Cal Crutchlow - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Cal Crutchlow sieht das eigentliche Problem von Yamaha im Charakter des Motors

(Motorsport-Total.com) – „Es hängt alles vom Motor ab“, sagt Yamaha-Testfahrer Cal Crutchlow über die anhaltenden Probleme des japanischen Herstellers in der MotoGP.

Doch während die Stammfahrer Fabio Quartararo und Franco Morbidelli vor allem die fehlende Power kritisieren, sieht Crutchlow ein anderes Kernproblem.

„Wir haben Fahrer, die mehr Leistung verlangen. Aber wir brauchen nicht mehr Leistung, sondern einen geschmeidigeren Motor. Das ist das größte Problem“, betont der Brite.

Crutchlow: „Motor ist nicht geschmeidig genug“
„Es geht darum, dass man einen sanften Motor braucht, und unser Motor ist nicht sanft. Glaubt mir, ich weiß, was die anderen Hersteller machen, wie viele Newtonmeter sie am Kurvenausgang verbrauchen, und wir brauchen viel mehr. Der Motor ist nicht geschmeidig genug. Wir müssen also in diese Richtung arbeiten.“

„Wenn wir in diese Richtung gehen, wie mit dem 2019er- oder 2020er-Bike, wird man die Beschleunigung des Motorrads sehen, weil es dann am Ende der Geraden schneller ist, weil es aus der Kurve heraus viel besser beschleunigt.“

Was den aktuellen Motor der Yamaha M1 angeht, hatte Crutchlow von Anfang an seine Zweifel. „Wir haben am Kurvenausgang viel Spinning. Aber sie haben nach diesem Motor gefragt. Ich habe diesen Motor bereits vergangenes Jahr getestet und gesagt, dass er ein Problem verursachen wird“, verrät der Testfahrer.

Geteiltes Echo zum ersten Motorenentwurf 2024
„Und jetzt haben sie das Problem. Trotzdem wollen sie wieder mehr Leistung, aber das ist nicht die richtige Richtung. Ich muss meine Eindrücke also bei Yamaha vortragen. Zum Glück haben wir einen neuen Motorenexperten.“ Damit meint Crutchlow Luca Mamorini, der schon für Ferrari in der Formel 1 arbeitete.

Er stieß bereits im Verlauf der vergangenen Saison zu Yamaha und ist an der Entwicklung des Motors für 2024 maßgeblich beteiligt. Dieser wurde beim Montagstest in Misano auch erstmals von den Stammfahrern ausprobiert. Das Feedback war mäßig.

Ganz anders beurteilt das Crutchlow, der den Motor bereits zuvor getestet hatte und vor allem in puncto Kraftentfaltung einen Fortschritt sieht: „Der erste Schritt war positiv.“

Genug Power: Es liegt am Charakter des Motors
„Wenn du siehst, wie die Fahrer in einer Kurve von dir weg beschleunigen, ist das erste, was ein Fahrer fühlt: ‚Wir brauchen mehr Leistung.‘ Aber so ist es nicht, denn sie beschleunigen mit mehr Grip und viel weniger Leistung, weil sie den Grip haben und die Leistung auf den Boden bringen können“, analysiert er.

„Das muss vom Charakter des Motors kommen. Man erinnere sich an Marc (Marquez; Anm. d. R.) gegen Fabio in den Rennen 2019. Die Honda kämpfte an Orten wie Thailand damit, die Yamaha auf der Geraden zu überholen, weil Fabio so gut aus der Kurve herauskam, obwohl das Motorrad vielleicht 10 km/h langsamer war.“

Deshalb bekräftigt Crutchlow: „Ich glaube, wir haben im Moment genug Top-Power. Wir können mehr haben, ganz sicher. Aber wir haben genug, wir kommen nur nicht so gut aus der Kurve heraus. Und genau an diesem Punkt müssen wir ansetzen.“

Große Aero-Teile für Yamaha kontraproduktiv
Angesprochen auf die Aerodynamik, die von Quartararo auch immer wieder kritisiert wird, hält es Crutchlow für falsch, anderen Teams nachzueifern und immer größere Flügel anzubauen: „Dieses Motorrad funktioniert, wenn die Flügel klein sind.“

Bei seinem Wildcard-Einsatz in Motegi bestätigte sich dieser Eindruck. Dort fuhr er den Sprint mit einer Aero-Verkleidung, die Quartararo zuletzt in Misano getestet hatte. „Es war die ganze Zeit ihr Plan, diese Aerodynamik zu verwenden. Ich wollte sie nicht verwenden, aber in gewisser Weise war es gut“, sagt Crutchlow.

„Jetzt wissen wir, dass dieses Motorrad nicht in der Richtung funktioniert, die sie vorantreiben. Ich habe die Verkleidung bei zwei Tests benutzt und mochte sie nicht. Jetzt haben wir das Problem bestätigt. Also müssen wir etwas anderes verwenden.“

Die Probleme mit dem neuen Aero-Paket erläutert der Brite so: „Das Motorrad ist damit schwierig zu manövrieren. Man kann es mit so viel Abtrieb nicht richtig stoppen.“

„Das Vorderrad blockiert und man verliert viel Grip am Heck, sodass das Motorrad wirklich schwierig zu fahren ist und aus der Kurve heraus schlecht beschleunigt. Aber deshalb sind wir ja hier, um zu verstehen, was gut und was schlecht ist.“

Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Yosuke Nagayasu

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