Am Montag nach dem Grand Prix von Tschechien stand in Brünn traditionell ein Testtag auf dem Programm. Im Vorjahr trafen an gleicher Stelle erstmals die 1.000er Prototypen von Honda und Yamaha aufeinander. Diesmal drehte nur ein neues Motorrad einige Runden:
Jorge Lorenzo testete erstmals das Yamaha-Chassis für 2013, war aber nicht zufrieden. Viel Aufmerksamkeit wurde auch Jonathan Rea zu teil. Der reguläre Superbike-WM-Pilot stieg auf die Honda RC213V des verletzten Casey Stoner und tastete sich langsam an die MotoGP heran. FIM Sicherheitsberater Loris Capirossi probierte verschiedene Maschinen aus. Colin Edwards machte erstmals Bekanntschaft mit der ART und Mike di Meglio sowie Julian Simon fuhren die BQR-Kawasaki des Avintia-Teams.
Tagesschnellster war Cal Crutchlow. Einen Tag nach seinem ersten Podestplatz in der Königsklasse meldete sich der Brite in 1:56.461 Minuten an der Spitze der Zeitenliste. Crutchlow hatte einige neue Details für seine Kunden-Yamaha erhalten. Am Nachmittag rollte der Brite außerdem ohne Sprit aus. Abgesehen davon war Crutchlow mit der Arbeit zufrieden. Auch sein Tech-3-Teamkollege Andrea Dovizioso zog ein positives Fazit. Der Italiener beendete den Test schon in der Mittagspause. Zu diesem Zeitpunkt war er in 1:56.578 Minuten der Schnellste gewesen.
Dovizioso feilte an der Abstimmung seiner M1, um in der Kurvenmitte einen höheren Speed zu erzielen. Mit den Erkenntnissen ist der 26-Jährige zufrieden. Übeflügelt wurde er am Nachmittag nur noch von Crutchlow. Vor der Mittagspause ging Lorenzo erstmals mit dem neuen Yamaha-Prototypen auf die Strecke. Das Chassis war neu, während es sich beim Motor um die aktuelle Spezifikation handelte. Überzeugt war der Spanier nicht vom neuen Motorrad. Bei der aktuellen M1 erzielte Lorenzo kleine Verbesserungen bei der Bremse. In der kommenden Woche soll es beim Test in Aragon größere Neuheiten geben.
Rennsieger Dani Pedrosa hatte an seiner Honda RC213V auch keine Neuentwicklungen zur Verfügung. Unter anderem probierte der Spanier einen neuen Dämpfer aus. Es wurde an der Abstimmung gefeilt und generelle Ideen für die Zukunft gefunden. Pedrosa wurde in 1:56.703 Minuten gestoppt, was die viertschnellste Zeit des Tages war. An der Dämpfung feilte auch Alvaro Bautista. An seiner Gresini-Honda sind Dämpferelemente von Showa verbaut. Es waren auch Showa-Techniker vor Ort, die dabei halfen die richtigen Lösungen zu finden.
Bautista reihte sich in der Zeitenliste hinter Stefan Bradl (LCR-Honda) als Sechster ein. Der Deutsche suchte nach mehr Grip am Hinterrad. Dafür probierte er eine neue Vorderradaufhängung und hintere Stoßdämpfer aus. Seine Honda ist mit Öhlins-Material ausgerüstet. Yamaha-Werksfahrer Ben Spies drehte am Montag lediglich 15 Runden. Auch bei ihm ging es um Kleinigkeiten bei der Abstimmung.
Rea tastet sich an die MotoGP heran
Viel Arbeit hatte Rea zu erledigen. Langsam tastete sich der Brite an die Honda heran. In seiner schnellsten von 61 Runden fehlten 3,1 Sekunden auf Crutchlow. Am schwierigsten fand Rea die Umstellung auf die Bridgestone-Reifen. Er arbeitete mit der Crew von Stoner zusammen. Rea konnte sich im Verlaufe des Tages um zwei Sekunden steigern. Einmal half auch Crutchlow seinem Landsmann und zeigte Rea die idealen Linien, indem er ihm voraus fuhr.
Das Ducati-Werksteam glänzte am Montag durch Abwesenheit. Bereits am Sonntagabend war alles zusammengepackt worden. Am Dienstag und Mittwoch wird Valentino Rossi in Misano testen. „Wir testen auch für Misano, denn wir wollen die Basisabstimmung herausfinden. Wir haben auch einige Neuheiten beim Motorrad, die ich in der restlichen Saison einsetzen kann“, sagt der Italiener über den Plan. „Es sind Modifikationen auf die ich schon lange warte. Ich habe sie beim Montagstest in Mugello ausprobiert, aber dann gab es das elektrische Problem und wir mussten aufhören. Wir arbeiten beim Test für Misano, aber auch für den Rest der Saison“
Auch einige Claiming-Rule-Teams nutzte die Testmöglichkeit. Edwards stieg auf die ART des Speed-Master-Teams und bestätigte, dass man sich einen Materialwechsel bis Misano vorstellen kann. Es ist aber nicht sicher, ob das Forward-Team in dieser Saison noch mit einem anderen Motorrad als der Suter-BMW fahren wird. Das Avintia-Team war ebenfalls noch in Brünn.
Moto2-Pilot Julian Simon, der in der mittleren Klasse auch für Avintia fährt, durfte erstmals die BQR-Kawasaki ausprobieren. Vor der Mittagspause stürzte der Spanier allerdings. Mike di Meglio saß zum ersten Mal auf der MotoGP-Maschine und fand die Karbonbremsen gewöhnungsbedürftig. Die Stammfahrer Ivan Silva und Yonny Hernandez waren ebenfalls unterwegs. Der Kolumbianer arbeitete an einer neuen Vordergabel. Michele Pirro (Gresini) feilte an der FTR-Honda.
Sicherheitsberater Capirossi erhielt seine ersten Eindrücke von den aktuellen MotoGP-Maschinen. Er durfte mehrere Motorräder ausprobieren. Zunächst fuhr er die Honda von Bautista und anschließend die FTR-Honda von Pirro. Der Ex-Rennfahrer drehte auch mit der Suter-BMW und der BQR-FTR einige Runden.
Die Testzeiten vom MotoGP Test Brünn:
01. Cal Crutchow (Tech-3-Yamaha) – 1:56.461 Minuten (47 Runden)
02. Andrea Dovizioso (Tech-3-Yamaha) +0.117 Sekunden (31)
03. Jorge Lorenzo (Yamaha) +0.238 (54)
04. Dani Pedrosa (Honda) +0.242 (45)
05. Stefan Bradl (LCR-Honda) +0.695 (69)
06. Alvaro Bautista (Gresini-Honda) +0.700 (62)
07. Ben Spies (Yamaha) +1.013 (15)
08. Jonathan Rea (Honda) +3.134 (61)
09. Yonny Hernandez (Avintia) +3.282 (40)
10. Ivan Silva (Avintia) +4.206 (83)
11. Michele Pirro (Gresini) +4.402 (33)
12. Loris Capirossi (Forward) +5.588 (5)
13. Colin Eedwards (Speed Master) +6.682 (29)
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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Artikel veröffentlicht von: Klaus Nägler
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