Cal Crutchlow zählte beim ersten Rennwochenende der Saison zu den schnellsten Fahrern im Feld, doch schlussendlich wurde es beim Grand Prix von Katar nichts mit dem erhofften Podestplatz, sondern er musste sich mit Rang fünf begnügen.
Von Beginn an hing Crutchlow hinter den beiden Werks-Honda von Dani Pedrosa und Marc Marquez fest. Überholen konnte er die beiden Spanier allerdings nicht. Das lag in erster Linie daran, dass die Honda-Fahrer die Kurven mehr mit einer V-Form durchfahren und die Yamaha einen runden Kurvenstil verlangt.
Enttäuscht ist Crutchlow dennoch nicht. „Ich konnte nicht mehr tun. Alle haben gesagt, dass ich an diesem Wochenende sehr schnell unterwegs war. Ich bin im Rennen genau dieses Tempo gefahren. Es war kein Unterschied zu den Trainings. Die anderen Jungs waren schnell, vor allem Valentino war unglaublich. Ich habe gestern gesagt, dass die Yamahas diese Runden fahren können, wenn sie eine freie Strecke haben. Es geht darum, wie man aus der Kurve herauskommt“, erläutert der Brite.
„Wenn ich hinter einer Honda herfahre und dort bremsen muss, wo sie bremsen, dann komme ich nicht aus der Kurve heraus, weil mir der Schwung fehlt. Deshalb hat man gesehen, dass ich manchmal eine weite Linie ausprobiert habe. Natürlich kann man sagen, dass ich die Hondas überholen hätte sollen, aber ich verlor alleine auf der Geraden eine halbe Sekunde.“ Im letzten Renndrittel schloss noch Valentino Rossi auf diese Dreiergruppe auf und konnte die beiden Honda-Fahrer überholen.
Warum konnte das Rossi und Crutchlow nicht? „Versteht mich nicht falsch. Er hat auf sie aufgeschlossen und sie dann überholt. Als er eine freie Strecke hatte, war er sehr schnell. Er konnte sie überholen, weil er sehr aggressiv war. Ich muss sagen, dass er unglaublich gefahren ist. Ich würde sagen, dass er in den vergangenen fünf Jahren nie so gut gefahren ist“, zeigt sich Crutchlow vom Routinier beeindruckt. „Wenn man sich ansieht, wie er aufgeholt hat, dann war er sehr beeindruckend.“
„Jorge war auch sehr beeindruckend. Wenn man vorne wegkommt und speziell auf dieser Strecke eine freie Runde hat, dann bleibt man auch vorne.“ Zudem war Rossi mit der Werks-Yamaha auf der langen Zielgeraden schneller. „Als Valentino hinter den beiden Honda war, konnte er sich im Windschatten halten. Ich verlor aber Boden. Vielleicht haben wir die gleiche Motorspezifikation, vielleicht auch nicht“, rätselt Crutchlow über den Materialunterschied.
„Den Windschatten zu halten, war aber entscheidend. Ich konnte das nicht. Deshalb konnte er in der dritten, vierten Kurve an einer Position sein, wo ich noch versucht habe, den Boden wieder aufzuholen. So war es eben.“ In erster Linie hing Crutchlow hinter den beiden Werks-Honda „im Verkehr“ fest. „Als ich in den Trainings hinter Dani war, fuhr ich sofort seine Rundenzeiten, weil ich ihn nicht überholen konnte. Es gibt keine Ausreden. Die Jungs waren heute besser.“
Über weite Strecken folgte Crutchlow Rookie Marquez und konnte einen Eindruck über das Stallduell gewinnen. „Marquez war besser als Pedrosa. Er hätte ihn zu jedem Zeitpunkt überholen können. Er hat mit ihm gespielt“, meint der 27-Jährige nüchtern. „Dani war so langsam. Er hätte ihn in der ersten Kurve mehrmals überholen können.“ In der ersten Kurve spielte sich schließlich einige Runden vor dem Ziel eine entscheidende Szene ab.
Bremspunkt nicht gefunden
Rossi überholte innen und Crutchlow verpasste seinen Bremspunkt und musste in die Auslaufzone ausweichen. „Als Valentino neben mir war, konnte ich die erste Kurve nicht anbremsen. Das gesamte Rennen bremst man dort, wo sie bremsen. Dann hatte ich keinen Referenzpunkt mehr und kam von der Strecke ab. Eine Runde später bin ich meinen schnellsten ersten und zweiten Sektor gefahren, weil ich eine freie Strecke hatte“, vergleicht Crutchlow.
Unter dem Strich ist er dennoch zufrieden mit seiner Performance. „Ich bin trotzdem zufrieden, dass ich zu Saisonbeginn gegen die Werksfahrer gekämpft habe. Trotzdem bin ich enttäuscht, dass ich nicht auf dem Podium stand, weil ich das gesamte Wochenende schnell war. Ich habe an diesem Wochenende mein Bestes gegeben.“
„Ich habe zu Beginn des Wochenendes gesagt, dass ich die Saison gut starten will. Ich wollte ins Ziel kommen, was sehr wichtig war. Wir haben unser Tempo unter Beweis gestellt und gezeigt, dass wir mit den Werks-Honda mithalten können. Das ist keine Schande, wenn man mit einer Kundenmaschine fährt. Wir waren schnell, aber wir waren schneller, wenn ich alleine auf der Strecke war.“
Text von Gerald Dirnbeck
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