Sowohl in der MotoGP als auch der Superbike-WM ist das Interesse der Hersteller rückläufig. Nach der Saison 2011 zog Suzuki in der Königsklasse die Reißleine. Bei den Superbikes beendete Yamaha das Werksengagement. Die Gründe dafür sich vielschichtig. Der Motorradrennsport macht harte Zeiten durch – soviel steht fest. Dennoch gibt es eine Serie, in der die Rezession nicht zu spüren ist: die Britische Superbikemeisterschaft (BSB).
Die Serie auf der Insel gilt als Sprungbrett für die Superbike-WM. Bekannte Aufsteiger sind zum Beispiel James Toseland, Neil Hodgson oder auch Troy Bayliss. Die Rennen finden vor vollen Rängen statt und im britischen Fernsehen können sich die Fans auf stundenlange Liveübertragungen freuen.
Im kommenden Jahr wird es in der BSB eine Überarbeitung des Reglements geben. Einfach ausgedrückt möchte man gegen den Strom schwimmen und die immer bedeutender werdende Elektronik begrenzen. „Während alle von elektronischen Fahrhilfen sprechen, sagen wir: ‚Weg damit!'“, erklärt Serienmanager Stuart Higgs der ‚Fastbike‘.
„Du gehst in die Vorhalle des Berliner Hauptbahnhofs, stellst dich in die Menschenmenge und sagst: ‚Meine Damen und Herren, bitte sagen Sie mir ein oder zwei Worte, die Ihnen spontan zum Thema Motorrad einfallen.‘ Du kannst sicher sein, dass unter den fünf häufigsten genannten Wörtern das Wort ‚Wheelie‘ ist. Ein Begriff, den die meisten Menschen mit Motorradracing verbinden. Und was machen wir? Wir bauen eine elektronische Vorrichtung ein, die ‚Anti-Wheelie‘ heißt. Das ist doch irre!“, klagt Higgs.
Um die Teams in ihren Möglichkeiten zu beschränken, kommt ein einheitliches Steuergerät zum Einsatz. Damit folgt man dem Vorbild Formel 1, die seit Jahren auf eine Lösung von McLaren vertraut, nachdem man sich Anfang der Neunziger im Elektronikjungle verirrte. Higgs erinnert sich an den Williams FW14 und FW15: „Man hätte einen Schimpansen in das Auto setzen können, es wäre kein besonders großer Unterschied zum Weltmeister gewesen.“
„Die Formel-1-Leute wollten das Zeug schnell wieder loswerden“, fügt er hinzu. Ein weiteres Argument gegen mehr Elektronik sind die Kosten, die sowohl in der MotoGP als auch in der Superbike-WM in den letzten Jahren ausuferten: „Du kannst nicht alle Kosten runterdrücken und dann den Elektronikspezialisten zum bestbezahlten Mann im Team machen.“
„Der Fahrer muss das Geld mit ins Team bringen und der Elektronikingenieur sackt es sich ein. Das geht so nicht“, stellt Higgs klar. „Wir wollen alle den Motorsport lebendig halten und keiner hat Interesse daran, dass den Teams reihenweise das Geld ausgeht. Unser großes gemeinsames Ziel ist, die Meisterschaft für die Zuschauer möglichst attraktiv zu machen, das Level hoch zu halten und eine gute Show zu liefern.“
Text von Sebastian Fränzschky
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