(Motorsport-Total.com) – Ein Blick auf die WM-Tabelle in diesem Jahr zeigt: Ohne Fabio Quartararo würde Yamaha ähnlich schlecht dastehen wie Honda.
Von den 275 Punkten, die Yamaha-Piloten in den bisher 16 Saisonrennen zusammengerechnet eingefahren haben, gehen 219 auf das Konto des amtierenden Weltmeisters.
„Was wir bei Yamaha erleben, ist der Marquez-Effekt“, zieht Cal Crutchlow den Vergleich zu Honda. Dort ist Marc Marquez immer noch bestplatzierter Pilot in der Gesamtwertung, obwohl er mehrere Rennen verletzungsbedingt auslassen musste.
Während Pol Espargaro, Alex Marquez und Takaaki Nakagami deutlich hinter den Leistungen des Spaniers zurückstehen, ist es bei Quartararo und seinen Markenkollegen ähnlich. „Die anderen Yamaha-Fahrer sind nicht so schnell wie Fabio. Wobei ich nicht denke, dass sie einen schlechten Job machen“, meint Crutchlow.
„Fabio macht einfach einen unglaublichen Job. Dem Motorrad mangelt es an PS, weshalb man das Motorrad überfahren muss, um diesen Mangel zu kompensieren. Was Fabio mit dem Bike macht, ist in der Hinsicht sehr besonders“, betont der RNF-Pilot.
Crutchlow: „Es ist ein Teufelskreis“
Erst vor zwei Rennen kehrte er als Ersatz für den zurückgetretenen Andrea Dovizioso ins MotoGP-Paddock zurück. Zuvor ging Crutchlow viele Jahre mit LCR-Honda an den Start. Er kennt den Vergleich zwischen Honda und Yamaha aus erster Hand.
„Warum ich sage, dass das der Marquez-Effekt ist: Ich weiß, wie er es macht. Ich kann sehen, wie er es macht. Aber man kann es ihm selber nicht gleichtun. Das ist der Unterschied zwischen den Fahrern. Ich kann vielleicht Dinge, die er nicht kann. Aber er kann neun Dinge besser als ich“, erklärt der 36-Jährige.
„Meine Rennpace ist nicht schlecht. Aber ich habe in Bereichen zu kämpfen, in denen auch ‚Dovi‘ Probleme hatte“, räumt er ein. „Und ich weiß, warum. Fabio hat diese Probleme nicht, und ich weiß, warum. Er ist in den Kurven nicht so langsam wie wir.“
„Wenn das der Fall ist, muss er das Gas nicht so sehr aufdrehen und hat kein Spinning am Hinterrad. Es ist wie ein Teufelskreis.“ Er selbst habe seit seinem Comeback noch keinen Weg gefunden, sich auf der Yamaha M1 wirklich wohl zu fühlen.
Was Quartararo besser macht als andere
„Ich fahre nicht fantastisch. Als ich im Freien Training hinter Fabio unterwegs war, fuhr ich im Vergleich zu ihm auf keine großartige Weise. Wie er fährt und wie er die Kurve schließen kann, immer auf der richtigen Linie, ist der Grund, warum er so schnell ist und so viel besser als die anderen Yamaha-Fahrer.“
„Er ist im Moment ohne Frage der beste Fahrer bei Yamaha und holt das absolute Maximum aus dem Motorrad heraus. Aber ich denke, wir können daran im Bereich des Set-ups arbeiten, um uns dem anzunähern.“ Sich dabei etwas von Quartararo abzuschauen, sei allerdings zu kurz gedacht, erklärt Crutchlow.
„Wir müssen versuchen, den anderen Fahrern ein besseres Gefühl zu geben, um sie in die Lage zu versetzen, das zu tun, was Fabio tut. Andererseits muss man auch bedenken: Nur weil Fabio so fährt, heißt das nicht, das alle anderen auch so fahren.“
„Marc Marquez fährt, wie er eben fährt, und macht damit das Beste aus der Honda – genauso wie Fabio mit der Yamaha. Die meisten Fahrer fahren mehr so wie ich. Das war bei Honda nicht anders. Insofern gleichen sich die Situationen. Ich habe eher einen normalen Fahrstil im Vergleich zu Marc und auch zu Fabio.“
Erstaunen über „massiven Kurvenspeed“
Beiden Seiten gerecht zu werden, das sei die Herausforderung: „Natürlich will man Fabio noch schneller machen, um den Titel zu gewinnen. Aber man will auch die anderen Fahrer konkurrenzfähiger machen.“ Was es dafür in der MotoGP von heute mehr denn je braucht, dessen ist sich Crutchlow wohl bewusst.
„Der einzige Weg, um das Beste aus dem Motorrad und den Reifen zu machen, vor allem den Reifen, ist, die Bremse zu lösen und diesen massiven Kurvenspeed zu nutzen. Genau das tut Fabio mit der Yamaha. Man sieht es auch bei Martin, Bagnaia, der zudem sehr spät bremst, er hat also das Beste aus beiden Welten.“
„Ich denke, heutzutage geht es in erster Linie um den Kurvenspeed, nicht wie früh man das Gas aufdreht, nicht wie spät man bremst. Es geht darum, in die Kurve hineinzurollen und zu sagen: Jetzt lass ich den Bremshebel los. Das klingt leichter, als es ist.“
Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Oriol Puigdemont
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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