(Motorsport-Total.com) – Marc Marquez hat beim Grand Prix von Japan erneut Geschichte geschrieben.
Der Spanier krönte sich am Sonntag vorzeitig in Motegi zum MotoGP-Weltmeister 2018. Damit zog er mit Honda-Legende Mick Doohan gleich, der in der Königsklasse ebenso fünf Weltmeistertitel mit der japanischen Marke einfahren konnte. Der Australier war einer der ersten Gratulanten von vielen. Marquez ist im Alter von 25 Jahren und 246 Tagen nun auch der jüngste fünffache MotoGP- und jüngste siebenfache Motorrad-Weltmeister. Alles Rekorde, die Marquez zwar freuen, ihn aber nur noch weiter motivieren.
„Marc ist ein brillanter Fahrer und er verdient alles, was er bislang im Alter von nur 25 Jahren erreicht hat. Er fährt eine perfekte Saison mit acht Siegen bislang. Gepaart mit seiner Konstanz bringt ihn das in den meisten Rennen auf das Podium. Ich möchte Marc zu seinem fünften MotoGP-Titel gratulieren. Ich bin stolz darauf, diesen Meilenstein nun mit ihm teilen zu dürfen“, richtete Doohan dem Motegi-Sieger wenige Minuten nach Rennende aus. Die Motorrad-Legende bedankte sich außerdem bei Marquez für dessen unvergleichlichen Stil und die Show, die er am Sonntag wieder geboten hat.
Denn das Rennwochenende in Japan begann nicht optimal. Die Wetterbedingungen sorgten für wenig Fahrbetrieb am Freitag, am Samstag unterlief Marquez im vierten Training ein Fehler. Der Sturz hatte zur Folge, dass der Spanier das Qualifying auf dem Ersatzbike bestreiten musste – daher nur Startplatz sechs während Andrea Dovizioso auf die Pole-Position fuhr. „Nach dem vierten Training hatte ich dennoch das Gefühl, dass der Sieg möglich wäre. Im Warm-up konnte ich meine Pace nochmals bestätigen.“
Marquez verrät: „Bin unter Druck konzentrierter“
„Vor dem Rennen habe ich mich mit meiner Crew noch einmal besprochen. Dabei versuchen wir immer festzustellen, welche Position realistisch wäre. Wir haben gesehen, dass ich von der Pace her in der Lage sein müsste, um den Sieg zu kämpfen“, schilderte Marquez. Er wusste, dass er einen perfekten Start erwischen müsste, um Dovizioso an der Spitze zu gefährden. „Ich war wirklich fokussiert auf die erste Runde. Ich wusste, dass das die wichtigste Runde des Rennens werden wird.“
Er stürmte von Position sechs auf Rang zwei nach vor und saß dem Ducati-Piloten bereits nach der ersten Runde direkt im Nacken – die erste Hürde war genommen. „Ich musste schnell überholen und mich hinter Dovi positionieren, weil er der Hauptgegner sein würde. Ich habe versucht, kontrolliert hinter ihm zu fahren.“ Vier Runden vor Rennende setzte er schließlich das entscheidende Manöver. Der Italiener konnte nicht kontern und stürzte schließlich. Die Weltmeisterschaft war somit entschieden. „Am Ende hatte ich noch etwas mehr Pace und versuchte, in diesen letzten vier Runden einfach alles zu geben.“
Es hat gereicht. Im Ziel fehlten LCR-Honda-Piloten Cal Crutchlow eineinhalb Sekunden auf den Sieger. Damit hat Marquez sein persönliches Ziel erreicht. Denn wie er nach Rennende verriet, hatte er sich in den Kopf gesetzt, bereits den ersten Matchball zu verwerten – um zusätzliche Motivation zu finden. „Ich sagte mir, dass ich in Motegi gewinnen will.“ Nachsatz: „Wenn ich unter Druck stehe, dann arbeite ich besser. Das gefällt mir. Manchmal fahre ich ohne Druck, aber mir ist es lieber mit Druck, denn dann bin ich scheinbar konzentrierter.“
Honda-Präsident forderte den Sieg von Marquez
Passend dazu hat er am Wochenende von Honda-Boss Takahiro Hachigo volle Unterstützung zugesichert bekommen. „Nach dem Warm-up kam der Honda-Präsident zu mir und meinte: ‚Du musste es heute schaffen‘. Ich antwortete: ‚Okay!'“, lachte Marquez später über die Situation. „Ich weiß, dass es wichtig ist für sie.“ Immerhin konnte er die japanische Marke bereits zum zweiten Mal nach 2016 in Motegi mit dem WM-Titel beschenken.
Zwar wirkte Marquez sichtlich erleichtert und gelöst, nachdem die Zielflagge geschwenkt wurde, dennoch musste er gestehen, dass der Titelgewinn in diesem Jahr weniger emotional ausfällt. „Im Vorjahr war es deutlich anstrengender, da mir der Vorsprung gefehlt hat. Der Druck war höher, allerdings war es daher auch viel emotionaler als ich den Titel in Valencia holen konnte. Wenn es erst beim letzten Rennen klappt, ist das immer eine ganz andere Situation“, schilderte er.
2017 kam Marquez mit 21 WM-Punkten Vorsprung zum Saisonfinale, 2018 fehlen Dovizioso drei Rennen vor Ende als WM-Zweiter satte 102 Zähler – eine Statistik, die eindrucksvoll die Dominanz des Honda-Piloten in dieser Saison zeigt. Er selbst gibt allerdings an, erst ab dem Grand Prix in Aragon an den WM-Titel gedacht zu haben. „Nach Aragon dachte ich, ich könnte mein Ziel tatsächlich erreichen und dafür kämpfen.“ Schon zu jenem Zeitpunkt lag er 72 Punkte vor dem Italiener.
Rossi zollt Marquez Respekt: „Er war der Schnellste“
Zwei Rennen später darf sich der 25-Jährige nun jüngster fünffacher MotoGP- und jüngster siebenfacher Motorrad-Weltmeister nennen. Er ist nun einer von erst vier Piloten, die fünf oder mehr WM-Titel in der Königsklasse einfahren konnten (Giacomo Agostini, Valentino Rossi und Mick Doohan). Nicht nur der Australier zieht seinen Hut vor seinem Honda-Nachfolger, auch Erzrivale Rossi zollt ihm Respekt: „Er war der Schnellste auf der Strecke. Deshalb verdient er die Meisterschaft.“
Mit diesen Größen in einem Atemzug genannt zu werden, erfüllt Marquez mit Stolz. Er betont deshalb deutlich: „Es ist unmöglich, sich das auszumalen.“ Als kleiner Junge hätte er niemals von solch großem Erfolg geträumt. „Jede Saison erzähle ich, dass ein Traum wahr geworden ist. Und ich lebe diesen Traum.“
„Ein MotoGP-Fahrer zu sein, ist das eine, aber jedes Jahr um Siege und Titel zu kämpfen, das kann sich niemand wirklich vorstellen. Auch wenn man das Supertalent in der kleinsten Klasse ist und alles gewinnt, kann man nicht davon ausgehen, dass das auch in der MotoGP der Fall sein wird. Denn dort fahren die besten Fahrer der Welt und über 19 Rennen ein gutes Level zu halten, ist verdammt schwierig.“
Marquez: „Werde noch härter arbeiten, um besser zu werden“
Die Konstanz war Marquez‘ Schlüssel zum Erfolg: Der Spanier konnte bislang mehr Rennen, mehr Podestplätze und mehr Pole-Positionen in diesem Jahr einfahren als jeder andere Pilot. Er konnte außerdem als jüngster Pilot 50 MotoGP-Pole-Positionen erreichen, womit er ebenfalls einen alten Rekord von Doohan gebrochen hat. Der Australier war satte zehn Jahre älter als Marquez, als ihm das zuvor gelang. Wird der alte und neue Weltmeister mit dem Brechen von Rekorden einfach immer weitermachen?
„Ehrlich gesagt denke ich nicht an Rekorde, da jede Saison komplett anders ist. Jetzt habe ich noch zwei Jahre Vertrag bei Honda und in diesen beiden Jahren werde ich weiterhin um die Meisterschaft kämpfen“, schickte er eine erste Warnung an die Konkurrenz. Im Winter werde er sich wieder auf die Titelverteidigung vorbereiten. „Ich weiß, dass ich unter Druck stehen werde. Alle Topstars arbeiten daraufhin, die Weltmeisterschaft zu gewinnen.“
Nachsatz: „So lange ich noch mitfahre, werde ich versuchen, weitere Rekorde zu brechen.“ 2019 erwartet den Überflieger allerdings besonders harte interne Konkurrenz: Jorge Lorenzo wird sein Garagennachbar werden. Wird das eine neue Herausforderung? „Jedes Jahr stehe ich unter Druck, verspüre aber auch große Motivation, um wieder um den Titel zu kämpfen. Ich hoffe, dass das bis zu meinem Karriereende so bleibt.“ Mehr lässt er sich in Japan nicht zum Thema Lorenzo entlocken.
Jetzt stehen erst einmal ausgedehnte Feierlichkeiten auf seinem Programm. „Wir werden in Australien, Malaysia, Valencia und Cervera feiern“, schmunzelte er. „Bis zum 1. Januar werde ich versuchen, alles zu genießen. Ab Jahresbeginn werde ich mich dann voll auf die 2019er-Saison fokussieren und noch härter arbeiten, um noch besser zu werden.“
Text von Maria Reyer
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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