Jonathan Rea - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Jonathan Rea ist der erfolgreichste Fahrer der Superbike-Geschichte

(Motorsport-Total.com) – Sechs WM-Titel in Folge und insgesamt 99 Laufsiege in der Superbike-WM: Jonathan Rea ist der mit Abstand erfolgreichste Fahrer der WSBK-Geschichte.

Seit seinem Wechsel von Honda zu Kawasaki setzte sich der Nordire von Jahr zu Jahr aufs Neue gegen seine Rivalen durch. Doch was macht Rea anders als seine Gegner? Warum ist er so besonders?

Diese Fragen haben wir mit Crewchief Pere Riba besprochen. Im Exklusiv-Interview nennt der Crewchief des Superbike-Weltmeisters die Stärken und Schwächen. Also, warum ist Rea so besonders? „Es gibt keine einfache Antwort auf diese Frage“, bemerkt Riba und versucht, die Sachlage zu erklären.

„Im Rennsport spielen viele Dinge zusammen. Das sah man in der Geschichte des Rennsports. Es dreht sich alles um drei wichtige Bereiche: das Motorrad, den Fahrer und die Crew. Seit Johnny zu uns kam, konnten wir diese drei Bereiche sehr gut zusammenbringen“, schildert Riba im Gespräch mit ‚Motorsport-Total.com‘.

Fahrer, Motorrad und Crew passen perfekt zusammen
„In der Vergangenheit sah man, dass selbst der beste Fahrer nicht gewinnen kann, wenn er kein gutes Motorrad hat. Ein Beispiel dafür ist Valentino Rossis Wechsel zu Ducati“, bezieht sich Riba auf die MotoGP-Saison 2011 und 2012. „Rossi konnte damals nicht gewinnen, obwohl er der schnellste oder einer der schnellsten Fahrer war.“

Das Paket Rea/Kawasaki/Crew arbeitet offensichtlich perfekt zusammen. „Bei uns sind diese drei Punkte sehr stark ausgeprägt. Als Johnny 2015 zu uns kam, war unser Motorrad schon ziemlich ausgereift. Wir konnten bereits das Potenzial der Maschine ausreizen und kannten das Motorrad gut. Johnny verstand ziemlich schnell, wie er seinen Fahrstil anpassen muss, um mit unserem Motorrad schnell zu sein“, lobt Riba die schnelle Anpassung des ehemaligen Honda-Piloten.

Riba wird nicht müde, Reas Fähigkeiten zu loben: „Über Johnny muss man nicht viel sagen. Er ist in diesem Fahrerlager der beste Fahrer. Er half uns dabei, die beiden anderen Punkte zu verbessern – das Team und das Motorrad weiter zu verbessern. Mit guten Kommentaren und einer guten Entwicklungsrichtung hilft er dabei, das Motorrad weiter zu verbessern.“

Jonathan Rea lehnt sich nicht zurück und arbeitet weiter an sich
Über die Jahre wurde Rea immer stärker. Der Nordire nutzte die Erfahrungen, um weiter an sich zu arbeiten, anstatt sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. „Johnny wurde von Jahr zu Jahr besser. Er wurde immer erwachsener und lernte, wie er mit bestimmten Situationen besser umgeht. Das ist in der Superbike-WM sehr wichtig“, unterstreicht Riba.

„Wir haben drei Rennen pro Wochenende. Es gibt also viele Punkte zu holen. Das ist sehr wichtig, wenn man eine Meisterschaft gewinnen möchte. Dann muss man die Rennen auch beenden und muss gute Ergebnisse einfahren“, bemerkt der Crewchief. „Man muss verschiedene Bedingungen meistern, egal ob es trocken, nass, kalt oder warm ist.“

Laute Pere Riba ist Jonathan Rea „in vielerlei Hinsicht der beste Fahrer“
„Johnny ist in vielerlei Hinsicht der beste Fahrer. Es gibt hier viele schnelle Fahrer. Doch um eine Meisterschaft zu gewinnen, muss man clever sein, man muss die Rennen konstant beenden und verschiedene Bedingungen meistern“, wiederholt der Spanier.

„Wir als Team arbeiten sehr clever und versuchen natürlich, jeden noch so kleinen Fehler zu vermeiden. Wir versuchen, aus jeder Situation das Beste herauszuholen“, berichtet Riba. „Manchmal kann ich ihm sagen, dass er das Motorrad nicht gut fährt. Er als Weltmeister akzeptiert das und fragt mich, was er falsch macht. Ich sage ihm dann von Kurve zu Kurve, was nicht gut ist und er arbeitet an sich.“

„Wir haben eine sehr gute, saubere und direkte Art und Weise der Kommunikation. Wir sind nie aufeinander böse. Dieses sehr enge Verhältnis macht einen sehr großen Unterschied aus“, ist Riba überzeugt. „Es gibt immer Dinge, die wir diskutieren. Es sind aber immer positive Diskussionen. Manchmal ist einer von uns beiden kritischer als der andere. Das ist normal.“

Die Crew des Champions erlebt traumhafte Jahre
In der WSBK-Saison 2015 startete die dominanteste Ära eines Fahrers in der Meisterschaft. Weder Carl Fogarty, noch Troy Bayliss oder die anderen Superbike-Legenden konnten konstant so starke Ergebnisse einfahren. „Ich sage Johnny immer, dass wir gerade einen Traum leben“, bemerkt Riba.

„Ich arbeite seit knapp 35 Jahren im Rennsport. Zuerst war ich Fahrer und später war ich auf der technischen Seite Zuhause. Zu gewinnen, wie wir es tun, und es zu genießen, wie wir es tun, ist verrückt. Es ist ein absoluter Traum“, stellt Riba fest.

Doch dieser Traum wird eines Tages zu Ende gehen. „Wenn richtige Schwierigkeiten auftauchen, dann hat man mehr Stress und reagiert böse. Dann kommt es sicher auch zu Unstimmigkeiten. Dann sieht man, wie gut die Verbindungen zwischen uns wirklich sind. Doch aktuell war es immer positiv“, so Riba.

Ungebrochener Wille, sich weiter zu verbessern
Um mit den Gegnern mitzuhalten, muss Rea immer weiter an sich arbeiten. Das tut er weniger medienwirksam als andere Fahrer. „Johnny entwickelt sich nach wie vor weiter. Nach sechs Jahren gibt es immer noch Dinge, die er lernen kann. Das ist eine der größten Stärken von Johnny“, kommentiert sein Crewchief.

Doch auch die Crew des Champions lässt nicht nach. „Wir, die Leute in seinem Umfeld, haben eine sehr offene Sichtweise und können ebenfalls weiter dazulernen. Wir wollen jeden Tag etwas Neues lernen. Wenn ich abends ins Bett gehe, ohne etwas gelernt zu haben, dann bin ich nicht glücklich. Bei Johnny ist es genau so“, verrät Riba.

„Er könnte behaupten, dass er sechs Titel gewonnen hat und nichts mehr lernen muss. Aber nein, er ist sehr offen für neue Einflüsse. In der Rennsport-Welt gibt es viele Leute mit großen Egos, die denken, dass sie die Besten sind. Das ist aber falsch. Ich kann Johnny alles sagen und er ist bereit, weiter zu lernen und sich weiter zu verbessern. Das ist beeindruckend“, staunt Riba.

Familiäre Stimmung wichtig für Reas Leistungen
Innerhalb des Teams herrscht eine nahezu familiäre Stimmung. Das ist wichtig für Rea. „Wir haben auch abseits der Rennstrecke ein sehr gutes Verhältnis. Ich kenne Johnnys Kinder und er kennt meine Familie. Das gilt auch für die Mechaniker. Es ist wirklich etwas Besonderes“, erklärt Riba.

„Es gibt verschiedene Arten von Fahrern. Es gibt Fahrer, die sofort schnell sind und alles selbst organisieren. Diese Fahrer benötigen kein herzliches Umfeld. Jonathan braucht das aber“, schildert Riba. „Er muss von Leuten umgeben sein, denen er zu 100 Prozent vertraut, um sich wohlzufühlen.“

„Ich kannte ihn, bevor wir zusammen arbeiten. Ich wusste, dass er ein Fahrer ist, der dieses familiäre Umfeld benötigt“, berichtet der Crewchief des Rekord-Weltmeisters. „Menschlich sind wir uns ziemlich ähnlich. Wir haben ähnliche Werte, nicht nur im Rennsport sondern auch im normalen Leben.“

„Die Mechaniker und die Leute, die ständig mit Johnny zu tun haben, ergeben zusammen ein starkes Paket. Johnny betont in allen Interviews, dass die Leute in seinem Umfeld verantwortlich sind. Er vertraut diesen Leuten und wir zeigen, dass wir seine Bedürfnisse verstehen und immer zu 100 Prozent hinter ihm stehen. Das war von Beginn an so“, erklärt Riba.

„Ich als Ältester sage den Mechanikern immer, dass sie diese Zeit genießen sollen. Es ist ungewöhnlich. Im Rennsport geht es sonst viel brutaler zu. Ein Jahr gewinnt man, doch dann wird es schwieriger. Es ist verrückt, was wir erleben, seit Johnny bei uns ist“, freut sich der ehemalige Rennfahrer.

Kawasaki verfeinert die ZX-10RR basierend auf Reas Wünschen
Ein wichtiger Faktor ist natürlich auch die Unterstützung von Kawasaki. Die Japaner reagierten auf die Wünsche des Rennteams und konnten die ZX-10RR in den vergangenen Jahren immer weiter verbessern. Für die Saison 2021 erhält das WSBK-Team erneut eine leicht verbesserte Version der Ninja.

„Von Jahr zu Jahr verstanden wir immer besser, was wir aus Japan benötigen. Wir erhalten sehr viel Unterstützung vom Werk“, lobt Riba den Beitrag von Kawasaki. „Johnny konnte immer das Maximum aus dem Motorrad herausholen. Das half dabei, das Motorrad weiter zu entwickeln und jedes noch so kleine Detail zu verbessern.“

Text von Sebastian Fränzschky

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