(Motorsport-Total.com) – Ex-Weltmeister Tom Sykes spielte eine wichtige Rolle bei der werksseitigen Rückkehr von BMW in die Superbike-WM.
Nach neun Jahren bei Kawasaki entschied sich Sykes dazu, seine ZX-10RR gegen die S1000RR einzutauschen und in der WSBK-Saison 2019 bei BMW als klare Nummer eins an den Start zu gehen.
Bereits in der BMW-Debütsaison holte Sykes eine Poleposition und schaffte es vier Mal aufs Podium. Teamkollege Markus Reiterberger stand klar im Schatten des Briten und musste nach nur einen Saison gehen. Nachfolger Eugene Laverty war nur bedingt erfolgreicher als sein deutscher Vorgänger und wurde ebenfalls nach nur einem Jahr ersetzt.
Sykes zog immer wieder das Interesse auf sich und sorgte mit seinen starken Qualifying-Leistungen für die BMW-Glanzmomente. Auf eine Runde machte ihm keiner seiner Markenkollegen etwas vor. In den Rennen aber war Sykes deutlich weniger dominant.
Tom Sykes zeigt wenig Interesse am Wechsel ins Kundenteam
In diesem Jahr hatte er mit Michael van der Mark einen Teamkollegen, der mindestens auf Augenhöhe agierte. Im August 2021 verkündete BMW, dass Scott Redding in der Saison 2022 zum Team stößt. Damit war klar, dass Sykes seinen Platz im Werksteam verliert.
Die Empörung war bei einigen Superbike-Fans groß, denn bis dahin war Sykes derjenige, der für BMW die größten Erfolge sichergestellt hatte. Erst im späteren Saisonverlauf fuhr Teamkollege Michael van der Mark zum ersten Laufsieg.
Sykes reagierte enttäuscht und geradezu bockig. Das Angebot, im neuen Jahr bei Bonovo eine Werks-BMW zu pilotieren, nahm der Weltmeister von 2013 nicht an und ließ die Entscheidungs-Deadline unkommentiert verstreichen.
Die Daten des Ex-Champions waren für die Markenkollegen nutzlos
BMWs Entscheidung, ohne Sykes weiterzumachen, war mutig und mit Blick auf die Zukunft notwendig. Mit seinen 36 Jahren befand sich Sykes bereits im Herbst seiner Karriere. Doch viel wichtiger: Mit seinem extremen Fahrstil bremste er indirekt die Entwicklung des BMW-Superbikes, denn seine Daten waren für die anderen BMW-Piloten oft nutzlos.
Bonovo-BMW-Teamchef Michael Galinski weiß nach der Saison 2021 sehr genau, wie speziell Tom Sykes fährt. Schützling Jonas Folger konnte mit den Informationen von Sykes nie viel anfangen.
„Der Austausch zwischen den BMW-Teams ist gut. Wir sehen die Daten. Doch was Sykes fährt, können wir nicht 1:1 übernehmen“, erklärt Galinski im Gespräch mit ‚Motorsport-Total.com‘.
Wäre Markus Reiterbergers Karriere ohne Tom Sykes anders verlaufen?
„Wenn diese Daten für uns nützlich gewesen wäre, dann hätten wir die Abstimmungen verwendet. Tom Sykes fährt sehr hart und brutal. Er braucht sehr harte Federn. Teilweise drückt er extrem stark auf die Daumenbremse und rutscht so in die Kurve hinein“, erklärt Galinski.
Sykes‘ Fahrstil erstaunt Galinski. „Er macht viele Sachen, die mich an den BSB-Style erinnern. Damit kommt er gut zurecht. Jonas braucht aber ein Motorrad, mit dem er sich wohl fühlt, mit dem er normal bremsen und in die Kurven einbiegen kann“, schildert der Bonovo-Teammanager.
Bei einigen der Markenkollegen kreierte Sykes‘ Stil Frust. „Das ist ein gutes Thema. Ich glaube, dieses Problem hat ‚Reiti‘ den Platz gekostet und Laverty im Endeffekt auch. Er ist sehr speziell, aber schnell“, bemerkt Galinski. „Van der Mark ist eher ein Fahrer wie Folger auch. Er hat einen normaleren Fahrstil. Er kam ebenfalls von einem anderen Hersteller und hatte zu Beginn seine liebe Mühe.“
Text von Sebastian Fränzschky
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