(Motorsport-Total.com) – Das erste große Kräftemessen für die Superbike-WM 2024 verlief aus Sicht von BMW sehr erfolgreich.
Toprak Razgatlioglu traf zum ersten Mal seit seinem Wechsel zu BMW auf die Konkurrenz und behauptete sich konstant im Spitzenfeld. Eine aggressive Schlussoffensive von Markenkollege Scott Redding sorgte dafür, dass Razgatlioglu schlussendlich nicht der bestplatzierte BMW-Pilot war.
Beim finalen Versuch machte Redding einen großen Sprung und schob sich auf die dritte Position, direkt vor Markenkollege Razgatlioglu. Redding nutzte die beiden Werks-BMW als Orientierung und startete einen Zweikampf mit Michael van der Mark. Razgatlioglu wundert sich, warum Redding derart aggressiv zu Werke ging.
„Beim finalen Versuch fuhr ich mit Michael auf die Strecke. Scott stieß auch dazu und versuchte, mir zu folgen“, beschreibt Razgatlioglu. „Er duellierte sich ein bisschen mit Michael, was wirklich seltsam ist. Es ist kein Renn-Wochenende und nur ein Test.“
„Er fuhr eine gute Rundenzeit, als er uns folgte. Aber man muss sich nicht so einen Stress machen bei einem Test. Bei einem Test geht es darum, das Motorrad zu verbessern“, wundert sich Razgatlioglu über die aggressive Zeitenjagd seines Vorgängers im Werksteam.
BMW findet Lösungen für die Motorbremse
Abgesehen vom Ärger über Redding dominierte bei Razgatlioglu ein positives Gefühl. „Diese beiden Testtage waren für mich sehr positiv. Vor allem, weil ich das Bike mit jeder Runde weiter kennenlerne und mich stetig verbessere. An diesen beiden Tagen haben wir viel gelernt und einige Dinge verbessert“, freut sich der Türke.
Am zweiten Tag wurde das Verhalten am Kurveneingang verbessert, indem die BMW-Ingenieure eine gute Abstimmung für die Motorbremse fanden. Die größte Schwäche bleibt die Haftung am Hinterrad. „Meine größten Probleme habe ich in voller Schräglage und beim Beschleunigen“, bemerkt Razgatlioglu.
Um dieses Problem zu lösen, entwickelte BMW eine neue Schwinge. Razgatlioglu erkennt aber noch keinen klaren Fortschritt: „Ich kann noch nicht genau sagen, ob die neue oder die alte Schwinge besser ist. Das Fahrverhalten änderte sich abhängig von den Bedingungen sehr stark. Wir müssen das beim Portimao-Test erneut probieren.“
Erleichterung bei BMW: Toprak Razgatlioglu von Beginn an schnell
Der WSBK-Vorsaison-Test in Jerez war für BMW die erste richtige Chance, eine Standortbestimmung für die neue Saison zu erhalten. Bereits im Dezember testete Razgatlioglu die BMW, doch die Erkenntnisse waren damals auf Grund der fehlenden Konkurrenz und der nicht idealen Bedingungen überschaubar.
„Vor allem freue ich mich, dass ich endlich bei guten Wetterbedingungen fahren konnte“, kommentiert Razgatlioglu. „Meine ersten Tests fanden sehr spät statt und ich konnte nicht im Trockenen fahren“, blickt der BMW-Neuzugang zurück.
Bereits in den ersten Stunden des Tests zeigte Razgatlioglu, dass die BMW schnell ist. „Wir konnten unser Potenzial schon zu Beginn des ersten Tages zeigen. Ich fuhr mit dem SC0-Reifen bereits beim ersten Stint eine 1:39.8er-Runde. Das ist sehr gut. Das habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet.“
„Alle haben gemeint, dass die BMW nicht bereit ist für den Gewinn der Meisterschaft. Aber wenn das Motorrad kein Potenzial hätte, dann wären wir nicht so schnell eine 1:39er-Runde gefahren. Es sieht aber so aus, als ob das Motorrad Potenzial hat“, freut sich der Ex-Champion.
Die BMW harmoniert noch nicht mit dem Qualifying-Reifen
Nach vier Jahren bei Yamaha muss sich Razgatlioglu bei BMW an einige Änderungen gewöhnen. „Das Motorrad ist komplett anders. Vor allem die Arbeitsweise der Elektronik ist neu für mich“, schildert Razgatlioglu, der mit der BMW-eigenen Elektronik bereits warm geworden ist: „Ich habe mich aber bereits fast komplett daran angepasst.“
Noch nicht ideal ist das Fahrverhalten mit dem Qualifying-Reifen. Der zusätzliche Grip wirkt sich negativ auf die Balance der BMW aus. Deshalb konnte sich Razgatlioglu nur bedingt steigern, als er vom Rennreifen auf den SCQ-Reifen wechselte.
„Mit dem Qualifying-Reifen ändert sich immer die Balance des Motorrads“, bestätigt Razgatlioglu, der schlussendlich 0,8 Sekunden langsamer war als Spitzenreiter Nicolo Bulega. „Ich war mit dem SCQ-Reifen nur eine Zehntelsekunde schneller als mit dem Rennreifen“, bemerkt der BMW-Pilot.
Doch das Renntempo stimmt Razgatlioglu optimistisch. „Wir sind nicht weit weg. Wenn wir das Problem mit der Haftung am Hinterrad beheben, dann können wir an jedem Wochenende ums Podium kämpfen“, prophezeit der BMW-Neuzugang.
Text von Sebastian Fränzschky
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