Der Wechsel von Cal Crutchlow zu Ducati in der kommenden Saison war auch am Donnerstag in Indianapolis das große Thema im Fahrerlager. Der Brite erhält 2014 endlich ein Werksmotorrad, wie er sich das seit dem Vorjahr wünscht.
Dennoch hatten in der jüngsten Vergangenheit reihenweise Fahrer Mühe die Desmosedici zu zähmen. Erfolge blieben aus. Auch Valentino Rossi, der zu den besten Motorradrennfahrern aller Zeiten gehört, konnte Ducati nicht zum Erfolg führen. Auch Rossi äußerte seine Meinung zu diesem Wechsel.
„Ich glaube, dass Cal unbedingt ein Werksmotorrad haben wollte. Vielleicht schätzt Yamaha seine Arbeit nicht hoch genug. Bei Ducati werden viele Leute für ihn arbeiten“, nennt Rossi den Unterschied zwischen einem Satelliten- und einem Werksteam. Dennoch hält der Italiener fest: „Es ist eine große Herausforderung für ihn. Dovi hat Probleme und auch ich hatte in den vergangenen Jahren Schwierigkeiten, die Ducati an die Spitze zu führen. Cal pflegt aber einen anderen Fahrstil. Er ist sehr stark, also warum nicht?“
„Zu Beginn wird er es sicher schwierig haben, denn die Ducati ist viel schwieriger ans Limit zu bringen als die M1. Bei Ducati wissen sie, dass sie das Level des Motorrades verbessern müssen. Es wird interessant werden zu beobachten.“ Auf die Frage, warum sich Crutchlow für Ducati entschieden hat, antwortet er in der Pressekonferenz in seiner gewohnt verschmitzten Art: „Mir gefällt die Farbe“, sagt er mit einem schelmischen Grinsen, wird dann aber ernst: „Ich habe mich mit meinem Team zusammengesetzt und auch persönlich mit meinem Teammanager gesprochen.“
„Was mir woanders angeboten wurde, war genau das, was ich wollte. Es ist eine neue Herausforderung für mich. Ich bin jetzt drei MotoGP-Jahre für Yamaha gefahren. Die Unterstützung war auch davor in der Superbike-WM und der Supersport-WM sehr gut. Manchmal ist es aber Zeit für eine Veränderung. Dieser Deal wurde mir auf den Tisch gelegt und ich war zufrieden damit. Es gibt keinen Grund, warum ich nicht wechseln sollte.“
„Es ist für mich auch eine neue Motivation. Natürlich wird die Platzierung vor allem zu Beginn nicht gleich sein, aber ich will das Motorrad an die Spitze bringen.“ Zu Beginn der Sommerpause wurden schließlich Nägel mit Köpfen gemacht. „Nach Laguna haben wir entschieden, dass wir in Amerika bleiben. Es war aber kein langer Urlaub, denn die erste Woche war recht stressig. Wir gaben bekannt, dass ich im nächsten Jahr für Ducati fahren werde. Es war schön, dass wir diesen Deal endlich zustande gebracht haben. Jetzt kann ich mich auf den Rest der Saison konzentrieren.“
„Es gibt überall positive und negative Punkte. Am schwierigsten war der Telefonanruf an Herve (Poncharal, Tech-3-Teamchef; Anm. d. Red.). Es war für uns beide ein sehr emotionales Telefongespräch in einer schwierigen Situation. Mein Team ist fantastisch und wir haben immer noch die zweite Saisonhälfte, um den besten Job zu machen. Es war deshalb eine schwierige Entscheidung. Trotzdem bin ich glücklich, dass ich meine Zukunft gesichert habe.“
Noch gilt Konzentration dieser Saison
„Ich will für Tech 3 den besten Job machen. Ich habe für das Team meinen ersten Podestplatz geholt. Nach einem schwierigen ersten Jahr standen sie hinter mir. Ich werde versuchen einen Sieg zu holen. Ich weiß nicht, ob ich es schaffen werde, aber ich werde es versuchen. Ich habe nichts zu verlieren. Es ist egal, wo ich in der WM bin. Wenn wir die zweite Saisonhälfte stark starten, dann können wir auch am Jahresende vorne dabei sein.“
Auf die Frage, ob Geld der Grund für den Wechsel war, antwortet Crutchlow ausweichend: „Es war eine schwierige Entscheidung, weil ich mein Team nicht verlassen wollte. Es war aber eine einfache Entscheidung den Hersteller zu wechseln. Tech3 zu verlassen war schwierig, weil ich dem Team sehr nahe stehe. Die Verbindung zwischen Herve und meinem Team ist fantastisch. Das war die schwierige Entscheidung.“
Nun konzentriert sich Crutchlow bis Mitte November auf seine Tech-3-Yamaha. Deshalb will er die Schwierigkeiten bei Ducati noch nicht bewerten. „Es dauert noch lange, bis ich das Motorrad zum ersten Mal fahre und ein Rennen bestreite. Bis dahin kann sich viel verändern. Im Moment möchte ich die beste Arbeit für Tech 3 machen. Wenn ich die Saison stark beende, dann kann ich hoffentlich diesen Schwung ins nächste Jahr mitnehmen.“
Crutchlow macht sich keine Sorgen
„Natürlich scheint es Andrea (Dovizioso; Anm. d. Red.) schwer zu fallen. Ich weiß es nur von ihm. Er hat mich im Vorjahr geschlagen und ist ein starker Fahrer in dieser Meisterschaft. Er ist für alle drei Hersteller gefahren und dieses Motorrad scheint für ihn im Moment am schwierigsten zu sein. Die Dinge können sich aber verändern.“
„Ich mache mir keine Sorgen. Es ist unter dem Strich ein Motorrad. In der Vergangenheit hat nicht nur ein Fahrer damit gewonnen. Hoffentlich verändern sich die Dinge ein wenig, aber ich werde 100 Prozent geben. Ich glaube, dass meine 100 Prozent gut genug sein werden. Wenn ich das nicht glauben würde, dann würde ich nicht Motorradrennen fahren. Ich werde mein Bestes geben.“
Trotzdem weiß Crutchlow, dass nach Saisonende viel Arbeit auf ihn zukommt: „Ich glaube, dass viel verbessert werden muss. Die Stärke ist, dass das Motorrad schnell ist. Beim Rest weiß ich es nicht. Es ist für mich schwierig zu kommentieren, weil ich damit noch nicht gefahren bin. Ich weiß nicht, ob das aktuelle Motorrad zu meinem Fahrstil passt, oder ob es nur bestimmten Fahrern nicht passt. Ich weiß es nicht und kann die Situation nicht kommentieren, weil ich das Motorrad nicht fahre. Es ist klar, dass es verbessert werden muss. Das ist aber nicht mein Job. Ich muss zu 100 Prozent mit meinen Fähigkeiten fahren.“
Text von Gerald Dirnbeck
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