Dass seine erste Saison auf einem CRT-Bike kein Zuckerschlecken werden würde, war Colin Edwards bereits vor dem ersten Grand Prix des Jahres in Katar klar.
Dass sich der Routinier aus den Vereinigten Staaten auf der Suter-BMW aber derart abmühen muss, ohne auch nur in die Nähe eines zählbaren Ergebnisses zu kommen, verbittert ihn bei Halbzeit der MotoGP-Saison 2012 zutiefst.
Angesprochen auf das Fahrverhalten seiner Suter, die mit einem getunten Motor einer BMW S 1000 RR daherkommt, entgegnet Edwards, dass es am ehesten mit einem „rasenden Stier, der Kopfschmerzen und gleichzeitig giftigen Efeu im Hintern hat“ vergleichbar ist. „Ich nenne das Bike nur noch Biest“, wird der „Texas Tornado“ ‚GPWeek‘ zitiert.
Im Qualifying zum Grand Prix von Italien in Mugello verlor Edwards als 20. und Vorletzter erneut mehr als vier Sekunden auf die Pole-Zeit von Honda-Werksfahrer Dani Pedrosa. Auf das schnellste CRT-Bike – die ART-Aprilia von Aspar-Pilot Aleix Espargaro – fehlten dem Forward-Piloten zwei volle Sekunden.
Probleme an allen Ecken und Enden
„Ich weiß nicht, was los ist. Wir haben überall Probleme“, zeichnet der US-Amerikaner ein düsteres Bild von der Situation im Forward-Team. Das Schlimmste dabei: „Es sind Probleme, die wir schon bei den allerersten Testfahrten hatten. Diese plagen uns immer noch.“ Nach Aussage des 38-jährigen MotoGP-Routiniers erhielt er im bisherigen Saisonverlauf „genau ein neues Chassis – das war’s.“ Dieses bekam er am Montag dieser Woche anlässlich des Mugello-Tests.
Doch nicht nur auf Chassis-Seite ortet Edwards Nachholbedarf. Auch das BMW-Triebwerk benötigt seiner Meinung nach dringend eine Modifizierung. „Der Motor wäre in einem Dragster-Rennen vermutlich großartig. Damit um eine Kurve zu fahren, ist jedoch mühsam.“ In diesem Zusammenhang verweist der Forward-Pilot auf notwendige Veränderungen im Bereich der Elektronik und unkt: „Wenn wir mit dem bisherigen Entwicklungstempo weitermachen, haben wir vielleicht für die Saison 2017 ein vernünftiges Bike.“
„Abgesehen von den Bremsen und der Gabel ist nahezu alles an diesem Bike falsch“, setzt Edwards sein Klagelied fort und fügt süffisant hinzu: „Okay, die Felgen sind noch ganz gut.“ Trotz der bei Suter und BMW zur Verfügung stehenden Ressourcen war es zum Leidwesen des „Texas Tornado“ bisher nicht möglich, dem CRT-Bike ein gutmütigeres Fahrverhalten, geschweige denn mehr Tempo, anzuerziehen. „Anfangs sah alles verheißungsvoll aus, doch die Pläne bewahrheiteten sich leider nicht.“
Edwards gibt die Hoffnung nicht auf
An einen Wechsel zurück in sein altes Erfolgsumfeld dachte der zweimalige Superbike-Weltmeister Edwards trotz der frustrierenden Situation in diesem Jahr nicht, wie er versichert: „Dort war ich schon und habe alles erreicht. Ich wollte hier wirklich etwas aufbauen, denn ich mag es, gemeinsam mit den Ingenieuren ein Motorrad zu entwickeln und herumzutüfteln. Auf diese Herausforderung habe ich mich gefreut und ich stehe nach wie vor zu 100 Prozent hinter meinem Teamchef.“
Im Rahmen des Mugello-Tests am Montag dieser Woche fuhr Edwards neben der erstmalig überarbeiteten Suter-BMW auch die FTR-Honda von Gresini-Pilot Michele Pirro. Unterm Strich verlor der US-Boy aber auch mit verschiedenen Gefährten unterm Hintern 4,5 Sekunden auf die Bestzeit von Yamaha-Werksfahrer Jorge Lorenzo und erneut mehr als zwei Sekunden auf die CRT-Bestzeit von Espargaro. Für den weiteren Saisonverlauf ist ein Chassis-Wechsel im Forward-Team nicht ausgeschlossen.
Text von Mario Fritzsche
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