Casey Stoner - © Ducati

© Ducati – Casey Stoner ist auch ohne
regelmäßige Rennpraxis schnell unterwegs

Casey Stoner hat seine aktive MotoGP-Karriere zwar Ende 2012 an den Nagel gehängt.

Als Test- und Entwicklungsfahrer ist er für Ducati dennoch regelmäßig auf den Rennstrecken dieser Welt unterwegs – so wie in der vergangenen Woche beim Privattest der Werksteams in Sepang. Bevor Andrea Dovizioso und Jorge Lorenzo ihre Desmosedici GP18 zum ersten Mal in diesem Jahr fahren durften, nahm Stoner die Neuentwicklung unter die Lupe.

Sie soll dem italienischen Hersteller nach dem Vizetitel im vergangenen Jahr endlich wieder die Weltmeisterschaft bringen. Der letzte WM-Triumph datiert auf das Jahr 2007. Stoner fuhr damals zehn Rennsiege ein und stand insgesamt 14 Mal auf dem Podium. Fünf Jahre und einen weiteren Weltmeistertitel (mit Honda) später hängte Stoner seine Rennkombi an Nagel und gab seinen Rücktritt als aktiver Fahrer bekannt – mit 27 Jahren.

Sein ehemaliger MotoGP-Rivale Valentino Rossi kämpft noch mit 38 Jahren in der Königsklasse. Diesen Februar wird der „Doktor“ 39. Dass er noch immer aktiv ist, wundert Stoner nicht: „Jeder ist anders. Mick Doohan zum Beispiel hat erst sehr spät in seiner Karriere Titel gewonnen, und das auch noch mit Mitte dreißig. Beim Iron Man sind die Teilnehmer in der Regel zwischen 35 und 40 Jahre alt und in bester Verfassung.“

„Rossi immer noch eine der besten Optionen“

Das Alter sei also kein Gradmesser, findet Stoner. „Wenn Valentino es immer noch liebt, Rennen zu fahren, und konkurrenzfähig ist, gibt es keinen Grund für einen Rücktritt. Er ist immer noch eine der besten Optionen für ein Werksteam und was er in die Meisterschaft bringt, ist riesig.“ Ob der Italiener der MotoGP auch über 2018 hinaus erhalten bleiben wird, soll sich in den nächsten Wochen entscheiden. Die Vorzeichen sind positiv.

Im vergangenen Jahr erlebten Rossi und sein Teamkollege Maverick Vinales mit Yamaha einige Höhen und Tiefen. Oft herrschte Ratlosigkeit. „Das ist sehr schwer zu verstehen“, sagt Stoner mit Blick auf die Vorjahresprobleme. „Maverick ist mit viel Selbstvertrauen gestartet, nachdem er die Tests gut liefen. Aber dieses Selbstvertrauen verliert man schnell, wenn man ein paar Mal stürzt. Er ist noch jung und nicht so erfahren in der MotoGP.“

Aus Stoners Sicht sind die Schwierigkeiten deshalb nicht nur auf das Motorrad zurückzuführen. „Ich denke, es hat sich während der Saison nicht so stark verändert und als die Tech-3-Fahrer denselben Rahmen nutzten, hatten sie nicht dieselben Probleme. Natürlich hat alles seine Vor- und Nachteile. Aber wenn man erst beeindruckend schnell ist und dann kämpfen muss, in die Top 10 zu kommen , liegt es nicht nur am Paket“, so der Australier.

Ist MotoGP konkurrenzfähiger denn je?

Angesprochen auf die Leistungsdichte und allgemeine Konkurrenzfähigkeit in der MotoGP, sieht Stoner keinen enormen Anstieg: „Jeder sagt seit vielen Jahren, dass das Niveau weiter steigt, aber ich bin nach vier Jahren des Ruhestandes zurückgekommen und eine ähnliche Rundenzeit wie die Besten gefahren. Daher sehe ich diesen Anstieg nicht.“ Gewisse Veränderungen hat aber auch der zweifache Weltmeister festgestellt.

„Ich denke, dass sich die Trends geändert haben, etwa in der Linienwahl oder dem Fahrstil an sich“, sagt Stoner. „Ich bin gegen Dovi, Jorge und Pedrosa Rennen gefahren und sie gewinnen bis heute und kämpfen um den Titel. Es hat immer etwas damit zu tun, wie man seinen Fahrstil, das Motorrad und die Elektronik anpasst.“ Um damit Erfolg zu haben und gegen Weltmeister Marc Marquez zu bestehen, sei nicht zwangsläufig mehr Risiko notwendig.

So sagt Stoner selbstbewusst: „Ich bin noch immer in der Lage, dieselben Rundenzeiten mit viel weniger Risiko zu fahren. Deshalb denke ich, dass es einen Weg gibt, schnell zu sein, ohne zu viel zu riskieren. Es gibt Fahrer, die gewinnen können, ohne wie Marquez zu pushen.“ Dennoch ringt ihm Spanier mit seinem Fahrstil und seinen Fähigkeiten auch eine gewisse Bewunderung ab. Besonders sein Talent, Stürze abzufangen, sei beeindruckend.

Stoner genießt Rolle als Ducati-Testfahrer
„Die Art, wie er es fühlen kann, wenn er den Kontakt zum Vorderrad verliert, und es dann rettet, das habe ich in dieser Meisterschaft noch nie zuvor gesehen. Das ist ohne Zweifel seine Stärke“, hält Stoner fest. „Jeder hat Stärken oder die Motorräder haben welche. Es gibt Vor- und Nachteile für alles. Hart zu riskieren, ist eine sehr gute Sache, aber wenn man einen Weg finden kann, das gleiche mit weniger Risiko zu tun, ist es noch besser.“

MotoGP-Weltmeister Marquez und Honda traut Stoner auch in diesem Jahr viel zu. Mit dem neuen Teammanager Alberto Puig, der auf Livio Suppo folgte, habe man eine gute Wahl getroffen: „Ich persönlich denke, dass er fantastisch für Honda ist. Ich habe lange mit ihm zusammengearbeitet und den höchsten Respekt. Er wird alles tun, um seinen Fahrern das zu geben, was sie brauchen, und dem Team dabei zu helfen, so gut wie möglich zu sein.“

Stoner selbst werde nur noch so lange fahren, bis er daran keinen Spaß hat. „Ich kann sehen, dass es in der Zukunft so sein wird“, sagt der Ducati-Testpilot. „Aber bis dahin genieße ich es, eng mit den Ingenieuren zu arbeiten, und versuche alles, um meine Fahrer Jorge und Dovi zu unterstützen. Je mehr Erfolg sie haben, desto stolzer bin ich, weil ich ihnen dabei geholfen habe. Jetzt weiß ich, wie hart auch ein Testfahrer arbeiten muss.“

Text von Juliane Ziegengeist & Oriol Puigdemont

Motorsport-Total.com
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter

Dieser Beitrag wurde unter Racing abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert