Seit Sepang 2015 ist klar, dass Valentino Rossi und Marc Marquez keine besten Freunde mehr werden. Nach einer mehrere Monate langen Eiszeit begegnen sich die beiden Ausnahmekönner mittlerweile wieder professionell.
Doch von Freundschaft kann keine Rede sein. Aktuell belegen Marquez und Rossi in der Meisterschaft die beiden führenden Positionen. In Silverstone kämpften sie Rad an Rad und berührten sich mehrfach. Entsteht aktuell ein neues Pulverfass, das bei den ausstehenden Rennen der laufenden Saison explodieren könnte?
„Jeder hat ein extrem großes Ego und möchte keinem etwas schenken“, bemerkt Aprilia-Werkspilot Stefan Bradl, der den Zweikampf der beiden WM-Rivalen mitverfolgt. Im Gespräch mit ‚ServusTV‘ betont Bradl, dass Marquez und Rossi Profis sind. Dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass die Situation kippen könnte, wenn einer der beiden einen Fehler macht.
„Sie wissen, was sie tun, denn sie sind beide Profi genug. Es gibt Berührungen. Das passt, solange es gut geht, aber sie sind schon am Limit unterwegs“, warnt Bradl. „Unterm Helm kommt einem das gar nicht so vor. Ich denke mir auch manchmal: ‚Sind wir alle wahnsinnig?‘ Aber wenn man auf dem Motorrad sitzt, dann spielt sich alles in Zeitlupe ab. Man hat mehr Zeit, alles zu steuern. Es kommt einem nicht so krass vor.“
Aktuell führt Marquez die WM-Wertung mit 50 Punkten Vorsprung an. Doch bei den bisherigen drei Rennen der zweiten Saisonhälfte kam der Spanier immer hinter Rossi ins Ziel. Zudem hinkt Honda nach wie vor hinterher. Marquez bewegt seine RC213V am Limit oder geht stellenweise darüber hinaus. Wie lange geht das gut?
Andererseits sind 50 Punkte bei sechs ausstehenden Rennen ein komfortabler Vorsprung, den Rossi nur aufholen kann, wenn Marquez Fehler macht. In der laufenden Saison zeigte der Weltmeister von 2013 und 2014 an den Renntagen aber meist fehlerfreie Vorstellungen. Marquez punktete in allen Rennen, während Rossi in Austin, Mugello und Assen leer ausging.
Ist die WM also schon entschieden? „Einerseits ja, andererseits kann immer etwas passieren“, erklärt Bradl nüchtern. „Es gab in diesem Jahr schon viele verrückte Rennen mit verschiedenen Siegern. Ich glaube, Marc ist mittlerweile clever genug, um diesen Vorsprung zu verwalten. Er war teilweise verrückt unterwegs, aber er kann sich jetzt auch mit einem zweiten, dritten oder vierten Platz zufrieden geben. Er wird immer kämpfen, bis zum Schluss. Ich denke, er könnte es schaffen, dieses Polster zu verwalten.“
Text von Sebastian Fränzschky
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