Casey Stoner © Repsol

© Repsol - Nach dem Sieg ließ sich Weltmeister Casey Stoner gebührend feiern

An den verregneten Trainingstagen in Jerez sah es nicht unbedingt nach einem Sieg von Casey Stoner aus, doch als es zählte, war der Weltmeister zur Stelle Nach einem schwierigen Start arbeitete sich der Honda-Pilot an die Spitze des Feldes und gab sie nicht mehr her.

Knapp, aber sicher hielt er seinen Konkurrenten Jorge Lorenzo (Yamaha) in Schach. In der WM ist Stoner dem Spanier bis auf vier Punkte nahegekommen. „Ich bin vom Sieg überrascht, aber ich hatte das Tempo um zu gewinnen.“

„Im Trockenen hätte ich Runden in 1:39 Minuten fahren können. Hätte ich nicht das Problem mit dem Arm gehabt, hätte ich noch konstanter fahren können“, ist Stoner überzeugt. „Im Qualifying wollte ich nicht alles für eine schnelle Runden riskieren. Nach dem Start dachte ich, dass es ein Desaster werden würde und ich es nicht durch die ersten Kurven schaffe. Es war nicht einfach, all den Problemen aus dem Weg zu gehen. Man konnte aufgrund der nassen Stellen nicht überall fahren. Gleichzeitig will man auch keinen Unfall riskieren.“

Der Sieg war ein gelungener Abschluss an einem sonst schwieriges Wochenende. „Wenn ich bedenke, wie das Wochenende gelaufen ist, dann bin ich zufrieden. Nach dem Qualifying habe ich glaube ich zum ersten Mal in meiner Karriere auf ein Regenrennen gehofft. Als es im Moto2-Rennen zu regnen begann, dachte ich ‚Wow‘, aber dann stoppte es und ich ging von einem Desaster aus.“

„Ich hatte gestern kein Vertrauen auf den nassen Stellen. Ich fand eine halbe Sekunde bei mir und wir konnten auch das Motorrad verbessern. Es war ein hartes Rennen. Mein Start war nicht gut. Ich glaub, ich bin in der ersten Runde bis auf Platz sieben oder acht zurückgefallen. Langsam habe ich mich dann durch das Feld gearbeitet. Als ich vorne war, dachte ich, dass ich es probieren kann.“

„Ich ging aber nicht davon aus, dass ich Dani oder Jorge abhängen könnte. Zumindest wollte ich mit ihnen vom Rest wegfahren und meine Podiumschance wahren. Als ich in Führung lag, konnten Jorge und ich uns absetzen. Das blieb dann bis ins Ziel so. Uns sind aber einige Fehler unterlaufen, aber der Abstand blieb in jeder Runde gleich.“

Einige Male bin ich von der Linie abgekommen und er konnte aufschließen, dann konnte ich wieder leicht wegziehen. Gegen Rennende ist mit ein größerer Fehler unterlaufen. Von da an war Jorge bis ins Ziel dicht dran. Gegen Rennende funktionierten die Bremsen nicht perfekt. Es ist unglaublich, dass ich so viele Runden vor Jorge und Dani fahren konnte. Ich bin sehr glücklich.“

Unerprobte Abstimmung im Rennen

Nach dem Qualifying war Stoner nicht glücklich gewesen. Das Warmup war ebenfalls nass, weshalb er keine einzige Runde drehte. „Ich bin im Warmup nicht gefahren, weil ich keine gebrauchten Regenreifen mehr hatte. Es sah nach Regen aus. Wenn wir gefahren wären, hätten wir einen Reifensatz zerstört, aber nichts gelernt. Es war nicht richtig nass, sondern es gab nur einige feuchte Stellen. Wir konnten nicht mit Slicks fahren, also blieben wir an der Box. Hätte ich einen gebrauchten Satz Regenreifen gehabt, dann wäre ich wahrscheinlich hinausgefahren.“

Das führte dazu, dass der zweifache Weltmeister mit einer unerprobten Abstimmung ins Rennen ging. „Wir hatten vor dem Rennen nur ein trockenes Training. Alle sitzen im gleichen Boot. Am Samstag hatte ich kein gutes Gefühl mit der Abstimmung und der Frontpartie. Außerdem hatte ich kein Vertrauen auf den feuchten Stellen.“

„Im Rennen ging ich mehr Risiko ein, außerdem fühlte sich das Motorrad vorne besser an und ich war gut auf der Bremse“, schildert Stoner. „Es kommt öfters vor, dass man mit einer Abstimmung in ein Rennen geht, die man nie zuvor verwendet hat. Da die Abstimmung am Samstag nicht gut war, mussten wir etwas verändern, weil es nicht schlechter hätte werden können. Wir versuchten kleine Probleme zu lösen und das Motorrad besser fahrbar zu machen.“

Richtige Reifenwahl

Entscheidend war auch die Reifenwahl. Niemand wusste vor dem Start, ob es nicht doch anfangen würde zu regnen. Stoner und Lorenzo wählten beiden den weicheren Vorderreifen. Bei Lorenzo stellte sich dies Wahl als falsch heraus. Stoner fiel die Entscheidung für den weicheren Reifen leicht: „Die weiche Mischung war nicht so stabil wie die harte. Speziell zu Rennbeginn war es etwas knifflig, Temperatur in die Reifen zu bekommen.“

„Hätte es zu regnen angefangen, wollten wir sichergehen, dass wir mehr Temperatur in den Reifen haben. Deshalb entschied ich mich für die weiche Mischung. Für das Rennende war es vielleicht nicht die optimale Wahl, weil die härtere Variante wahrscheinlich etwas mehr Stabilität geboten hätte. Wenn man darüber nachdenkt, wie die Bedingungen hätten sein können, dann haben wir richtig gepokert. Man kann in der Startaufstellung nervös oder ruhig sein, es ist egal, denn allen stehen die gleichen Möglichkeiten zur Verfügung.“

Bei Lorenzo baute der Vorderreifen hingegen rascher ab. Das war ein Mitgrund für das Rennergebnis. „Die Yamaha-Fahrer haben sich den gesamten Winter darüber beklagt, dass der Reifenverschleiß zu hoch ist“, sagt Stoner. „Bei uns ist er geringer als bei der 800er. Generell reagieren die Reifen sehr gut.“

„Heute war es nicht anders. Gegen Rennende wurde es hinten etwas rutschiger und ich konnte nicht so stark bremsen. Deshalb habe ich nicht viel Druck auf den Vorderreifen ausgeübt. Es haben aber alle über die Front geklagt. Der harte Reifen wäre sicher etwas besser gewesen, aber wir haben die richtige Entscheidung getroffen. Generell bin ich mit unserer Reifennutzung zufrieden.“

Bridgestone brachte neue Vorderreifen nach Jerez, bei der die Karkasse etwas weicher ist. Stoner hat sie aber nicht probiert. „Es gab nur ein trockenes Training und uns fehlte die Zeit. Wäre das Wochenende komplett trocken gewesen, hatten wir einen Plan ihn zu testen, aber nicht für das Rennen sondern für die Zukunft.“

Chattering immer noch vorhanden

Ein anderes Thema bei den Honda-Fahrern ist Chattering. Es ist nach wie vor vorhanden, wenn auch geringer. „Wir verbesserten die Situation von Samstag auf Sonntag ein wenig, weil es in den Trainings unglaublich stark war, speziell in der Kurvenmitte, wenn ich die Bremse löse. Gegen Rennende trat es wieder auf.“

„Es muss an der Gewichtsverteilung liegen, wenn der Tank leerer wird. An diesem Wochenende haben wir besser verstanden, in welche Richtung wir arbeiten müssen. Das große Problem war aber heute ich. Bevor ich meine körperliche Situation nicht verbessert habe, darf ich nicht über das Motorrad klagen. Selbst mit Chattering sind wir schnell. Es wäre aber schön, wenn wir es ausmerzen können.“

Arm machte wieder leichte Probleme

Körperlich ging es Stoner in Jerez noch deutlich besser als in Katar, doch das „Armpump“ trat dennoch auf. „Es war nicht so schlimm wie in Katar, aber das gleiche Problem trat wieder auf. Speziell am Ausgang einer engen Kurve, wenn man danach stark beschleunigen oder Richtungswechsel machen muss, hatte ich auf der linken Seite kaum Kraft.“

„Es war knifflig und mir sind deswegen einige dumme Fehler unterlaufen. Vier oder fünf Mal habe ich in Kurve neun die Linie verpasst. Ich muss mich in diesem Bereich verbessern. Es bringt nicht mehr Speed, aber ich habe dann sicher mehr Kontrolle über das Motorrad. Ich möchte die Operation vermeiden. Beim letzten Mal, als das aufgetreten ist, konnten wir die Situation verbessern, aber diesmal hat es nicht ganz funktioniert.“

„Nach Katar war mein Arm zerstört. Es hat Tage gedauert, bis er sich erholt hat. Diesmal ist es nicht so schlimm und er sollte sich morgen erholen. Es ist auf jeden Fall besser als in Katar. Ich habe mit einigen Leuten gesprochen und möchte etwas anderes probieren. Wenn es geht, möchte ich eine Operation vermeiden.“

Jerez kein Lieblingskurs von Stoner

Zum ersten Mal hat Stoner in Jerez geworden. Von den Strecken im MotoGP-Kalender fehlt ihm lediglich noch der Siegerpokal von Portugal. Warum hat es so lange gedauert, bis es in Jerez klappte? „Ich bin hier immer gegen Jorge, Dani und Valentino gefahren. Valentino hat hier große Erfolge gefeiert. Ich bin aber nicht bereit auf diesem Kurs die gleichen Risiken wie Jorge und Dani einzugehen.“

„Die Strecke ist kurz und eng, in den Kurven kann man leicht die Kontrolle über das Vorderrad verlieren. Ich versuche meine Schwächen auszumerzen. Ich war hier immer schnell, aber bis heute hat es nie geklappt. Man kann hier nicht aggressiv fahren. Estoril bevorzuge ich mehr, aber dort mag ich den Asphalt nicht. Dort gibt es schnelle Kurven. Man kann in Estoril auf unterschiedliche Arten fahren. Das gefällt mir. In Jerez gibt es nur eine Linie.“

Obwohl das nächste Rennen bereits am kommenden Wochenende stattfindet, wird sich Stoner Erholung gönnen und Zeit mit seiner Familie in seinem Wohnsitz in der Schweiz verbringen. „Ich werde am Montag nach Hause fliegen und meine Tochter besuchen. Dann werde ich Versuchen, meine körperliche Situation zu verbessern. Portugal wird sicher wieder anstrengend. Wir werden es sehen. Jetzt muss ich mich über das heutige Ergebnis freuen.“

Text von Gerald Dirnbeck

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