BMW-Rennleiter Sven Blusch muss Budgetkürzungen hinnehmen

(Motorsport-Total.com) – In den zurückliegenden Wochen ist es still geworden um einen möglichen MotoGP-Einstieg von BMW.

Nach seinem Amtsantritt im November 2023 verkündete Markus Flasch, der neue CEO von BMW Motorrad, klare MotoGP-Absichten.

In der BMW-Rennabteilung wurden in den zurückliegenden Monaten viele Schlüsselpositionen neu besetzt. Doch obwohl die MotoGP-Saison 2027 in großen Schritten näher rückt, gab es aus München zuletzt keine Updates bezüglich eines Engagements in der Königsklasse.

Für die Saison 2025 muss BMW-Rennleiter Sven Blusch ein gekürztes Budget verwalten. Blusch verweist auf die angespannte Situation im Bereich Automotive. Das wirkt sich auch auf die Rennsport-Aktivitäten von BMW aus.

„Das Budget wird für das kommende Jahr etwas reduziert“, erklärt Blusch. „Das hilft sicher nicht mit Blick auf unsere strategische Ausrichtung. Doch es ist wichtig, dass wir Motorsport zu einem wesentlichen Bestandteil von BMW Motorrad machen. Dafür kämpft auch CEO Markus Flasch. Intern gibt es viele Gespräche. Ich kann aber nicht abschätzen, wie groß das Budget in Zukunft sein wird.“

WSBK 2025: BMW nur noch mit zwei statt vier Fahrern
Eine Auswirkung des gekürzten Budgets ist der Verlust des WSBK-Satelliten-Teams Bonovo (zuletzt feierte Bonovo große Erfolge). Im kommenden Jahr wird BMW nur noch mit zwei Bikes vertreten sein. „Es ist wichtig, dass wir uns in der Superbike-WM zu 100 Prozent auf die beiden Motorräder konzentrieren. Mehr ist momentan nicht möglich“, gesteht Blusch.

„Es ist uns lieber, den vollen Fokus auf die beiden Bikes zu lenken, anstatt mehr Motorräder zu haben, ohne zu wissen, ob wir das handhaben können“, begründet der BMW-Rennleiter und fügt hinzu: „Es ist nicht die perfekte Lösung, sondern vom Budget abhängig.“

Die Zwangspause von BMW-Speerspitze Toprak Razgatlioglu hat eindrucksvoll aufgezeigt, wie abhängig BMW von den Erfolgen des türkischen Ausnahmekönners ist. In seiner Abwesenheit verlor BMW die Führung in der Hersteller-WM an Ducati. Der italienische Hersteller punktete sowohl mit den Werkspiloten Nicolo Bulega und Alvaro Bautista als auch mit Kundenpilot Danilo Petrucci.

Es wird erwartet, dass Ducati auch im kommenden Jahr mit einem konkurrenzfähigen Großaufgebot antritt und neben den beiden Werksmaschinen auch noch viele starke Kundenteams hat. Barni hat bereits angekündigt, das Projekt von einem auf zwei Fahrer auszuweiten. Auch GoEleven demonstrierte in Aragon, dass man siegfähig ist.

„Es kann helfen, mehr Motorräder zu haben, solange man richtig damit umgeht. Wir können es uns in diesem Jahr leisten, doch für kommendes Jahr müssen wir anders planen“, kommentiert BMW-Rennleiter Blusch.

Großes Budget und starkes Personal eine Voraussetzung für Erfolg
Noch vor einem Jahr duellierte sich BMW in der Superbike-WM mit Honda um den vorletzten Platz bei den Herstellern. „Zu Beginn des vergangenen Jahres wurde entschieden, das Thema anzustoßen und die Superbike-WM intern auf ein neues Niveau zu heben“, bemerkt Blusch. Mehr Budget, mehr Personal sowie bessere Struktur und vor allem die Verpflichtung von Toprak Razgatlioglu haben BMWs WSBK-Projekt an die Spitze geführt.

„Bereits im vergangenen Jahr gab es eine neue Einstellung innerhalb von BMW Motorrad. Alle stimmten zu, dass wir das Projekt anstoßen müssen. Es gibt viele Ingenieure, die seit vielen Jahren in diesem Projekt arbeiten. Doch wenn man zu wenig Leute hat, dann ist es schwierig, gegen die anderen Hersteller zu kämpfen, die größere Budgets und mehr Leute haben“, unterstreicht Blusch, der im Juni die neue Rolle des Rennleiters übernahm.

Er zeigt sich begeistert von der Arbeit, die Sportdirektor Marc Bongers und Technikdirektor Chris Gonschor geleistet haben, um den Weg zu ebnen. „Sie haben sehr gut gearbeitet, um alles zusammenzubringen“, lobt Blusch. Nur wie geht es mit dem potenziellen MotoGP-Projekt weiter?

Momentan kann BMW keine Neuigkeiten verkünden. „Wir müssen den weltweiten Motorrad-Rennsport weiter analysieren. Die MotoGP ist natürlich die oberste Priorität, die wir uns anschauen. Doch es dauert noch einige Monate, um etwas dazu zu sagen“, erklärt Blusch.

Die neue MotoGP-Ära, ein sehr günstiger Zeitpunkt für einen Einstieg, rückt in großen Schritten näher. „2027 ist wirklich sehr bald. Es gibt aber keine Deadline von unserer Seite“, schildert Blusch. „Wenn wir 2027 nicht einsteigen, dann bedeutet das nicht, dass es 2028 nicht auch noch möglich wäre. Wir untersuchen das Thema weiter.“

Zukunft des WSBK-Projekts doch nicht so sicher wie gedacht?
Gespannt sein darf man, was die Budgetkürzungen für BMWs WSBK-Projekt bedeuten. Wir sprachen BMW-Sportdirektor Marc Bongers im April auf die Zukunft des WSBK-Projekts an. Der damals noch als BMW-Motorradsport-Direktor tätige Niederländer erklärte, dass das Projekt in der Superbike-WM unabhängig von einem möglichen MotoGP-Projekt fortgeführt wird.

Laut BMW-Rennleiter Blusch gibt es dafür aber keine Garantie. „Es ist viel zu zeitig, um etwas Konkretes zu sagen. Aktuell konzentrieren wir uns voll und ganz auf die Superbike-WM“, stellt Blusch klar. „Die Wintermonate werden wir dazu nutzen, um uns Gedanken über die Strategie zu machen. Wichtig ist, dass sich jetzt jeder im Team auf die Superbike-WM konzentriert.“

Die Vereinbarung mit Shaun Muir Racing, dem Kooperationspartner beim WSBK-Projekt, geht bis Ende 2026. So lange wird also mindestens ein BMW-Team in der seriennahen Meisterschaft geben. „Die Zusammenarbeit zwischen SMR und BMW ist großartig“, lobt Blusch. „Wir sind mehr als happy, weiter zusammenzuarbeiten“, erklärt der BMW-Manager.

In der laufenden WSBK-Saison stehen noch zwei Events aus. WM-Leader Toprak Razgatlioglu machte beim zurückliegenden Rennwochenende in Aragon 26 Punkte gut und liegt aktuell 39 Zähler vor Nicolo Bulega (Ducati). Somit hat Razgatlioglu bereits in Estoril die Chance, vorzeitig den Titel sicherzustellen und als erster BMW-Pilot die Superbike-WM zu gewinnen.

Text von Sebastian Fränzschky

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