(Motorsport-Total.com) – Es war eine der Nachrichten des Jahres. In Le Mans verkündete Casey Stoner völlig überraschend seinen Rücktritt zum Saisonende. Der zweifache MotoGP-Weltmeister kehrte am Höhepunkt seiner Karriere dem Sport seinen Rücken.
Der Australier hatte nach elf Jahren die Lust am Sport verloren. Sein Stern ging Ende 2004 zum ersten Mal auf, als er für KTM in Sepang in der 125er-Klasse siegte. Im darauffolgenden Jahr kämpfte er gegen Dani Pedrosa um den WM-Titel in der 250er-Klasse, doch ausgerechnet ein Sturz beim Heimrennen auf Phillip Island machte den Traum vom Titel zunichte.
2006 stiegen Pedrosa und Stoner in die MotoGP auf. Während der Spanier im Honda-Werksteam beim Debüt mit Platz zwei glänzte, fuhr Stoner im Kundenteam von Lucio Cecchinello, für das heute Stefan Bradl aktiv ist. Bereits beim zweiten Rennen in Katar stand er erstmals auf der Pole-Position. Beim dritten Grand Prix in Portugal folgte er erste und in seiner Debütsaison einzige Podestplatz. 2007 erfolgte der Wechsel ins Ducati-Werksteam und Stoners Karriere startete endgültig durch.
Trotz WM-Titel wurden die Erfolge nicht ihm, sondern der damals starken Ducati zugeschrieben. Es folgten in den kommenden Jahren viele Stürze und der Spitzname „Rolling Stoner“. Erst mit seinem Wechsel zu Honda und dem zweiten WM-Titel wurde seine Reputation im und außerhalb des Fahrerlagers besser. Stoner war eine Lichtgestalt in der MotoGP. Ein eigenwilliger Charakter und ein außergewöhnliches Talent.
Stoner nahm sich nie ein Blatt vor den Mund und sprach offen seine Meinung aus. Viele Fahrerkollegen dachten ähnlich, doch die meisten von ihnen waren zurückhaltender. Speziell seit seiner Rücktrittsankündigung Mitte Mai holte der 27-Jährige des öfteren zu einem Rundumschlag gegen die Organisation und den Regelhütern der MotoGP aus. Ihm passte nicht, welche Richtung die Meisterschaft eingeschlagen hat. Die Claiming-Rule-Bikes waren Stoner immer ein Dorn im Auge.
Auch die Verteilung des Rennkalenders passte ihm nicht. „Es ist nicht mehr so wie früher. Die Meisterschaft ist meiner Meinung nach ein Witz, so wie sie geführt wird. Wir haben vier Rennen in Spanien und mit Portugal praktisch fünf. Es ist eine Europameisterschaft und keine Weltmeisterschaft. Das ist eines von vielen Dingen. Man kann sie als Weltmeisterschaft nicht so ernst nehmen“, meinte er bei seinem letzten Rennen, das ausgerechnet in Spanien stattfand.
„Man muss nicht in 18 verschiedenen Ländern fahren, aber vier Rennen in einem Land ist einfach zu viel des Guten. Portugal ist auch gleich neben der Grenze. Es sollte viel mehr verteilt sein, so wie es früher war.“ Für seine Kritik erntete Stoner ebenfalls Kritik, denn schließlich hat ihn die Motorrad-WM zu einem reichen Mann gemacht, der in seinem restlichen Leben tun und lassen kann, was er will.
Stoner war die Kritik egal. Nach seinem letzten Rennen zog er sich zunächst aus der Öffentlichkeit zurück und verbrachte die Zeit im Kreis der Familie. „Ich habe keinen Druck mehr und kann das Leben abseits der Rennstrecke mehr genießen“, lautete sein neues Motto. Mit 45 Grand-Prix-Siegen und 43 Pole-Positions hat sich der 27-Jährige einen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert. In der ewigen Siegstatistik aller Klassen liegt Stoner gemeinsam mit Jim Redman und Pedrosa auf Platz sieben.
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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Naja, dann könnte man Sachen wie die AMA Supercross, AMA Motorcross, X-Games etc. auch nicht „ernst“ nehmen, für mich sind das trotzdem sehr wichtige Meisterschaften. Ist ja beim Motorcross auch nicht anders wo MX1 MX2 MX3 nur in Europa stattfinden und trotzdem Weltmeisterschaften sind.