Die Weiterentwicklung der Ducati-MotoGP-Maschine dreht sich seit über einem Jahr im Kreis. Während der mit dem Handling der Desmosedici häufig unzufriedene Casey Stoner bis Ende 2010 wenigstens regelmäßig um Siege und Podestplätze fuhr, fiel das italienische Werksteam nach Ankunft des Superstars Valentino Rossi in der Hackordnung der Königsklasse weiter zurück. Der dritte Platz des neunmaligen Champions im Grand Prix von Frankreich war der Saisonhöhepunkt für die Italiener.
Rossi und sein Teamkollege Nicky Hayden kamen mit dem Kohlefaserchassis der Desmosedici nie wirklich gut zurecht und beklagten stets, dass sie kein Gefühl für das Verhalten des Vorderrads entwickeln könnten. Ducati reagierte im Laufe der Saison, indem man einen Aluminiumrahmen anfertigen ließ, der in seinem Grundkonzept dem der japanischen Hersteller ähnelte. Doch trotz zahlreicher Umbauten und Anpassungen fand die Marke aus Bologna nicht den Anschluss an die Spitze.
Bei dem Modell des Jahrgangs 2012, in dem aufgrund der Regeländerungen zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder ein Motor mit nahezu einem Liter Hubraum zum Einsatz kommt, setzt Ducati wie die japanischen Konkurrenz augenscheinlich erneut auf einen Deltabox-Aluminium-Rahmen. Doch laut Edeltester Carlos Checa ist dieser Umstand für den Erfolg des Projekts gar nicht entscheidend.
„Jeder spricht über das Motorrad und das Chassis, aber was in dieser Rennserie wirklich entscheidend ist, sind die Reifen“, wird der Superbike-Weltmeister von ‚Marca‘ zitiert. Die Bridgestone-Gummis seien sehr unnachgiebig, wodurch die Fahrer die Limits der Reifen nur sehr schwer ertasten könnten. Ein MotoGP-Bike müsse demnach um die Reifen herum gebaut werden. „Wenn sich das nicht ändert, wird das Motorrad kein Spaß. Es wird verwirrend sein und man wird damit leicht stürzen.“
Checa macht Reifen für schlechte Show verantwortlich
Checa führt sowohl die zahlreichen Stürze in der MotoGP als auch die aktuelle Ducati-Misere auf die Bridgestone-Reifen zurück. „Für mich ruiniert das die Show in der MotoGP, wenn die Fahrer stürzen und nicht wissen warum“, sagt der Katalane. „Wenn man nicht weiß, wo die Limits der Reifen liegen, ist es sehr schwierig, ein Motorrad zu entwickeln. Das Problem ist nicht das Chassis. Ducati hat es viermal geändert und das Ergebnis ist immer das gleiche. Die Reifen sind das Problem.“
Diese Begründung für Ducatis Probleme, sollte sie denn stimmen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Schließlich war Ducatis Aufstieg in der MotoGP seit 2005 eng mit der Entwicklung der Bridgestone-Reifen verknüpft. Vor allem Stoners Überlegenheit in der Saison 2007 führten viele Experten auf die perfekte Kombination aus Ducati-Motor, Chassis und Bridgestone-Reifen zurück, die der Australier mit seinem besonderen Fahrstil optimal zu nutzen wusste.
Verbesserungen am Ducati-Chassis sind notwendig
n den folgenden Jahren wechselten nach und nach alle anderen Teams ebenfalls auf Bridgestone-Reifen und seit 2009 starten sämtliche Piloten in der MotoGP mit den Reifen des japanischen Herstellers. In der kommenden Saison wird dies nicht anders sein, weshalb Checa auch weiß, dass Ducati sein Chassis verbessern muss, um zur Konkurrenz aufzuschließen.
„Es ist eine wichtige Phase und ich helfe ihnen so gut ich kann, versuche ihnen, die bestmöglichen Informationen zu liefern“, sagt der Routinier, der seit zwei Jahren für Althea-Ducati in der Superbike-Weltmeisterschaft antritt. „Ich fühle, wie sich dieses Motorrad sehr viel bewegt. Ich sehe am Chassis einige Limits. Das ist es, woran sie arbeiten müssen.“ Mehr könne er allerdings nicht verraten. Ducati habe ihm verboten, öffentlich über derartige Details zu sprechen.
Text von Lennart Schmid
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter
Neueste Kommentare