Casey Stoner - © Ducati

© Ducati – Casey Stoner äußert sich sehr kritisch zu den Ducati-Erfolgen in der MotoGP

(Motorsport-Total.com) – Ducati dominierte den Motorrad-Rennsport in der vergangenen Saison. In der MotoGP behaupteten sich drei Ducati-Piloten an der Spitze der Wertung.

Und auch in der Superbike-WM und in der Supersport-WM feierte der Hersteller aus Bologna große Erfolge.

Werkspilot Francesco Bagnaia verteidigte seinen MotoGP-Titel und bei den Herstellern stand Ducati schon viele Wochenenden vor dem Saisonende als alter und neuer Weltmeiste fest. Casey Stoner bescherte Ducati in der Saison 2007 den ersten Titel, zeigt für die aktuellen Erfolge aber keinen Respekt.

Im Gespräch mit der La Gazzetta dello Sport kritisiert Stoner, dass Ducati auf Grund der acht Fahrer eine zu dominante Position einnimmt. Stoner ist überzeugt, dass Ducati hinter den Kulissen klare Anweisungen gab und den Kundenteams eine Teamorder auferlegte.

Casey Stoner erkennt Teamorder bei Ducati
„Ich bin nicht einverstanden, dass sie so viele Motorräder im Feld haben. Sie können praktisch jedes Team kontrollieren und die gewünschten Ergebnisse fordern, was nicht korrekt ist“, beanstandet der ehemalige Ducati-Werkspilot.

Eine offensichtliche Teamorder war sowohl 2023 als auch im Jahr davor nicht zu erkennen. Im Gegenteil: In der Saison 2022 riskierte Gresini-Pilot Enea Bastianini mit seiner offensiven Fahrweise, dass Markenkollege Francesco Bagnaia Punkte im WM-Duell mit Yamaha-Pilot Fabio Quartararo verliert.

Und auch 2023 gab es einen offenen Kampf zwischen den Ducati-Piloten. Jorge Martin hatte bis zum finalen Rennen die Chance, den Titel zu holen. Der Spanier schied durch einen eigenen Fahrfehler aus.

Doch Stoner sieht das anders. „Teamorder ist okay, aber sie sollte nicht vom Hersteller kommen. Ich habe den Respekt verloren, als sie dieses Level erreichten. Sie wollen um jeden Preis gewinnen und das hat für mich keine Bedeutung. Ich bin mir sicher, dass Pecco nicht auf diese Art und Weise gewinnen wollte“, so Stoner.

Warum Casey Stoner die Arbeit von Luigi Dall’Igna kleinredet
Es ist offensichtlich, dass Ducati aktuell das beste Motorrad im Feld hat. Vorbei sind die Zeiten, als die Ducati ausschließlich mit ihrer Motorleistung überzeugen konnte. Luigi Dall’Igna hat Ducati mit seiner Arbeit zum Erfolg geführt. Doch für Stoner war Filippo Preziosi, der von 1994 bis 2012 die Rennabteilung leitete, mindestens ebenbürtig.

Doch Preziosi musste gehen, als Ducati in der Ära mit Valentino Rossi hinterher fuhr. „Ducatis größter Fehler war es, Filippo Preziosi zu entlassen. Ich finde es überhaupt nicht gut, auf welche Art und Weise das passierte“, ärgert sich Stoner über Ducatis Personalmanagement.

Verglichen mit heute hatte das Ducati-Team in der MotoGP deutlich weniger Ressourcen. Preziosi musste improvisieren. „Als ich mit ihm zusammenarbeitete, erhielten wir im Laufe der Saison nie neue Teile. Wir hatten immer das gleiche Paket. Wenn wir auf ein Problem stießen, mussten wir eine Lösung finden“, erinnert sich Stoner, der von 2007 bis 2010 für Ducati fuhr.

„In der Hälfte der Saison probierten wir das Motorrad für die folgende Saison. Bei den ersten Tests erkannten wir immer Verbesserungen und ich wollte mit dem Motorrad den Rest der Saison bestreiten. Mir war klar, dass wir damit eine halbe bis eine Sekunde pro Runde schneller waren. Doch es fehlte das Budget, um weitere Chassis zu bauen“, blickt Stoner zurück.

„Natürlich hat Gigi Dall’Igna gute Arbeit geleistet, doch er benötigte dafür viel Zeit und ein großes Budget, um dorthin zu kommen“, bemerkt Stoner, der mit Ducati keinerlei Verbindung mehr hat, obwohl er in der Saison 2007 einen der größten Erfolge der Unternehmensgeschichte sicherstellte.

Text von Sebastian Fränzschky

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