Die Startaufstellung der MotoGP umfasste beim Saisonstart 21 Motorräder. Damit war das Feld deutlich größer als in den vergangenen Jahren. Allerdings trügt der Schein. Rechnet man die neun CRT-Maschinen heraus, dann bleiben nur noch zwölf reine Prototypen übrig. Wie die Zukunft der MotoGP aussieht, ist noch offen. Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta möchte die Kosten in der höchsten Motorrad-Klasse unbedingt senken.
Die Einführung der CRT-Maschinen war der erste Schritt. Um die Prototypen und deren Leasingraten zu senken, spricht sich Ezpeleta für eine Limitierung der Drehzahl und ein Einheitssteuergerät aus, was bei den Werken auf wenig Begeisterung stößt. Die Hersteller sehen sich in ihrer Entwicklung eingeschränkt und argumentieren, dass beispielsweise die Forschung bei der Elektronik ein wesentlicher Grund ist, warum man in der MotoGP an den Start geht.
Stoner ist gegen CRT-Bikes
Casey Stoner war nie ein Fan der CRT-Idee. Auch nach dem ersten Rennen der Saison hat er seine Meinung nicht geändert. In der Startaufstellung würden ausschließlich Prototypen stehen, wenn er Dorna-Boss wäre. Ohne die Option eines CRT-Einstiegs wäre die Anzahl der Prototypen nicht auf zwölf gefallen, ist sich Stoner sicher: „Gresini ist ein Beispiel. Sie fahren dieses Jahr mit einem Prototypen und einem CRT-Bike. Wenn die Leute sehen, dass es eine günstigere Variante gibt, dann weckt das deren Interesse.“
„Es ist für die CRT-Teams extrem schwierig, die Lücke zu schließen. Die Prototypen wurden über Jahre hinweg entwickelt. Wie kann man erwarten, dass sie in ihren Hinterhofschuppen mit käuflichen Teilen da herankommen?“, fragt sich der Honda-Werkspilot. „Es ist enttäuschend, doch das Problem der Serie sind nicht die Entscheidungen, die jetzt getroffen wurden sondern die, die in der Vergangenheit getroffen wurden.“
„Man hat versucht, mit dem Umstieg auf 800 Kubikzentimeter die Kosten zu senken. Jetzt erhöht man das Hubraumlimit wieder. Weiterhin gibt es nur noch Einheitsreifen. Dadurch gibt es keinen Wettbewerb mehr. Es ist also nicht mehr möglich, dass ein Pilot, der vielleicht nicht so schnell ist, an einem guten Tag durch eine glückliche Reifenwahl aufs Podium fährt“, gibt Stoner zu bedenken.
Trifft die Dorna falsche Entscheidungen?
Für das Handeln der Dorna hat Stoner kein Verständnis: „Sie versuchen die Kosten zu senken, erhöhen dann aber das Mindestgewicht um vier Kilogramm, nachdem die Motorräder fertig entwickelt waren. Das verursacht extrem hohe Kosten“, kritisiert er. „Besonders Honda und Yamaha haben sehr viel Geld verschwendet.“
„All das Geld was man eigentlich sparen sollte, muss man unnötigerweise ausgeben. All die vielen Änderungen und Entscheidungen kosten Geld“, stellt der Australier fest und sieht darin den Grund allen Übels: „Das hält andere Teams davon ab, weiterzumachen. Kenny Roberts und sein Team wären sicher noch dabei, wenn sich nicht alles geändert hätte.“
„Selbst bei den 800ern wurde immer wieder etwas geändert, die Limitierung des Treibstoffs zum Beispiel. Durch die vielen Änderungen haben die anderen keine Chance, auf unserem Level zu fahren“, erklärt Stoner. „Es geht nicht nur um die Fahrer sondern viel mehr um die Teams, die in diese Meisterschaft kommen wollen. Sie wollen sich einen Namen machen und ein konkurrenzfähiges Motorrad bauen. Doch jedes Jahr werden die Regeln geändert. Woher soll das Geld für die Entwicklung kommen? Das macht keinen Sinn. Man möchte Geld sparen, indem man Geld ausgibt.“
Mehr Hersteller durch weniger Regeln?
„Sie haben nie aufgehört, Dinge zu ändern. Der Einstieg in die Meisterschaft wäre für die Hersteller soviel einfacher. Wir könnten viele Hersteller in der Serie haben. Damals bei den 500ern waren die Maschinen sehr ausgereizt. Jeder hat nach ganz kleinen Vorteilen gesucht. Die Unterschiede waren gering, deshalb waren die Rennen so großartig“, erinnert sich der zweifache MotoGP-Weltmeister.
Für die Zukunft der Serie fordert Stoner: „Das Reglement muss stabil sein.“ Abgesehen davon ist er von den vielen Reglementierungen der MotoGP genervt und wünscht sich ein offeneres Regelwerk: „Warum gibt es eine Limitierung auf vier Zylinder? Warum ist alles reglementiert?“, fragt er sich.
„Wenn sie nicht alles vorschreiben würden, könnte man sicher eine großartige Idee von einem Neueinsteiger sehen“, ist er sich sicher. „Die Fünfyzylinder-Honda war zum Beispiel damals ein beeindruckendes Motorrad. Es könnte auch jemand anderes mit einem tollen Paket dazu stoßen, doch durch diese vielen Regeln und die vielen Änderungen ist es für eine kleine Firmen schwierig.“
Text von Sebastian Fränzschky
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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