(Motorsport-Total.com) – Fährt man durch das 8.000 Einwohner zählende italienische Örtchen Tavullia, dann fällt eines auf: Die Farbe Gelb ist überall präsent.
Außerdem gilt im Stadtgebiet das ungewöhnliche Tempolimit von 46 km/h und jeder Laternenmast ist mit einer Flagge und ebendieser Nummer versehen. Spätestens jetzt sollte klar sein, wo man sich befindet: im Heimatort von MotoGP-Legende Valentino Rossi.
In dem Ort ist der neunfache Weltmeister aufgewachsen und noch heute ist es sein Zuhause, samt seiner bekannten Ranch. Doch der Ort ist auch Zentrum seines Marketing-Imperiums geworden.
Die Marke „VR46“ ist mittlerweile weltweit bekannt. In Tavullia ist der Sitz des multinationalen Konzerns, der sich nicht nur um das Marketing von „Vale“ selbst kümmert, sondern auch um jenes seiner Schützlinge in den verschiedenen Kategorien. Außerdem fungiert die riesige Anlage auch als Sitz für die Fahrerakademie und das Sky-VR46-Team, das in der Moto2 und Moto3 vertreten ist.
Die Fabrik ist einzigartig. Gelb, Schwarz und Weiß sind die vorherrschenden Farben. Ein großes Schild macht deutlich, dass man jeden Moment in das Universum des „Doktors“ eintaucht. Die Anlage spiegelt das Image der Nummer 46 perfekt wider. Die ikonischen Elemente, die Rossi seine gesamte Karriere über begleiten, sind überall sichtbar. In seinem Büro, das größte im gesamten Gebäude, steht die Yamaha M1, mit der der heute 39-Jährige seinen bislang letzten WM-Titel (2009) gewinnen konnte.
Rossi selbst sorgt für den größten Umsatz
Im oberen Stock gibt es Sitzmöglichkeiten und verglaste Büros – nicht nur jenes von Rossi selbst, sondern auch Direktor Alberto Tebaldi, die Administration und die Technik sind vertreten. Im unteren Geschoss sind die Design- und die Social-Media-Abteilung untergebracht. Außerdem wird in einer angrenzenden Lagerhalle der größte Schatz aufbewahrt: die Trainingsbikes der Akademiefahrer.
„2012 sind wir hierher gezogen, als wir das Marketing für Vale aufgezogen haben. Wir wollten vergrößern. Jetzt kümmern wir uns im Marketing auch um andere Fahrer und Teams, wie Yamaha und KTM“, erklärt Tebaldi gegenüber ‚Motorsport-Total.com‘.
Das Geschäftsvolumen im Marketing sei sehr groß. Obwohl die VR46-Fabrik auch Aufträge von anderen Piloten, wie etwa Maverick Vinales oder Cal Crutchlow, umsetzt – sowohl im Design, wie auch in der Herstellung und im Vertrieb – wird das Hauptaugenmerk auf Rossi gelegt. „Valentino repräsentiert um die 80 Prozent des Umsatzes, der im Vorjahr 20 Millionen Euro betrug. Auch 2018 sollten wir in diesem Bereich liegen“; ergänzt Gianluca Falcioni, der Chef der VR46-Desginabteilung.
Obwohl der Faktor Rossi für das Business ein erheblicher ist, nimmt das Team auch immer wieder Aufträge von fremden Firmen an. „In der Vergangenheit haben wir für zwei Jahre mit Juventus gearbeitet, jetzt machen wir Marketing für Lamborghini. Wir sind für den gesamten Prozess zuständig und sind insgesamt in rund 50 Ländern vertreten“, so Falcioni.
Bei jedem Europarennen der Motorrad-WM sind die großen Merchandise-Stände von Valentino Rossi in den Fanzonen nicht zu übersehen. „Bei Überseerennen bekommen wir Unterstützung von unseren lokalen Händlern. Außerdem haben wir unseren eigenen Shop in Tokio“, betont der Designer einen der wichtigsten Märkte.
Insgesamt hat die Firma bereits über 80 Mitarbeiter angestellt. 40 Personen davon sind ausschließlich für das Marketing zuständig. Direktor Tebaldi liegt vor allem das Firmenklima am Herzen. Ihm ist eine gute Atmosphäre sehr wichtig. „Jeder hat Spaß, wir leben das einfach. Wir sorgen uns immer um die anderen und versuchen, alles einfacher zu machen – vom Vorstand bis zum Koch. So hat es Vale immer vorgelebt.“
Salucci über Akademie: „Wir kümmern uns um alles“
Eine essentiell wichtige Person im Kreise des MotoGP-Stars ist Uccio Salucci. Er ist die rechte Hand von Rossi und gemeinsam mit zwei weiteren Italienern zuständig für die Sportdirektion. „Unser Fahrermanagement ist allumfassend. Wir sind verantwortlich für die Verträge der Piloten, aber auch für ihre Vorbereitung in allen Bereichen“, so Salucci.
„So können sich die Kids ausschließlich auf das Fahren und Trainieren konzentrieren, was sie machen müssen.“ Auf der Ranch wird oft trainiert, die jungen Nachwuchsstars, wie Franco Morbidelli oder Francesco Bagnaia, haben es mit Rossis Hilfe mittlerweile selbst zum Moto2-Titel und bis in die MotoGP geschafft. „Wir kontrollieren sie ständig, sowohl was die Ernährung betrifft, als auch das körperliche Training.“ Sollte auf der Ranch mit Bikes trainiert werden, dann stehen den Piloten Mechaniker des Sky-Teams zur Verfügung, erklärt Salucci.
Das große Ziel ist klar: „Wir wollen einen MotoGP-Weltmeister produzieren. Wir haben nicht erwartet, so schnell schon erfolgreich zu sein. Wir haben nicht erwartet, dass Bagnaia so schnell reift. Auch die Leistungen von Marco Bezzecchi und Luca Marini haben uns überrascht.“ 2019 werden Bagnaia auf Ducati und Morbidelli auf Yamaha gegen Rossi antreten. Der Italiener hat noch bis Ende 2020 Vertrag, bis dahin möchte er selbst um den zehnten WM-Titel kämpfen. „Zuerst wollen wir mit Vale gewinnen und dann schauen wir weiter“, so Salucci. Das würde die Verkaufszahlen womöglich erneut in die Höhe treiben.
Text von Maria Reyer, Co-Autor: Oriol Puigdemont
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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