Marc Marquez - © LAT

© LAT – Marc Marquez zauberte nicht nur in Valencia und fing einen Sturz ab

27 Stürze fabrizierte der alte und neue MotoGP-Weltmeister Marc Marquez in der Saison 2017. Nur zwei davon passierten ihm bei Rennen: Die Grands Prix von Argentinien und Frankreich beendete der Spanier im Kies.

Danach beschränkte er seine Crashs auf die Trainings, was aber nicht heißt, dass er das Limit nicht auch im Rennen das ein oder andere Mal ausgereizt hat. Das wurde auch beim MotoGP-Saisonfinale in Valencia ersichtlich.

Auf Platz zwei liegend hätte Marquez das Rennen eigentlich kontrolliert nach Hause fahren können. Doch der innere Drang, den in führenden Johann Zarco (Tech-3-Yamaha) noch einmal anzugreifen, war zu groß. Acht Runden vor dem Ende gelang es dem Spanier, an Zarco vorbeizugehen. Doch der machte weiter Druck – und Marquez einen Fehler. Er verbremste sich in Kurve eins und segelte geradewegs aufs Kiesbett zu.

Doch wie schon viele Male zuvor gelang es dem 24-Jährigen auch diesmal, die Regeln der Physik außer Kraft zu setzen, seine Honda wieder aufzurichten und sturzfrei durch den Kies zu manövrieren. Wie ihm das immer und immer wieder gelingt, stellt Experten und Fahrerkollegen gleichermaßen vor ein Rätsel. Teamkollege Dani Pedrosa beobachtete den Beinahe-Crash in Valencia von hinten und auch ihm stockte kurzzeitig der Atem.

Crutchlow: „Er ist der beste Fahrer auf dem Planeten“
„Es war unglaublich anzusehen“, erinnert sich der Spanier. „Man konnte die schwarze Linie sehen, die Position und den Rauch, das Tempo. Puh! Aber dann stellt man fest, dass er trotzdem nicht stürzt.“ In der Pressekonferenz nach dem Rennen zeigte sich neben Pedrosa auch Zarco von Marquez‘ Rettungskünsten beeindruckt: „Ich hatte auch meine Momente, aber die kann man nicht mit seinen vergleichen. Er ist auf einem anderen Level.“

Cal Crutchlow, der seine Kunden-Honda in dieser MotoGP-Saison selbst einige Male im Kiesbett wiederfand, ist überzeugt, dass kein anderer außer Marquez diesen Sturz hätte abfangen können: „Er ist der beste Fahrer auf diesem Planeten. Niemand sonst kann retten, was er rettet. Die WM wäre für jeden anderen Fahrer verloren gewesen, wenn (Andrea) Dovizioso das Rennen gewonnen hätte, denn jeder von uns wäre gestürzt.“

Crutchlows LCR-Honda ähnelt in vielerlei Hinsicht dem Werksbike von Marquez. Der Brite weiß also, wovon er spricht und lobt seinen Markenkollegen in den höchsten Tönen: „Was er auf dem Motorrad machen kann, ist phänomenal. Er arbeitet sehr hart und ist ein unglaublicher Champion. Daran gibt es keinerlei Zweifel. Das macht nur unser Leben sehr schwierig, weil er mit dem gleichen Hersteller unterwegs ist.“

Marquez: Ab Dienstag werden Karten neu gemischt
Seit 2015 sitzt Crutchlow auf einer Honda. Im kommenden Jahr hat er erst mal einen direkten Vertrag mit dem Werk. Die Entscheidung, Honda treu zu bleiben, fiel, obwohl er weiß: „Das Motorrad ist schwer zu fahren. Wenn man von außen schaut, denkt man: ‚Es macht das besser, es macht jenes besser.‘ Wenn man es aber tatsächlich fährt, merkt man, dass es der Fahrer ist, der es dazu bringt.“ Und Marquez könne das wie kein anderer.

„Er ist einfach ein Freak – im positiven Sinne natürlich! Es gab eine Zeit, da sprach jeder über Aliens. Es gibt nur einen Alien und der Rest ist jetzt normal. Was er mit diesem Bike machen kann, kann niemand sonst auf der Welt“, urteilt Crutchlow. Das heiße zwar nicht, dass ein anderer Honda-Fahrer Marquez nicht punktuell schlagen könne, „aber zu was er Woche für Woche im Stande ist, kann kein anderer – zumindest nicht im Moment“.

Marquez selbst ist so viel Lob schon fast unangenehm. Zwar genieße er den Moment des WM-Triumphes und fühle sich in diesem auch ein Stück weit unschlagbar. Zugleich betont der Spanier aber auch, dass schon am Dienstag der Startschuss für die kommenden MotoGP-Saison fällt und sich das Blatt wieder wenden kann: „Ich erinnere mich an die letzte Vorsaison. Da war Maverick (Vinales; Anm. d. R.) sehr schnell und ein potenzieller Champion.“

Großer Respekt für Marquez-Herausforderer Dovizioso
Nicht zuletzt war diese Saison auch für Marquez kein klarer Durchmarsch. Insbesondere zu Beginn hatte der Weltmeister mit Ausfällen und Rückschlägen zu kämpfen. Nach sechs Rennen fehlten ihm bereits 37 Punkte auf den damaligen WM-Leader Vinales. „Wir müssen realistisch bleiben, denn wir kämpfen in dieser Weltmeisterschaft mit den besten Fahrern“, so Marquez. „Dovi hat es gezeigt, man darf niemanden vergessen. Jeder kann gewinnen.“

Ähnlich sieht es auch Aprilia-Pilot Aleix Espargaro. „Marc verdienst diesen Titel wirklich“, sagt der Spanier, „aber ich denke, jeder in diesem Paddock sollte auch Andrea Respekt zollen. Er ist vielleicht kein so explosiver und aggressiver Fahrer. Aber auch er arbeitet hart. Marquez ist mit Sicherheit der beste Fahrer der Geschichte und er (Dovizioso; Anm. d. R.) hat ihn bis zum letzten Rennen herausgefordert. Das verdient meinen Applaus.“

Text von Juliane Ziegengeist & Gerald Dirnbeck

Motorsport-Total.com
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter

Dieser Beitrag wurde unter Racing abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert