Marc Marquez - © Repsol

© Repsol – Marc Marquez setzte das Rennen nach seinem Sturz fort und wurde 13.

Der diesjährige Frankreich-Grand-Prix in Le Mans war ein reines Sturzfestival. Lediglich zwölf Piloten passierten die Ziellinie, ohne zu stürzen.

Honda-Werkspilot Marc Marquez zählte als WM-Leader zu den prominentesten Opfern. Nach dem Ausflug ins Kiesbett konnte der Spanier das Rennen aber fortsetzen und kassierte drei WM-Punkte für das Durchhalten.

Für Andrea Dovizioso, Cal Crutchlow, Andrea Iannone, Bradley Smith, Jack Miller, Tito Rabat, Yonny Hernandez und Scott Redding war der fünfte Lauf der Saison vorzeitig beendet.

Doch warum gab es in Le Mans so viele Stürze? Sieger Jorge Lorenzo versucht, die Gründe zu nennen: „Mit den Michelin-Reifen fehlt das Gefühl, das Motorrad zu 100 Prozent unter Kontrolle zu haben. Das Motorrad ist unruhiger, vor allem das Heck der Maschine. Am Kurvenausgang sind die Motorräder sehr unruhig. Beim Bremsen wurde es mit dem neuen Vorderreifen deutlich besser. Das Motorrad ist aber nicht so stabil wie mit den Bridgestone-Reifen“, vergleicht Lorenzo, der die Charakteristik der Reifen für die vielen Zwischenfälle verantwortlich macht.

„Manchmal ist es körperlich anstrengender, das Motorrad zu kontrollieren. Man muss sich stärker konzentrieren, damit man keine Fehler macht, weil das Motorrad unruhig werden kann, wenn man zu spät bremst oder zu hart bremst. Zudem spürt man beim Fahren die Bodenwellen stärker. Die Reifen fordern einen anderen Stil. Daran muss man sich gewöhnen. Wir fuhren lange Zeit mit den Bridgestone-Reifen. Es ist nicht einfach“, betont der Spanier.


Moto2-Abrieb kostet Grip
Teamkollege Valentino Rossi ist überzeugt, dass der Abrieb der Dunlop-Reifen beim Moto2-Rennen den Asphalt schmieriger gemacht hat. An den Trainingstagen fährt die Moto2 nach der MotoGP. Am Renntag ändern sich die Bedingungen, was viele Fahrer vor Probleme stößt: „In den Rennen ist es schwieriger. Ich erwartete, dass es sich anders anfühlen wird. Nach dem Moto2-Rennen ist es normalerweise ein bisschen rutschiger. Am Renntag war es deutlich wärmer. Dann kommt noch der volle Tank hinzu“, zählt Rossi die Gründe auf.

Zudem geht Rossi davon aus, dass die Risikobereitschaft im Rennen bei vielen Fahrern groß ist. Viele Fahrer haben noch keinen Vertrag für 2017 und müssen sich bis zur Sommerpause mit guten Leistungen empfehlen. „Im Rennen gibt jeder das Maximum, um möglichst weit vorne zu landen“, bestätigt Rossi.

Suzuki-Pilot Maverick Vinales sicherte sich durch die Stürze von Marquez und der Ducati-Werkspiloten Platz drei. Doch auch der Spanier musste kämpfen, um das Rennen ohne Zwischenfall zu überstehen: „Das Motorrad war im vergangenen Jahr beim Bremsen stabiler. In diesem Jahr ist das Heck sehr unruhig. Im Rennen ist das mit vollem Tank schwer zu kontrollieren. Nach den Moto2-Rennen sind die Strecken rutschiger“, schildert Vinales.

Stürze kündigen sich nicht an
Honda-Pilot Cal Crutchlow sah in fünf Rennen bisher nur ein Mal die Zielflagge. Auch in Le Mans lag der Brite im Kies. „Natürlich bin ich richtig enttäuscht. Erneut keine Punkte, das ist für mich und das Team sehr hart. Ich denke, jeder konnte sehen, dass es schwierig war, das Rennen zu beenden. Wir wählten den harten Vorderreifen. Das war die beste Wahl bei den hohen Temperaturen. Ich stehe nach wie vor hinter der Entscheidung, den harten Reifen gewählt zu haben“, bemerkt der LCR-Pilot, der in dieser Saison keinen Rhythmus findet. „Es war schwierig, den Linien der Fahrer mit anderen Maschinen zu folgen“, klagt er.

Für Pramac-Pilot Yonny Hernandez war der Frankreich-Grand-Prix ebenfalls vorzeitig vorbei. „Es war ein sturzreiches Rennen. Ich wusste nicht, was bei meinem Sturz genau passierte“, grübelt der Ducati-Pilot. „Wir schauten uns die Telemetrieaufzeichnungen an und erkannten, dass ich auf eine Bodenwelle kam und dadurch die Haftung am Hinterrad abriss. Die Folge war, dass ich den Grip am Vorderrad verlor. Ich erwartete den Sturz nicht, weil ich nicht über dem Limit fuhr. Ich fuhr das gleiche Tempo wie im Warmup.“

Und auch Bradley Smith kassierte einen Nuller, als er die Espargaro-Brüder verfolgte: „Ich holte Aleix und Pol ein. Dann war ich zu nah am Limit. Der Vorderreifen ließ nach und ich fuhr ein bisschen zu schnell in die Kurve“, schildert Smith den Unfall. Spektakulär war das, was Marquez und Dovizioso fabrizierten. Beide stürzten unabhängig voneinander und vergaben damit die Chance auf einen Podestplatz.

Dovizioso ist von den Michelin-Reifen genervt: „Leider vermitteln die Reifen keine Vorwarnung, wann sie Grip verlieren. Dadurch bin ich gestürzt“, begründet der Italiener seinen Fehler. Landsmann Rossi profitierte von den Stürzen seiner Verfolger. „Es war ein entscheidender Zeitpunkt im Rennen. Sie pushten und gingen ans Limit. In dieser Kurve ist man Runde für Runde am Limit, weil es diese Bodenwelle gibt. Es passierte das, was wir schon in Austin sahen, als Crutchlow und Smith stürzten. Es ist vorstellbar, dass sich der Hinterherfahrende erschrickt und deshalb stürzt. Doch dieses Mal sah es so aus, als Marquez einen Tick eher stürzte“, kommentiert Rossi den Vorfall.

Text von Sebastian Fränzschky

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