(Motorsport-Total.com) – Der erste Gegner eines jeden Rennfahrers ist immer der eigene Teamkollege.
Dieser interne Wettkampf führte im Motorsport bereits zu einigen, heute legendären Duellen. In der Formel 1 wird auch noch 30 Jahre später gerne an die Rivalität der McLaren-Piloten Ayrton Senna und Alain Prost gedacht.
In der MotoGP bleiben die Trennwände in der Yamaha-Garage zwischen Valentino Rossi und Jorge Lorenzo unvergessen. 2019 wird der Spanier im gleichen Stall wie der amtierende Weltmeister antreten, braut sich also bereits der nächste Machtkampf zusammen?
„Nein“, entgegnet Marc Marquez auf den Vergleich mit Senna und Prost angesprochen. „Aber natürlich wollen wir beide auf der Rennstrecke den Titel gewinnen, beide wollen wir vorn sein“, gibt er zu. „Wenn man sagt, der Teamkollege ist der erste Gegner, dann stimmt das“, gesteht auch Lorenzo im Interview bei ‚MotoGP.com‘. „Er hat dasselbe Material als du. Es gibt keine Ausreden. Entweder du bist besser oder schlechter als er.“
Marquez hatte bislang mit Dani Pedrosa nur einen MotoGP-Teamkollegen an seiner Seite, den er bereits in seiner ersten Weltmeister-Saison 2013 klar distanzierte. Mit Lorenzo im Team muss er sich auf eine neue Dynamik einstellen. „Er ist bereits länger im Team und fühlt sich dort zu Hause. Jetzt kommt ein anderer guter Fahrer an, da ist es schwierig, eine gute Beziehung aufzubauen“, kann Lorenzo verstehen. Aber: „Wenn die Manöver sauber bleiben, dann denke ich nicht, dass das ein Drama werden könnte.“
Marquez: „Hatten tolle Kämpfe auf der Strecke“
„Wir beide werden hundert Prozent geben“, fährt Marquez fort. Jedoch ist auch der 25-Jährige davon überzeugt, dass er abseits der Rennstrecke gut mit dem sechs Jahre älteren Lorenzo zurechtkommen werde. Auch wenn sich der fünffache Weltmeister in seiner bisherigen MotoGP-Karriere sowohl bei Yamaha mit Valentino Rossi als auch bei Ducati mit Andrea Dovizioso das ein oder andere Wortgefecht geliefert hat.
Abseits der Rennstrecke sei man kein Konkurrent mehr, sondern Teamkollege, betont Marquez. „Wir hatten bislang tolle Kämpfe in Österreich oder Brünn, und haben eine professionelle Beziehung. Natürlich ist er reifer als ich, er hat mehr Erfahrung, aber auch ich habe schon viel erlebt.“ Während Marquez mittlerweile seinen fünften MotoGP-Weltmeistertitel einfahren konnte, steht Lorenzo auch nach den beiden Ducati-Jahren weiterhin bei drei. Ihm gelang es allerdings als bislang einzigem Fahrer in der Marquez-Ära einen Titel einzufahren, 2015.
„Wir sind beide sehr erfahren. Ich werde 32 Jahre alt sein, er 26. Das macht einen Unterschied aus, man versteht mehr“, erklärt Lorenzo gegenüber ‚MotoGP.com‘. „Manchmal hat der eine eine starke Phase, dann der andere. Wenn man älter ist, akzeptiert man diese Veränderungen eher.“
Lorenzo: Am Anfang war es nicht so einfach mit Marc …
Der Mallorquiner geht geschwächt in die Winterpause. Er konnte mit den Italienern nicht das erreichen, was er sich vorgenommen hatte, außerdem hadert er weiterhin mit seiner Handverletzung. Marquez muss sich hingegen an der Schulter operieren lassen. Und auch die Beziehung zwischen den beiden verlief nicht immer reibungslos.
„Die Beziehung mit Marc hat nicht so gut begonnen, weil er sehr aggressiv war zu Beginn“, erinnert sich Lorenzo an 2013 zurück. „Das hat Spannungen erzeugt, nicht nur mit mir. Was mir besonders missfiel, war sein Verhalten in Jerez bei der Kollision in der letzten Kurve. Aber dann hat er sich verändert.“
Beim legendären Saisonfinale 2015 in Valencia wurde den beiden dann sogar eine „Bromance“ nachgesagt, nachdem Marquez Lorenzo im letzten Rennen nicht angriff und dieser durch seinen Sieg gegen Rossi den WM-Titel holte.
In der Gegenwart gab es dennoch erneut Spannungen. Nach Lorenzos Sturz in Aragon, als seine Pechsträhne begann, kritisierte er Marquez lautstark und machte den Honda-Fahrer für seinen Crash verantwortlich. Lorenzo bezichtigte Marquez unfairer Methoden. Außerdem meinte er: „Manchmal schaltet sich sein Gehirn ab.“ Der Spanier konterte. Lorenzo soll auf der schmutzigeren Linie eben nicht so früh Gas geben, riet er seinem neuen Teamkollegen. Mittlerweile scheint sich ihre Beziehung wieder erholt zu haben. Marquez verteidigte Lorenzo gegen Kommentare von Dovizioso – der Italiener kritisierte die lange Verletzungspause des Spaniers.
Was auf der Strecke passiert, ist eine Sache, aber außerhalb der Rennstrecke kann man eine gute Beziehung haben, wie ich sie auch mit Dovizioso habe“, erklärt Marquez, der in den vergangenen beiden Jahren gegen den Italiener um den WM-Titel kämpfte. Er möchte auf jeden Fall eine professionelle Beziehung mit Lorenzo weiterführen. Honda weiß, dass die Wettkampfstärke ihrer Fahrer zum Problem werden könnte. „Uns ist bewusst, dass sie miteinander kämpfen werden, doch wir hoffen, dass sie sich wie Gentleman verhalten“, kommentierte HRC-Teammanager Alberto Puig.
Text von Maria Reyer, Co-Autor: German Garcia Casanova
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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