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© WorldSBK.com – BMW sucht in der Superbike-WM nach dem Anschluss an die Spitze

(Motorsport-Total.com) – Vor gut vier Jahren kehrte BMW werksseitig in die Superbike-WM zurück. Seitdem versuchen die Münchner vergeblich, den Anschluss an die führenden Werke der Serie herzustellen.

Seit dem WSBK-Comeback in der Saison 2019 gelangen BMW einige Meilensteine, doch Ducati, Yamaha und Kawasaki sind auch 2023 einen Schritt voraus. Gibt es eine Abkürzung zum Erfolg?

Eine kurze Bilanz der vergangenen vier Jahre: BMW kehrte 2019 mit der damals brandneuen S1000RR in die Superbike-WM zurück und verpflichtete Ex-Weltmeister Tom Sykes, der von Kawasaki kam, und Superstock-Europameister Markus Reiterberger. Sykes beendete die Saison auf Platz acht der Fahrerwertung. Bei den Herstellern setzte sich BMW gegen Honda durch und landete auf Position vier.

Im Jahr darauf wurde Markus Reiterberger durch Eugene Laverty ersetzt. Tom Sykes war erneut bester BMW-Pilot, kam aber nicht über P12 in der Meisterschaft hinaus. Bei den Herstellern war BMW das Schlusslicht und landete hinter Kawasaki, Ducati, Yamaha und Honda auf Platz fünf.

Von 2020 zu 2021 legte BMW nach und präsentierte die erste M-Version. Die neue M1000RR war radikaler auf den Einsatz im Rennsport getrimmt. Michael van der Mark übernahm den Platz von Eugene Laverty und fuhr in Portimao den Sieg im Sprintrennen ein. Der Niederländer wurde Gesamtsechster. Bei den Herstellern zog BMW wieder an Honda vorbei und landete auf Position vier.

Im Vorjahr kam Scott Redding ins Team und nahm den Platz von Tom Sykes ein. Das Verletzungspech von Michael van der Mark warf BMW zurück. Bei den Herstellern setzte man sich hauchdünn mit einem Punkt Vorsprung gegen Honda durch und wurde Gesamtvierter. Scott Redding landete in der Fahrerwertung auf Platz acht.

In diesem Jahr legt BMW nach nur zwei Jahren die nächste Evolutionsstufe nach und schickt die neue M1000RR an den Start, die vor allem durch ihre radikale Aerodynamik auffällt. Bisher konnten die Erwartungen aber noch nicht erfüllt werden.

Warum tut sich BMW in der Superbike-WM so schwer?
Ex-BMW-Werkspilot Chaz Davies wundert sich, warum sich BMW so schwer tut: „Michael und Scott haben die WM bereits in den Top 3 beendet. Es ist Scotts zweites Jahr bei BMW. Sie müssen einen Schritt machen. Doch es wirkt, als ob sie diesen nächsten Schritt nicht hinbekommen.“

Die Ergebnisse von Scott Redding sind laut Chaz Davies ein guter Hinweis, wo BMW im Vergleich zu Ducati steht. „Scott kam Ende 2021 zu BMW. Davor kämpfte er zwei Jahre lang mit Ducati um die Weltmeisterschaft“, bemerkt Davies.

In den zwei Jahren bei Ducati gewann Redding zwölf Rennen. Nach dem Wechsel zu BMW gelang Redding kein Sieg. „Für Scott war es ein ziemlich frustrierendes Jahr. Das Paket ist nicht dort, wo es sein sollte. Wenn es so wäre, dann würde man Scott an jedem Wochenende um Siege kämpfen sehen“, erklärt Davies auf seinem YouTube-Kanal.

Keine Siege: Laut Chaz Davies liegt es nicht an den Fahrern
Laut Davies ist der ausbleibende Erfolg des BMW-Projekts nicht auf die Qualität der Fahrer zurückzuführen: „Wenn ein Hersteller im Rennsport eine schwierige Phase durchmacht und nicht weiß, wie man den nächsten Schritt machen kann, dann verpflichtet man zuerst einen Spitzenfahrer und setzt das Geld auf ihn. Das hat BMW bereits getan.“

„Sie haben Scott Redding ins Team geholt und eine Menge Geld auf den Tisch gelegt für ihn. Doch es hat bisher nicht funktioniert. Ab einem gewissen Punkt muss man wieder selbst hinterfragen und sicherstellen, dass man dem Fahrer die richtigen Werkzeuge für den Job bereitstellen kann“, bemerkt Davies.

Dass Reddings Motivation leidet, kann Davies gut nachvollziehen: „Man verlangt vom Fahrer, die gleiche Motivation zu haben wie vor vor einem Jahr, als er ins Team kam, damit man um Siege kämpfen kann. Das ist eine schwierige Situation.“

„Scott ist ein Kämpfer. Er wird motiviert sein. Aber das wird nur so lange möglich sein, solange BMW ihm mit dem Material versorgt, das er benötigt“, erklärt der mehrfache Vizeweltmeister.

Abkürzung zum Erfolg: Warum fischt BMW nicht bei der Konkurrenz?
Davies hat eine Idee, wie BMW zu Ducati, Kawasaki und Yamaha aufschließen kann: „Was man unternehmen kann? Meiner Meinung nach ist das nicht so schwierig. Man muss sich nur umschauen, was im Rennsport passiert, wenn ein Hersteller zu kämpfen hat. Oft schaut man sich dann um, wer verfügbar ist und verpflichtet Schlüsselpersonen von anderen Teams.“

„Das habe ich bei BMW bisher nicht gesehen“, wundert sich Davies. „Sie haben niemanden, der von Kawasaki, Yamaha oder Ducati kam. Diese drei Hersteller sind seit vielen Jahren an der Spitze der Superbike-WM und verfügen über sehr viele Daten.“

„Diese Daten könnten für BMW eine Abkürzung sein zum Erfolg. Doch bisher konnte ich derartige Wechsel nicht sehen“, zeigt sich der ehemalige WSBK-Spitzenfahrer überrascht von der Strategie des deutschen Herstellers in der Superbike-WM.

Starke Fahrer auch im BMW-Satellitenteam
Neben dem Werksteam wird BMW in der WSBK 2023 auch stark durch das Bonovo-Team vertreten, das mit Laufsieger Loris Baz und Neuzugang Garrett Gerloff eine starke Fahrerpaarung hat. Bei den beiden Überseerennen fehlte das nötige Glück, doch das Potenzial ist fahrerisch ohne Zweifel vorhanden.

Garrett Gerloff könnte für BMW zu einer Art Geheimwaffe werden. „Garrett ist ein richtig schneller Fahrer“, bestätigt Chaz Davies, der miterlebt hat, wie Gerloff in der WSBK debütierte und mit Podestplätzen auf sich aufmerksam machte. Es folgten Einsätze in der MotoGP als Ersatzpilot.

Doch dann kam Gerloff vom Kurs ab. Nach dem Zwischenfall in Assen mit Yamaha-Markenkollege Toprak Razgatlioglu erlebte der US-Amerikaner schwierige Zeiten. „Es lief nicht einfach für ihn. Alle wissen, was damals in Assen passiert ist. Seitdem gab es viele Fragezeichen“, bemerkt Davies.

„Sein reiner Speed war nie ein Problem. Doch in den Rennen wurde er zu Beginn oft durchgereicht und konnte sich nicht durchsetzen. Sein Wechsel zu BMW ist für ihn ein Neuanfang, auch für den Kopf“, kommentiert Davies, der Gerloff einiges zutraut: „Er kann alles abhaken, was bei Yamaha passiert ist. Er kann sein Mojo zurückfinden.“

Beim Europaauftakt in Assen dürfte BMW deutlich stärker aufgestellt sein als bei den Übersee-Events in Australien und Indonesien. Das Layout der Strecke in Assen liegt dem BMW-Superbike. Fraglich ist, ob alle vier Fahrer antreten können.

Text von Sebastian Fränzschky

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