© Repsol - Jubelt Marc Marquez am Sonntag in Indianapolis über Saisonsieg Nummer zehn?

© Repsol – Jubelt Marc Marquez am Sonntag in Indianapolis über Saisonsieg Nummer zehn?

Der MotoGP-Zirkus hält Einzug in Indianapolis. Das seit 2008 im Kalender befindliche und auf dem Infield-Kurs des legendären Indianapolis Motor Speedway ausgetragene Rennen markiert in diesem Jahr Saisonlauf Nummer zehn von 19. Bei den ersten neun Saisonrennen hielt sich die Abwechslung auf der obersten Stufe des Siegerpodests in Grenzen. Weltmeister Marc Marquez legte die perfekte erste Saisonhälfte hin. Im Sattel seiner Honda RC213V gewann der Ausnahmekönner alle neun Rennen.

Die versammelte MotoGP-Konkurrenz verneigt sich vor den Leistungen des 21-jährigen Spaniers. „Für Marc ist das natürlich positiv, für uns weniger“, spricht Valentino Rossi, siebenmaliger Weltmeister der Königsklasse, die Marquez-Dominanz anno 2014 an und meint: „Wir müssen es einfach schaffen, ihn zu schlagen, bevor die Saison zu Ende ist.“

Den „Doktor“ beeindruckt vor allem, dass sich Marquez gegenüber seiner ohnehin schon starken Debütsaison, die er auf Anhieb mit dem WM-Titel krönte, noch steigern konnte. „Er stürzt viel seltener und macht deutlich weniger Fehler. Auch ich muss von ihm lernen – und zwar in jeder Situation. Sei es bei den Flag-to-Flag-Rennen oder dergleichen. Er zeigt in diesem Jahr wirklich beeindruckende Leistungen“, lobt Rossi den Honda-Werksfahrer, der auf dem Weg zu seinem zweiten WM-Titel kaum noch einzuholen ist.

Marc Marquez oder der, der die Limits verschiebt
Nicky Hayden, Weltmeister des Jahres 2006, imponiert an Marquez vor allem, „wie er ständig am Limit unterwegs sein kann, dabei aber so selten Fehler macht. Vor allem in den Rennen ist er fabelhaft. Im Freien Training oder im Qualifying crasht er schon mal, aber in den Rennen fährt er so viele Runden, so viele Kurven am absoluten Limit. Das ist es, was mich am meisten beeindruckt.“

Inzwischen hat Marquez im MotoGP-Fahrerlager bereits den Spitznamen „die Katze“ verpasst bekommen. „Wir nennen ihn so, weil er immer auf den Füßen landet, egal was passiert“, erklärt Cal Crutchlow und blickt an den Anfang der Saison zurück: „Aufgrund seiner Verletzung im Winter fuhr er nur die Hälfte oder ein Drittel der Testrunden, die wir zurückgelegt haben. Dennoch kam er dann zum ersten Rennen und fuhr den Sieg ein.“

Seit Marquez zu Beginn des vergangenen Jahres die MotoGP-Bühne betrat, ist es laut Andrea Dovizioso auch den anderen Fahrern bewusst geworden, dass es „immer noch mehr herauszuholen gibt“. Dem zweimaligen Weltmeister Jorge Lorenzo fällt dazu ein: „Ich bin schon gegen Casey (Stoner), Dani (Pedrosa) und Valentino gefahren. Marc und sein Motorrad, diese Kombination ist derzeit aber noch schwieriger zu schlagen. Das spornt mich an, es weiter zu versuchen.“

Ein einziger Saisonsieger schlecht für den Sport?

„Wir wollen es eigentlich nicht sehen, dass ein Fahrer alle Rennen gewinnt“, spricht Hayden auf Marquez‘ Siegesserie in dieser Saison an und sorgt sich um die Wahrnehmung der Herausforderung, ein MotoGP-Bike zu fahren: „Er lässt es von außen betrachtet richtig einfach aussehen. So einfach ist es aber nicht. Also hoffe ich, dass ihn bald mal jemand schlagen kann, sodass wir alle wieder etwas besser dastehen.“

Auch Crutchlow meint, dass es „für die anderen Fahrer langsam peinlich“ wird. „Hoffentlich nimmt er mal etwas Tempo heraus“, so der Brite in Richtung des amtierenden Weltmeisters und aktuellen WM-Spitzenreiters.

Crutchlows Ducati-Teamkollege Dovizioso imponiert an Marquez vor allem, „wie er die Limits verschoben hat“. Lorenzo sieht es genauso: „Marc fährt ständig am oder über dem Limit, stürzt aber fast nie. Ich glaube nicht, dass es aktuell einen weiteren Fahrer im Feld gibt, der diese Fähigkeit besitzt.“

Kein Druck beim Dominator
In einem Punkt sind sich alle einig: Für Langeweile sorgt Marquez trotz seiner Dauersiege ganz bestimmt nicht. Der spektakuläre Fahrstil des jungen Spaniers, der zusätzlich zur gewohnten Knieschleiftechnik die Ellbogenschleiftechnik perfekt beherrscht, lässt die MotoGP-Fans frohlocken. „Es ist alles andere als langweilig, ihm zuzuschauen“, sagt Hayden.

Aleix Espargaro stimmt zu: „Für die Zuschauer ist es alles andere als langweilig. Er hat seine Siege ja im Trockenen, im Nassen, von weit hinten im Feld und aus der Boxengasse eingefahren.“ So glaubt Hayden, dass die Zuschauer in dieser Saison hauptsächlich deshalb einschalten, „um zu sehen, ob es einer schafft, Marc zu schlagen“.

Und was sagt Marquez selbst zu seiner Dominanz? „Es ist nicht so, dass ich zusätzlichen Druck spüren würde. Wenn der Tag kommt, an dem ich nicht gewinne, dann ist das kein Desaster. Vielleicht passiert es hier, vielleicht bei einem anderen Rennen. Es wird der Sonntag kommen, an dem mich Jorge, Dani oder Valentino schlagen. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass sie und auch die anderen sehr gute Fahrer sind. Ich habe großen Respekt vor ihnen.“

Lorenzo hält Marquez-Durchmarsch für möglich
„Die erste Saisonhälfte lief für mich natürlich perfekt. Das Wichtigste ist es aber, den WM-Titel zu gewinnen und nicht etwa, viele Rennen zu gewinnen“, sagt Marquez und wird sich ab dem ersten Training zum Grand Prix von Indianapolis erneut bemühen, die Konkurrenz in die Schranken zu weisen.

Im vergangen Jahr triumphierte der Spanier auf dem Weg zu seinem WM-Titel aus dem Stand auch in Indianapolis. „Vielleicht gewinnt er ja hier wieder. Honda war auf dieser Strecke in der Vergangenheit immer stark“, bemerkt Rossi in Anspielung auf die Tatsache, dass die Indy-Siege seit 2010 allesamt an Honda-Fahrer gingen. Lorenzo glaubt, dass es „durchaus möglich ist, dass Marc sein zehntes Rennen gewinnt und dass er sogar alle Rennen gewinnt“.

Text von Mario Fritzsche

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