(Motorsport-Total.com) – Die beiden Laufsiege von BMW-Pilot Toprak Razgatlioglu waren wohl die größte Überraschung des zweiten WSBK-Events der Saison 2024 in Barcelona.
„Es war die Bestätigung, dass wir im vergangenen Jahr korrekt gearbeitet haben“, kommentiert Marc Bongers, der Motorradsport-Direktor von BMW, der die Siege in Barcelona sehr euphorisch feierte.
Dabei war die Grand-Prix-Strecke in Katalonien in der Vergangenheit keine klassische BMW-Strecke. Doch die Fortschritte beim Reifenverbrauch haben das Projekt spürbar vorangetrieben. Laut Marc Bongers konnte man die ersten Effekte der Arbeit schon im Vorjahr erkennen.
„Bereits in der zweiten Hälfte der vergangenen Saison konnten wir zeigen, dass die Reifen bis zum Rennende halten. Das war vor allem bei Garrett Gerloff sehr gut zu sehen. Doch er hatte meist schlechte Startpositionen oder schlechte erste Rennrunden“, nennt der BMW-Manager den Grund, warum Gerloff nicht aufs Podium fuhr. „Sein Renntempo gegen Rennende war aber oft richtig gut“, bemerkt Marc Bongers.
Wie hat BMW die M1000RR zum Reifenflüsterer gemacht? „Wir haben das durch Änderungen der Steifigkeit erreicht. Zudem gab es leichte Änderungen am Motor, der Aerodynamik und Elektronik. Die Arbeit an der Elektronik steht nie still“, schildert der BMW-Verantwortliche.
Keine der Änderungen machte isoliert betrachtet einen riesigen Fortschritt aus, doch in Summe wurde das Paket der BMW M1000RR deutlich besser. „Auf diesem Niveau macht man keine massiven Schritte. Es sind alles kleine Puzzleteile. Was Toprak daraus gemacht hat, ist ein anderes Level“, lobt Marc Bongers die Leistung seines Spitzenfahrers.
Wie Marc Bongers den ersten Test von Toprak Razgatlioglu erlebt hat
Auf Grund der fehlenden Erlaubnis von Yamaha verpasste Toprak Razgatlioglu im Vorjahr den Nachsaison-Test in Jerez. Erst ab Dezember durfte Razgatlioglu für seinen neuen Arbeitgeber testen. Marc Bongers erinnert sich an das Kennenlernen in Portimao.
„Als Toprak auf das Motorrad stieg, hatte er sicher gewisse Erwartungen“, bemerkt Marc Bongers. „Vermutlich erwartete er, dass die BMW kein gutes Kurvenverhalten beim Beschleunigen hat, nicht gut mit den Reifen umgeht und einen zu aggressiven Motor hat. Doch nach den ersten zehn Runden fragte er sich, über was sich alle beschweren, weil das Motorrad das tut, was es tun soll.“
„Natürlich ist Arbeit notwendig, um die Abstimmung anzupassen und das Motorrad an seine harten Bremsmanöver einzustellen“, so Bongers. „Toprak hat aber gespürt, dass wir als Team sehr schnell reagieren können, wenn es darum geht, Änderungen vorzunehmen. Wenn er einen konkreten Wunsch hat, dann entwickeln wir schnell die nötigen Dinge, mit denen wir ihm ein besseres Gefühl vermitteln.“
Toprak Razgatlioglu + BMW-Topspeed = unschlagbar?
Bereits bei Yamaha wurde deutlich, wie talentiert Razgatlioglu ist. Doch der schwache Topspeed der Yamaha R1 kostete einige Siege. Die Kombination aus der BMW M1000RR und Razgatlioglu hingegen scheint schlagkräftiger zu sein.
„Er ist ein Ausnahmetalent und jetzt hat er ein Paket, mit dem er gewinnen kann“, kommentiert Marc Bongers stolz und lobt: „Seine Psyche ist sehr stark. Diesbezüglich möchte ich mich bei Kenan (Sofuoglu, Mentor und Manager; Anm. d. Red.) bedanken, denn was er mit seinen Fahrern macht, ist wirklich besonders. Seine Fahrer haben einen sehr großen Kampfgeist.“
Komplett reibungsfrei verlief Razgatlioglus Saisonstart mit BMW aber nicht. In Australien rollte der Türke im zweiten Rennen mit Motorschaden aus. „Der Motor aus Australien kam in der Woche nach dem Rennen zurück. Wir analysierten ihn und fanden etwas heraus. Für Barcelona konnten wir nachbessern. Auch die anderen Fahrer erhielten andere Motoren“, verrät Bongers.
Hat sich das Ziel für die WSBK 2024 nach den Siegen in Barcelona verändert? „Das Ziel für die Saison bestand darin, wieder Rennen zu gewinnen. Nach dem Sieg habe ich definitiv mehr Zuversicht für den Rest der Saison. Vor allem weil wir in Barcelona gewinnen konnten. Wir können sicher zu den Kandidaten gehören, müssen aber noch ein paar Events abwarten“, bremst Bongers die Erwartungen.
Text von Sebastian Fränzschky
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