Cal Crutchlow ist nun einer der wenigen MotoGP-Fahrer, die Yamaha, Ducati und Honda gefahren sind. Für die kommende Saison hat der Brite die Factory-Honda von Stefan Bradl im Kundenteam von Lucio Cecchinello übernommen.
Die Umstellung auf die unterschiedlichen Fahreigenschaften fällt Crutchlow nicht leicht. In seinen drei Jahren bei Tech-3-Yamaha perfektionierte der 29-Jährige seinen Fahrstil auf hohe Kurvengeschwindigkeiten.
Bei Ducati benötigte Crutchlow lange, um sich anzupassen und erklärte das Projekt schließlich für gescheitert. Nun beginnt der Neuanfang auf der Kunden-Honda. „Zuerst einmal muss man sagen, dass Honda ein gutes Motorrad gebaut hat. Aber es ist schwierig zu fahren, daran gibt es keinen Zweifel“, muss der Brite zugeben. „Es ist physisch anspruchsvoller als alle MotoGP-Maschinen, die ich zuvor gefahren bin.“
„Ich schätze, dass es weniger anspruchsvoll wird, je besser man das Bike versteht, aber aktuell ist es schwierig zu fahren. Es geht darum, eine gute Balance zu finden, mit der ich glücklich bin. Wir müssen einfach weiter Runden fahren und uns verbessern. In einigen Bereichen ist das Bike fantastisch, und in den anderen müssen wir uns verbessern.“
Nach den ersten Tests hat Crutchlow auch schon die Stärken und Schwächen herausgefunden. „Am Kurveneingang“, nennt er den positivsten Aspekt. „Da ist es unglaublich.“ Weltmeister Marquez ist am Kurveneingang eine Klasse für sich. In diesem Bereich machte er den entscheidenden Unterschied, weshalb die Yamaha-Stars Valentino Rossi und Jorge Lorenzo diesen Umstand als größten Nachteil der M1 ausmachen.
Das weiß auch Crutchlow: „Man will sich dort verbessern, wo die Konkurrenz einen abhängt. Und die Konkurrenten wollen sich dann natürlich am Kurveneingang verbessern.“ Beim ersten Sepang-Test fehlten ihm 1,7 Sekunden auf die Spitze. Es gibt Steigerungspotenzial: „Die Konstanz beim Grip an der Hinterachse. Am Kurvenausgang haben wir nicht annähernd so viel Grip, wie viele unserer Konkurrenten.“
„Man muss viel mehr mit dem Bike spielen, um Grip zu kreieren. Aber das wird mit dem Kennenlernen des Bikes kommen. Wir müssen auf jeden Fall mehr Grip bekommen, denn Marc und Dani können sofort aufs Gas gehen“, schildert Crutchlow. Vergleiche mit den Daten der beiden Honda-Werksfahrer sind aber schwierig: „Natürlich braucht man einen Referenzpunkt. Beim Motorsport geht es darum, gegen seine Konkurrenz anzutreten, und alle Piloten schauen darauf, was sie bei ihrem eigenen Hersteller vorfinden.“
„Ich schaue mir das an. Man muss sich auch verbessern wollen, um sich zu verbessern. Sonst wird man sich nicht verbessern. Zu verfolgen, was sie tun, ist sehr schwierig. Denn einer ist 20 Kilo leichter und der andere gewinnt Rennen, und man weiß gar nicht wie. Und was er tut, kann vermutlich nur er tun. Ihnen nachzueifern ist nicht so einfach, wie beispielsweise Dovi oder Vale zu kopieren, wo man einfach auf die Daten schauen kann und sieht, was sie tun.“
„Ich denke es ist schwierig, auf ihre Daten zu schauen, und zu versuchen, sich dadurch zu verbessern. Man kann natürlich sehen, was sie machen, aber es ist schwierig zu versuchen, was sie tun, weil es beide unterschiedliche Fahrer sind.“ Vorerst hat Crutchlow ohnehin am meisten mit sich selbst und seiner Adaption auf die RC213V zu tun. Die Elektronik war beim ersten Wintertest weitestgehend deaktiviert: „Beim Test bin ich ohne Traktionskontrolle und Anti-Wheelie-Kontrolle gefahren.“
Honda ist anders als Yamaha
Allgemein muss Crutchlow seinen Fahrstil stark ändern, um mit der Honda konkurrenzfähig zu sein: „Ja. Man muss mit dem Gas viel sanfter sein, aber viel aggressiver auf der Bremse und am Kurveneingang sein. Es ist sehr merkwürdig, wie man mit diesem Bike bremsen muss. Das Motorrad verzögert aber viel besser.“ Die Honda RC213V wird allgemein als bestes Motorrad angesehen, wie die Erfolge von Marquez im Vorjahr untermauerten.
Die Honda ist ein eigenwilliges Motorrad und ganz anders als alles, was Crutchlow bisher gefahren ist. „Ich kann es nicht mit der Ducati vergleichen, aber ich vergleiche es mit Yamaha – und es ist komplett anders. Wo man die Rundenzeit mit Honda gutmachen kann, ist komplett anders als bei Yamaha. Und wenn man damit fährt, dann ist das wirklich komisch. In einem Bereich können sie 50 km/h schneller sein – und in einem anderen sind wir wieder 50 km/h schneller. Es ist seltsam, auf diesem Bike einem anderen Piloten zu folgen“, berichtet Crutchlow seine Eindrücke.
Text von Gerald Dirnbeck & David Emmett
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter
Neueste Kommentare