Marc Marquez - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Marc Marquez löst nach seinem Rennsieg in Austin eine Donut-Wette ein

(Motorsport-Total.com) – Allein wegen seiner Erfolgsstatistik in Austin – sechs Siege in sieben Rennen – ging Marc Marquez beim diesjährigen Grand Prix of the Americas als großer Favorit an den Start. Anders als auf dem Sachsenring, wo er seinen ersten Saisonsieg feierte, machte der Honda-Pilot selbst aus seinen Ambitionen diesmal keinen Hehl.

„Es war das erste Rennen, zu dem ich mit der klaren Absicht kam, um den Sieg zu kämpfen“, gibt der Spanier zu. Und er hielt Wort und setzte seinen „Plan A“ in die Tat um, nämlich von Startplatz drei gleich zu Beginn die Führung übernehmen und diese bis zur schwarz-weiß karierten Flagge nicht wieder abzugeben.

„Es war das perfekte Rennen. Davon habe ich gestern Nacht geträumt. Mein Plan war es, das Rennen vom Start weg anzuführen, denn die ersten Runden waren meine Schwachstelle“, erklärt Marquez. „Ich versuchte, das Renntempo in den ersten vier, fünf Runden zu drosseln. Und dann, als ich mich gut fühlte, warf ich alles in die Waagschale.“

Start-Ziel-Sieg: Marquez zeigt kontrolliertes Rennen
So konnte der 28-Jährige innerhalb kürzester Zeit eine Lücke aufreißen und sich vom Rest des Feldes absetzen. Seine schnellste Rennrunde fuhr er im siebten Umlauf mit einer Zeit von 2:04.368 Minuten. Dem ersten Verfolger Fabio Quartararo (Yamaha) nahm er allein auf dieser Runde mehr als eine halbe Sekunde ab.

Bis zum Rennende wuchs Marquez‘ Vorsprung auf über vier Sekunden an. Doch so entspannt, wie sich das vielleicht anhört, war es für den Honda-Piloten nicht. „Es war schwierig, vor allem wegen der Bodenwellen. Wenn man etwas Tempo herausnimmt, wird das Motorrad nur noch unruhiger“, merkt der Rennsieger an.

„So ging es mit in der letzten Runde und ich dachte nur: Was ist denn jetzt los? Es war schwierig, den Fokus zu behalten. Bei noch drei Runden wäre ich in Kurve 6 fast gestürzt. Ich berührte den Randstein auf der Innenseite und wäre beinahe übers Vorderrad weggerutscht. Man musste sehr konzentriert bleiben – vor allem in Kurve 12.“

Marquez: „Ich leide, aber die anderen leiden auch“
Diese Stelle hat Marquez in keiner guten Erinnerung: Beim letzten Rennen in Austin stürzte er genau fort in Führung liegend. „Jedes Mal, wenn ich nur ein bisschen zu hart bremste, hatte ich das Bild von 2019 im Kopf“, verrät der achtmalige Weltmeister. „Aber das half mir, es nicht zu erzwingen. Ich war vor allem in Kurve 11 und 12 vorsichtig, denn es ist wirklich leicht, dort übers Vorderrad zu stürzen.“

Auch darüber, wie er sich gegen Ende des Rennens fühlen würde, war sich Marquez nicht sicher. Denn auch wenn ihm das Layout von Austin entgegenkommt, ist es doch eine physisch sehr anstrengende Strecke – erst recht bei Temperaturen von über 30 Grad, wie sie im Rennen am Sonntag über die 20 Runden herrschten.

„Es stimmt, dass meine körperliche Verfassung im letzten Teil des Rennens nachließ“, räumt der Honda-Fahrer ein. „Aber ich denke, das war bei jedem der Fall. Der Hauptunterschied auf dieser Strecke ist: Ich leide, aber die anderen leiden auch. Auf anderen Strecken leide ich wie hier, aber die anderen leiden weniger.“

Was es mit dem Donut auf dem Podium auf sich hat
„Hier war der linke Arm stärker beansprucht, in diesen langen Bremsphasen, aber das ist ja mein guter Arm. Insofern konnte ich sehr schnell und konstant fahren“, erklärt er weiter. „Das macht mich wirklich glücklich. Denn es war eine sehr harte Saison. Manchmal bin ich gestürzt und habe es nicht verstanden. Manchmal war ich schnell, manchmal war ich langsam und ich wusste nicht warum.“

„Auf diesen Sieg arbeitete ich hin, weil mir klar war, dass es vielleicht die letzte Strecke ist, auf der ich gute Chancen habe zu gewinnen. Aber mein Ziel ist es, auch in den letzten drei Rennen stark und konstant zu sein – wenn auch nicht so stark wie hier“, blickt auf die drei ausstehenden Grands Prix in dieser Saison voraus.

Bevor es soweit ist, genießt Marquez aber seinen Triumph in Austin. Auf dem Podium feierte er ihn mit einem beherzten Biss in einen Donut. Hintergrund war eine Wette mit MX-Champion Jett Lawrence. „Das Team kaufte Donuts, die Dorna kaufte Donuts, Jett kaufte Donuts. Ich sagte nur: Okay, bloß kein Druck“, witzelt Marquez.

Marquez ehrt Hayden und denkt an Vinales-Familie
Sein erster Anruf im Parc Ferme galt übrigens Honda-Teammanager Alberto Puig, der in Austin nicht vor Ort sein konnte: „Deshalb blieben wir telefonisch in Kontakt. Er ist eine sehr wichtige Person, denn er treibt die Techniker, die Fahrer an und kümmert sich um alles, damit wir in der nächsten Saison schneller und stärker sind.“

Im Moment des Erfolgs dachte Marquez aber auch an jene, die nicht mehr unter uns sind. Seine Auslaufrunde fuhr er mit einer Flagge von Lokalheld Nicky Hayden. „Ich habe sehr viel Bewunderung für Nicky“, sagt er über den Weltmeister von 2006, der vor vier Jahren an den Folgen eines schweren Fahrradunfalls starb.

„Auf dem Podium musste ich auch an die Vinales-Familie denken“, spricht Marquez zudem den jüngsten Unfalltod von Dean Berta Vinales in der Supersport-300-WM an. „Ich kenne sie seit meiner Kindheit, als wir Kart fuhren. Es ist ein hartes Jahr für den Motorradsport. Auch wenn wir weitermachen, müssen wir an sie erinnern.“

Warum er in Rechtskurven weiter zu kämpfen hat
Was die restlichen Rennen der Saison und die Entwicklung seiner körperlichen Fitness angeht, geht der Austin-Sieger weiter einen Schritt nach dem anderen. „Wir sind immer noch weit weg“, hält er fest. „Deshalb müssen wir weiter hart arbeiten, denn dieses besondere Gefühl mit dem Motorrad ist noch nicht wieder da.“

„Die Strecken gegen den Uhrzeigersinn wie hier lagen mir schon immer – jetzt, mit der Verletzung, noch mehr. Der Unterschied zwischen dem Gefühl in Links- und in Rechtskurven ist noch größer geworden. In den Linkskurven kann ich die Hand stärker belasten und den Trizeps nutzen, um einzulenken. In den Rechtskurven pushe ich mit der linken Seite und bekomme Untersteuern“, erklärt er.

„Wenn ich versuche, mit der rechten Hand zu pushen, funktioniert das im Moment noch nicht. Aber ich kann trotzdem gut fahren. Natürlich ist es schwierig, deshalb stürze ich auch häufiger und kann mich nicht mit dem Ellbogen retten.“ Bei einigen Bewegungsabläufen fehle eben immer noch viel im Vergleich zum linken Arm.

Marquez: „Habe noch ein paar Einschränkungen“
Das limitiert ihn in Rechtskurven weiterhin: „Ich kann die Position am Bremspunkt zwar jetzt immer besser halten. Aber beim Einlenken fühle ich mich noch nicht so wohl. Ich kann in die Kurve nicht so hineingleiten wie früher. Das war immer meine Stärke. Ich habe also noch ein paar Einschränkungen“, fasst Marquez zusammen.

„Am Samstag fühlte ich mich beispielsweise auch hier in Austin nicht so gut, aber ich habe es nicht erzwungen. Das musste ich auch nicht, weil der Speed da war. Auf anderen Strecken muss ich es erzwingen. Denn selbst wenn ich versuche zu pushen, bin ich weit von diesen beiden Jungs (Quartararo und Bagnaia; Anm. d. R.) entfernt. Wir werden sehen, was in den nächsten drei Rennen passiert.“

Während er den kommenden Grand Prix in Misano als schwierig einstuft, „weil nach dem ersten Rennen und dem Test alle schnell sein werden“, ist er auf Portimao und Valencia gespannt. „Diese beiden Rennen werden für mich sehr interessant sein, um zu verstehen, wo ich stehe – insbesondere in den Rechtskurven in Portimao.“

Text von Juliane Ziegengeist

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