Teammanager Francesco Guidotti wird das Team nach drei Jahren verlassen

(Motorsport-Total.com) – Als KTM im Jahr 2017 in die MotoGP eingestiegen ist, hat CEO Stefan Pierer Suzuki als Vorbild genannt und das Ziel vorgegeben, in fünf Jahren konkurrenzfähig zu werden. In den darauffolgenden drei Jahren soll die österreichische Marke im WM-Kampf eine Rolle spielen.

Diese acht Jahre sind nun fast zu Ende und KTM hat die gesteckten Ziele bisher nicht erreicht. Die Saison wird von Ducati dominiert. Inklusive Sprints hat KTM an 14 Rennwochenenden neun Podestplätze errungen.

Laut Informationen von Motorsport.com Spanien, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network, gibt es im Topmanagement Gespräche darüber, wie man die Teamstruktur verändern muss. Es wird eine große Änderung erwartet.

Teammanager Francesco Guidotti wird seine Koffer packen müssen. Der Italiener wurde von Pramac engagiert und bekleidete bei KTM diese Rolle seit 2022. Drei Jahre später wird er seinen Posten räumen müssen.

Das wird spätestens nach dem Saisonfinale in Valencia passieren, oder schon früher. Und das, obwohl Guidotti noch einen Vertrag mit KTM bis Ende 2025 hat. Sein Abschied folgt auf die Trennung von Technikdirektor Fabiano Sterlacchini, dessen Vertrag nicht verlängert wurde.

Alberto Giribuola wird mit Bastianini zusammengespannt
Mit Alberto Giribuola hätte beinahe ein weiterer Italiener KTM verlassen. Er ist zur Saison 2023 von Ducati zu den Österreichern als Performance-Analyst gestoßen. Seit dem Aragon-Wochenende ist Giribuola neuer Crewchief von Augusto Fernandez bei Tech3.

Der Spanier zeigte sich bisher von den Änderungen beim Set-up positiv überrascht, obwohl er so wie seine Markenkollegen mit starken Vibrationen von den Reifen kämpft. Ab dem nächsten Jahr wird Giribuola Crewchief von Enea Bastianini, der von Ducati zu Tech3 wechselt.

Die beiden haben schon in Ducati-Satellitenteams große Erfolge gefeiert. Es war Bastianinis ausdrücklicher Wunsch, wieder mit Giribuola zusammenzuarbeiten. Hätte sich diese Konstellation nicht ergeben, dann hätte Giribuola ziemlich wahrscheinlich die orange Marke verlassen.

„Es gibt hier keine Geduld. Das ist das Schlimmste, das bei einem Werk in der MotoGP passieren kann“, heißt es von einem KTM-Teammitglied zum Autor dieser Zeilen. „Man braucht Stabilität und muss die Leute, die man engagiert, arbeiten lassen.“

„Aber leider passiert das nicht. Und die Leute an der Spitze sind sehr dickköpfig. Sie haben immer noch nicht realisiert, dass das keine gute Sache ist und für die Mitarbeiter wenig Positives und viel Unsicherheit bedeutet.“

Wird Aki Ajo neuer Teammanager beim MotoGP-Projekt?
Die Stelle des Teammanagers muss im Zuge des Abschieds von Guidotti nachbesetzt werden. Laut Motorsport.com Spanien könnten dafür zwei Namen infrage kommen: Dani Pedrosa und Aki Ajo.

Pedrosa ist der Nummer-1-Testfahrer und wurde von Pierer auch schon als „der wahre Boss von KTM“ bezeichnet, denn der Spanier ist für die Entwicklungsrichtung der RC16 maßgeblich. Aber Pedrosa genießt die Zeit mit seiner Familie abseits der hektischen Rennwochenenden.

Deshalb ist es schwierig, sich ihn in der Rolle des Teammanagers vorzustellen. Denn das würde seine Präsenz bei allen Grands Prix bedeuten. Deshalb ist es naheliegender, dass ihm neben Motorsportchef Pit Beirer eine ergänzende Führungsrolle angeboten werden könnte.

Und dann gäbe es Ajo, der für KTM seit Jahren sehr erfolgreich die Nachwuchsteams in den Klassen Moto3 und Moto2 betreut. Der Finne wird von den Österreichern auch als effizientester Manager angesehen, wenn man Investment und sportlichen Erfolg betrachtet.

Ajo denkt schon länger darüber nach, in der Königsklasse zu arbeiten. Hätte KTM für dieses Jahr einen dritten Startplatz (für Pedro Acosta) erhalten, dann hätte Ajo dieses dritte Team geleitet. Dieser Platz wurde von der Dorna und der IRTA aber nicht vergeben.

Pierer Mobility AG: Einbruch des Umsatzes, Stellenabbau in Österreich
Betrachtet man all diese Aspekte bei KTM, dann ist klar, dass die Nerven bei den Mitarbeitern angespannt sind. Dazu kommt ein Einbruch der Verkaufszahlen. Im ersten Halbjahr 2024 sank der Umsatz des Motorrad-Segments um 27 Prozent.

Die Aktie der Pierer Mobility AG liegt derzeit bei 25 Euro. Vor einem Jahr wurde sie noch im Bereich von 65 Euro gehandelt. Außerdem gab es in diesem Jahr auch an den Standorten in Österreich Personalabbau.

Im ersten Halbjahr 2024 wurden 373 Mitarbeiter abgebaut, davon 309 in Österreich. Demgegenüber kamen durch die erstmalige Vollkonsolidierung von MV Agusta in Italien zusätzliche 213 Mitarbeiter zur Gruppe.

Zu Beginn der MotoGP-Sommerpause, nach dem Grand Prix von Deutschland, machte sich Acosta auf den Weg nach Mattighofen. Er blieb dort einige Tage, um mit dem Management, den Ingenieuren und den restlichen Teammitgliedern über die Lage zu sprechen.

„Am wichtigsten ist, dass uns versichert worden ist, dass das Investment in das MotoGP-Projekt fortgesetzt wird“, sagte Acosta anschließend. Angesichts des Stellenabbaus in Österreich war das eine Erleichterung für ihn.

Es ist unwahrscheinlich, dass Pierer die MotoGP aufgeben würde. Es erscheint logischer, dass er Ressourcen von woanders abzieht, um einen Kollaps zu vermeiden. Obwohl Pierer bei der Mobility AG den Sparstift angesetzt hat, ist er als Investor in anderen Bereichen tätig.

So wurde erst vor wenigen Tagen bekannt, dass er seine Anteile am deutschen Autozulieferer Leoni, die er erst im Sommer 2023 erworben hat, wieder verkauft hat. Seine 50,1 Prozent wurden von der chinesischen Firma Luxshare, die unter anderem für Apple produziert, übernommen.

Ein Prestigeprojekt wie die MotoGP bleibt für Pierer wichtig. Er und sein innerer Zirkel sind entschlossen, KTM neues Leben einzuhauchen, um den Rückstand auf Ducati zu reduzieren. Der bisher letzte von sieben Siegen gelang Miguel Oliveira im Herbst 2022.

Der Rückstand von KTM ist nicht so dramatisch wie bei Honda und Yamaha. Man kämpft gegen Aprilia um Platz zwei bei den Konstrukteuren. Aber es gibt eine Statistik, bei der KTM führend ist – die Sturzstatistik.

Mit allen vier Stammfahrern wurden bei KTM an den ersten 14 Rennwochenenden 56 Stürze gezählt. Bei Aprilia sind es 30 und bei Honda 29. Diese drei Marken setzen vier Fahrer ein. Ducati kommt mit acht Fahrern auf 88 Stürze.

Text von Oriol Puigdemont, Übersetzung: Gerald Dirnbeck

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