Cal Crutchlow - © LAT

© LAT – Cal Crutchlow kam 2019 auf zwölf Stürze und bereitete seinem Team damit Arbeit

(Motorsport-Total.com) – In der MotoGP passierten 2019 über alle Trainingsessions, Qualifyings und Rennen hinweg insgesamt 220 Stürze.

Zum Glück gingen die meisten davon glimpflich aus, nur wenige Fahrer verletzten sich ernsthaft. Doch nicht nur sie schmerzt ein Sturz, sondern auch die Teams und Hersteller, und das vor allem finanziell.

Denn je nachdem, wie schwer das Motorrad nach einem Sturz beschädigt ist, werden horrende Summen benötigt, um es wieder fahrbereit zu machen. Um einen Eindruck der Dimensionen zu bekommen, hilft es zu wissen, mit wie viel eine solche Werksmaschine im Preis an und für sich zu Buche schlägt.

Christophe Bourguignon, Techniker im LCR-Honda-Team, kümmert sich um die Bikes von Cal Crutchlow und verrät im Gespräch mit den Kollegen von ‚GPOne.com‘: „Wir mieten die Motorräder, aber die Kosten für die Entwicklung und die HRC-Ingenieure, die mit uns reisen, sind offensichtlich im Preis enthalten.“

Sturzkosten gehen schnell in die Zehntausende Euro
Insgesamt beziffert er die Kosten für die beiden Motorräder von Crutchlow auf zwei Millionen Euro. Das beinhalte auch einige Software. „Wir haben außerdem zwei HRC-Techniker, die bei jedem Rennen dabei sind. Sie sind auch Teil des Preises. Es mag wie sehr viel Geld erscheinen, aber es sind eine Menge Personalressourcen involviert.“

Kommt es zu einem Sturz, summieren sich diese mitunter genauso schnell wie die Kosten für Ersatzteile und Ähnliches. Je nach Ausmaß des Schadens können sie enorm schwanken. „Ein Sturz in der MotoGP kann zwischen 15.000 und 100.000 Euro kosten. Einen 2.000-Euro-Sturz gibt es einfach nicht“, sagt Bourguignon.

„Wenn wir Glück haben, müssen wir nur ein paar Teile auswechseln, die wir auf Lager haben. Aber ein großer Unfall oder selbst eine Reihe aufeinander folgender kleinerer Stürze kann einem sofort jede Menge Ärger machen. So haben wir zum Beispiel nur fünf Tanks auf Lager. Dasselbe gilt für Auspuff und Kühler.“

Auch kleine Crashs können großen Schaden anrichten
Da einige schon während der Trainings in Gebrauch sind, können schwere Stürze während des Wochenendes schnell zum Problem werden. „Wenn ich ein Teil bei HRC bestelle, gibt es eine Mindestzeit für Produktion und Lieferung. Es kann bis zu fünf oder sechs Wochen dauern, bis alles fertig ist“, weiß der LCR-Techniker.

Er betont, dass es in der MotoGP faktisch keine kleinen Unfälle gibt: „Die Motorräder sind schwer und sehr schnell. Wenn man über das Vorderrad stürzt, nehmen mindestens die Verkleidung, die Lenkerstummel und viele andere Carbonteile Schaden. Die meisten Dinge können repariert und wiederverwendet werden.“

„Aber wenn man einen Unfall hat wie wir in Australien 2018, als der Rahmen und die Schwinge zerstört wurden, ist das etwas anderes. Solche Dinge sind praktisch unbezahlbar“, fährt Bourguignon fort. Damals stürzte Crutchlow im Training zum Großen Preis von Australien schwer, demolierte sich dabei auch seinen Knöchel.

Robust und gut geschützt: Motor ist selten beschädigt
Genauso gibt es am Motorrad besonders empfindliche Teile. „Ein Satz Carbon-Bremsscheiben kostet um die 10.000 Euro. Und jedes Mal, wenn ein Motorrad im Kies landet, könnte das die Scheiben ruinieren“, erklärt der Experte. „Weil wir es nicht riskieren können, einen Fahrer mit defekten Bremsen rauszuschicken, tauschen wir sie immer.“

Gleiches gilt laut Bourguignon für die Magnesiumfelgen. Weil die Michelin-Reifen eher klein und nicht sehr schützend seien, müssten die Felgen oft selbst bei kleineren Stürzen getauscht werden. Kostenpunkt: 4.000 Euro pro Satz. Damit bewegt man sich aber noch im unteren Bereich, andere Teile sind noch weitaus teurer.

„Das hängt stark vom Hersteller und den Spezifikationen ab, aber ein Bauteil wie der Kühler kann rund 10.000 Euro kosten. In der Frontpartie sind Elektronikteile mit 2D-Technik verbaut, die allein 2.500 Euro kostet. Dann gibt es die Kontrolleinheit mit all den Sensoren. Hier liegen wir in etwa zwischen 10.000 bis 15.000 Euro.“

Doch es gibt auch Elemente, die weniger fragil sind und größere Erschütterungen besser verkraften. Dazu zählt unter anderem der Motor: „Seit die Zahl der Motoren limitiert ist, kann ich mich nicht erinnern, jemals einen Motor aufgrund eines Unfall ersetzt zu haben. Das beweist, dass er gut geschützt ist“, hält der LCR-Mechaniker fest.

Text von Juliane Ziegengeist

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