch ehrlich gesagt fühlte ich mich nie zu 100 Prozent wohl. Ich hatte einen etwas gröberen Fahrstil als die anderen Fahrer. Es gab nur drei oder vier Tage, an denen ich mich auf dem MotoGP-Bike in etwa so wohl gefühlt habe wie auf dem Superbike. Dann lief es auch gut“, blickt Spies zurück.

„Das waren die Rennen, in denen ich auf das Podium fuhr und den einen Sieg feierte. Doch generell kam ich nicht gut mit dem MotoGP-Bike, den Reifen und dem Paket zurecht, weil ich zehn Jahre lang mit Supersport-Bikes fuhr“, berichtet der mittlerweile 39-Jährige.

Text von Sebastian Fränzschky

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