(Motorsport-Total.com) – Als Valentino Rossi in der Saison 1996 in die Motorrad-WM aufstieg, sorgte der damals 17-jährige Italiener für frischen Wind.
Es war die Zeit, in der Mick Doohan die 500er-WM dominierte und mit seiner fokussierten und zielstrebigen Herangehensweise viele Fahrer prägte. In der Motorrad-WM ging es ernst zu. Rossi lockerte die Szene wie kein anderer Fahrer auf und etablierte die einstudierten Feierlichkeiten nach Siegen, die später von vielen Fahrern nachgeahmt wurden.
Rossi verkleidete sich, nahm ein übergroßes Plüsch-Huhn auf dem Höcker seiner 250er-Aprilia mit, ließ sich von seinen Freunden verhaften und sorgte zusammen mit seinem Fanclub für viele unterhaltsame Szenen.
Andere Fahrer sprangen auf diesen Zug auf und begeisterten die Fans in den Auslaufrunden ebenfalls mit einstudierten Feierlichkeiten. Casey Stoner hingegen konnte damit nichts anfangen und verzichtete auf derartige Programmpunkte nach seinen Rennsiegen.
Casey Stoner wundert sich über das Verhalten der Europäer
„Die europäischen Fahrer planten diese einstudierten Feierlichkeiten“, erinnert sich der Australier und wundert sich: „Sie hatten die Erwartung, zu gewinnen. Was passiert, wenn das nicht klappt? Dann kam die Idee wieder zurück in die Box, bis sie gewinnen konnten?“, fragt sich Stoner im Podcast ‚Gypsy Tales‘.
Stoner kann nur bedingt nachvollziehen, warum seine Gegner so einen großen Aufwand auf sich nahmen, um wenige Minuten lang für Unterhaltung zu sorgen. „Das alles musste geplant werden mit den Outfits und so weiter. Das ist eine Menge Vorbereitung für eine kleine Feier. Aber jeder, wie er möchte“, so der zweifache MotoGP-Champion.
Wie er die Showeinlagen seiner Rivalen deutet
Laut Stoner hatten die einstudierten Feierlichkeiten nicht nur das Ziel, die eigenen Fans zu unterhalten. Es ging auch darum, dem Gegner seine Niederlage klar zu machen. „Ein Teil dieser Feierlichkeiten war sicher auch, seinem Gegner zu zeigen, dass er nicht gewann. Das beeinflusste mich irgendwie“, gesteht Stoner.
„Es waren aber weniger die Feierlichkeiten an sich, sondern wie es auf dem Podium weiterging“, schildert der ehemalige Motorrad-Profi. „Es wirkte, als hätte derjenige die Weltmeisterschaft gewonnen und nicht nur ein Rennen.“
„Ich lernte viel daraus“, bemerkt Stoner, der den Spieß umdrehte: „Ich freute mich für meine Gegner. Das konnten sie nicht verstehen. Ich erinnere mich daran, wie mich Jorge (Lorenzo) und Dani (Pedrosa) anschauten und sich wunderten, warum ich mich so authentisch für sie freuen konnte.“
„Sie ahnten, dass das nicht so sein kann und grübelten, welches Psychospiel ich plane“, erinnert sich Stoner und fügt hinzu: „Ich nahm aus diesen Momenten die Psychospiele heraus und freute mich für meine Gegner.“
Text von Sebastian Fränzschky
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