Im Sommer 2013 wurde klar, dass Cal Crutchlow das Tech-3-Yamaha-Team nach der Saison verlassen und Ex-Teamkollege Andrea Dovizioso folgen wird, der bereits Ende 2012 die Arbeit für den italienischen Motorradhersteller aufnahm. Die schwachen Leistungen von Dovizioso, der 2012 das Teamduell gegen Crutchlow gewann, konnten den bisher sieglosen Briten nicht vom Wechsel abhalten.
Crutchlow wollte unbedingt den Werksfahrer-Status. Bei Honda und Yamaha war das in den kommenden Jahren nicht zu realisieren. „Wenn man sich die vergangenen Jahre der MotoGP ansieht, dann erkennt man, dass kein Fahrer die Meisterschaft ohne eine Werksmaschine gewinnen konnte. Selbst Rennsiege waren nicht möglich“, unterstreicht Crutchlow im Gespräch mit ‚Crash.net‘. „Toni Elias war der bisher letzte Satelliten-Fahrer, der ein Rennen gewinnen konnte. Das war 2006.“
„Ich bin ein Motorrad-Rennfahrer und denke deshalb natürlich an Ergebnisse. Wenn man ins erste Rennen geht, dann ist es wie mit allem anderen auch: Man möchte so schnell und konkurrenzfähig wie möglich sein. In meinen Vorstellungen muss ich daran glauben, dass wir das Rennen mit zehn Sekunden Vorsprung gewinnen. Doch es wird nicht einfach sein, das zu realisieren“, weiß auch der Brite, der beim Nachsaisontest in Valencia erstmals auf seinem neuen Arbeitsgerät saß und mehr als eineinhalb Sekunden Rückstand auf die Spitze hatte.
Endlich Werksfahrer
Ob Crutchlow seine starken Leistungen aus der Saison 2013 wiederholen kann, darf momentan bezweifelt werden. Momentan herrscht in Bologna Chaos. Sowohl das MotoGP-Projekt als auch das Superbike fahren hinterher. Luigi Dall’Igna hat als neuer Corse-Chef viel Arbeit vor sich, die Strukturen bei Ducati neu zu ordnen. Bleibt da überhaupt noch Zeit, die Desmosedici bis zum Saisonbeginn zu verbessern?
Eine komplett neue Maschine wird es beim ersten Vorsaisontest in Sepang sicher nicht geben. Dennoch verteidigt Crutchlow seinen Wechsel: „Bei Yamaha konnte man mir keine Werksmaschine garantieren. Ich hätte bei diesem Hersteller keine Beförderung erhalten“, betont er. „Ich erkläre es den Leuten so: Stellt dir vor, du leistest bei deinem normalen Job gute Arbeit und wirst von Jahr zu Jahr immer besser, erhältst aber keinerlei Aufstiegschancen.“
„Und dann kommt jemand Neues und erhält unmittelbar einen besseren Vertrag als du. Wie würdest du dich fühlen? Zur gleichen Zeit erhältst du die Chance, woandershin zu gehen und einer der Spitzenfahrer zu sein. Warum würdest du nicht wechseln?“ Hintergrund: Der MotoGP-Aufstieg von Pol Espargaro verärgerte Crutchlow zusätzlich. Espargaro wurde bereits zu Saisonbeginn hinter den Kulissen verpflichtet. Der Spanier erhielt von Yamaha einen Vertrag und wird solange bei Tech 3 geparkt, bis im Werksteam ein Platz frei wird.
Crutchlows Traum: Siege mit Ducati
„Die Leute sagen mit Sicherheit, dass ich wegen dem Geld zu Ducati wechselte. Ich bin nicht dumm“, kontert Crutchlow, der bei Ducati deutlich mehr verdient als bei Herve Poncharals Tech-3-Team. „Glaubt mir, ich bin nie des Geldes wegen gewechselt. Ich wechselte, weil ich den Leuten beweisen möchte, dass sie sich irren und werde versuchen, Ducati zu helfen. Ich wollte schon immer für Ducati fahren.“
2014 hat Crutchlow dann endlich den Werksfahrerstatus. Doch wird es damit leichter, Rennen zu gewinnen? „Siege sind natürlich die größte Belohnung. Es gäbe nichts schöneres, als mit Ducati zu gewinnen. Es wird noch erwartet, dass man Siege holt. Ein gutes Ergebnis mit Ducati wäre besser als das gleiche Resultat bei Tech 3, weil es bei Tech 3 erwartet wird“, vergleicht der ehemalige Supersport-Weltmeister.
„Natürlich erwartet auch Ducati gute Ergebnisse von mir. Deswegen haben sie mich verpflichtet. Es gibt aber einige Leute, die behaupten, ich wäre dazu nicht in der Lage. Wenn es uns gelingt, dann ist es deutlich befriedigender es mit Ducati anstatt mit Tech 3 zu schaffen“, unterstreicht Crutchlow, der einen Zweijahres-Vertrag unterschrieben hat.
Text von Sebastian Fränzschky
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