(Motorsport-Total.com) – In der MotoGP ist so, wie in jedem anderen Sport auch. Es gibt keine zweite Chance. Was passiert ist, ist passiert.
Zu unserem Jahresrückblick 2018 wollen wir uns aber trotzdem einmal den Spaß machen, auf ein paar Ereignisse der vergangenen Saison zu schauen und zu spekulieren, was passiert wäre, wenn im entscheidenden Moment alles anders gelaufen wäre. Was wäre also passiert, wenn …
… Jorge Lorenzo mit Ducati früher gewonnen hätte?
Als der Spanier im Juni nach rund anderthalb Jahren seine ersten beiden Siege in Rot feierte, war es bereits zu spät. Ducati hatte sich schon dazu entschieden, ihn 2019 durch Danilo Petrucci zu ersetzen. Wäre Lorenzo bereits zu Saisonbeginn so konkurrenzfähig gewesen, hätten die Italiener sicher versucht, ihn zu halten. Und das hätte eine ganze Reihe von Auswirkungen haben können.
Zum einen ist da natürlich der WM-Kampf, der ganz anders gelaufen wäre, wenn Lorenzo von Beginn an vorne dabei gewesen wäre. Und auch das MotoGP-Feld 2019 würde wohl deutlich anders aussehen. Hätte Ducati mit Lorenzo und Dovizioso verlängert? Wer hätte die zweite Honda bekommen? Und was wäre aus Danilo Petrucci geworden? Viele Fragen, die sich nie mehr klären lassen.
… Andrea Dovizioso in Jerez und Le Mans nicht gestürzt wäre?
Marc Marquez hat diese beiden Rennen im Mai als „Wendepunkt“ in der Saison ausgemacht. Er holte zwei Siege, „Dovi“ stürzte zweimal – und verlor so 50 Punkte auf den späteren Weltmeister. Nun kann man sicher nicht sagen, dass Dovizioso ohne diese beiden Rennen am Ende den Titel gewonnen hätte. Schließlich fehlten ihm nach Valencia satte 76 Punkte auf Marquez.
Klar ist aber, dass der Titelkampf zumindest etwas enger gewesen wäre – und wohl auch nicht schon drei Rennen vor Schluss entschieden. Und wer weiß? Vielleicht hätte „Dovi“ Marquez auch in den ein oder anderen Fehler treiben können, wenn dieser in der zweiten Saisonhälfte noch etwas mehr Druck gehabt hätte. Möglicherweise liegt Marquez also gar nicht so falsch, wenn er von einem „Wendepunkt“ spricht.
… Yamaha seine Elektronikprobleme im Winter gelöst hätte?
Hätte es dann gereicht, um die Lücke zu Ducati und Honda zu schließen und im Titelkampf ein Wörtchen mitzureden? Zu Beginn der Saison hätte man diese Frage vermutlich mit einem „Ja“ beantwortet, denn da hieß es noch, dass Yamahas Probleme einzig und allein auf die Elektronik zurückzuführen seien. Das doch das ist – so weiß man mittlerweile – nicht die ganze Wahrheit gewesen.
Denn auch der Motor der M1 ist aktuell nicht gut genug, um ganz vorne mitzumischen. Das beweist alleine die Tatsache, dass man sich bei den Tests im November ausschließlich auf das neue Aggregat für 2019 konzentriert hat. Ob man ohne die Elektronikprobleme, die während der ersten Saisonhälfte im Mittelpunkt standen, siegfähig gewesen wäre, ist also gar nicht so sicher …
… es ein „Transferfenster“ in der MotoGP gegeben hätte?
Oder anders gefragt: Was wäre anders gewesen, wenn die MotoGP-Verträge für 2019 erst im Sommer oder Herbst 2018 geschlossen worden wären? Dass bei Ducati vermutlich einiges anders gelaufen wäre, haben wir am Beispiel von Jorge Lorenzo bereits festgestellt. Doch auch bei einigen anderen Teams hätte die Entscheidung anders ausfallen können, wenn man etwas länger gewartet hätte.
Ganz oben auf der Liste steht zum Beispiel Alvaro Bautista, der sicher einen Platz für 2019 verdient gehabt hätte. Doch als er sich 2018 so richtig in Szene setzte, waren alle guten Bikes bereits weg. Hätte Suzuki Andrea Iannone wirklich abgegeben? Und was ist eigentlich mit Valentino Rossi und Maverick Vinales? Hätten sie ihre Verträge verlängert, wenn sie gewusst hätten, wie schlecht die Saison 2018 für Yamaha läuft …?
… Valentino Rossi in Malaysia nicht gestürzt wäre?
Von den großen zu den etwas kleineren Fragen. Dass die aber nicht unbedingt weniger spannend sein müssen, beweist ein Blick auf Sepang. Welcher MotoGP-Fan möchte nicht gerne wissen, wie dort ein Duell auf der Strecke zwischen Rossi und Marc Marquez ausgegangen wäre? Letztendlich kam es allerdings nie dazu, weil der „Doctor“ kurz vor Rennende in Führung liegend stürzte.
So bleibt für immer offen, ob Rossi den Speed gehabt hätte, um Marquez in den letzten Runden hinter sich zu halten. Als der „Doctor“ crashte, war Marquez bereits schneller. Aber hätte es auch gereicht, um Rossi zu überholen? Am Ende bleiben ein weiterer souveräner Sieg des Spaniers und die erste Yamaha-Saison, in der Rossi kein einziges Rennen gewinnen konnte.
… Tom Lüthi die Wintertests 2018 nicht verpasst hätte?
18 Rennen, 0 Punkte. Das ist die traurige Bilanz der ersten und einzigen MotoGP-Saison des Schweizers. Hätte alles anders laufen können, wenn er sich Ende der Saison 2017 nicht verletzt hätte? „Was ich unterschätzt habe, sind die Tests im November, die ich durch die Verletzung verpasst habe“, gesteht der 32-Jährige selbst im Gespräch mit ‚Motorsport-Total.com‘.
Das war sicher nicht das einzige Problem in der schwierigen Saison des Schweizers. Klar ist aber auch, dass eine bessere Vorbereitung sicher nicht geschadet hätte, denn so startete er bereits mit einem Rückstand in sein MotoGP-Abenteuer. Vermutlich wäre für ihn 2019 – aufgrund der äußeren Umstände – so oder so kein Platz mehr in der Königsklasse gewesen. Aber vielleicht hätte es 2018 ja zumindest für den ein oder anderen Punkt gereicht.
… Marc Marquez nicht mitgefahren wäre?
Viele MotoGP-Fans ärgert die Dominanz von Marc Marquez und damit verbundene „Langweile“ im WM-Kampf 2018. Aber wäre es in der abgelaufenen Saison wirklich spannender gewesen, wenn der Weltmeister nicht mitgefahren wäre? Nicht zwangsläufig, denn vermutlich wäre der Titelkampf dann ebenfalls vorzeitig entschieden gewesen. Nur hätte der Weltmeister dann Dovizioso geheißen und nicht Marquez.
… Maverick Vinales in Australien nicht gewonnen hätte?
Auf dem Papier ist die Auswirkung klar: Für Yamaha wäre es die erste MotoGP-Saison ohne Sieg seit 2003 gewesen. Doch was wären die Folgen gewesen? Hätten bei den Japanern Köpfe rollen müssen? Was hätte das für die Entwicklung des Motorrads 2019 bedeutet? Oder hat der Sieg auf Phillip Island am Ende intern gar keinen großen Unterschied gemacht? Auch das werden wir nie erfahren …
… Dani Pedrosa zu Petronas-Yamaha gewechselt wäre?
Statt Karriereende noch ein oder zwei Saisons für das neue Yamaha-Kundenteam – ein entsprechendes Angebot hatte Dani Pedrosa vorliegen. Unmittelbare Folge: Für Fabio Quartararo wäre 2019 kein Platz in der MotoGP gewesen. Die Frage, was Pedrosa auf einem anderen Motorrad als der Honda in der Königsklasse hätte leisten können, wird so aber für immer unbeantwortet bleiben.
… die Rennleitung das Rennen in Silverstone gestartet hätte?
Wirklich zur Debatte stand es natürlich nie, das Rennen gegen den Willen der Fahrer durchzudrücken. Aber was wäre passiert, wenn die Rennleitung den Grand Prix trotzdem gestartet hätte? Hätten alle Fahrer das Rennen kollektiv boykottiert? Hätte es einen Teilboykott und am Ende einen Lauf mit nur einer Handvoll Fahrer gegeben? Oder wären am Ende trotzdem alle gefahren?
Text von Ruben Zimmermann
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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